Braune Wassermassen schieben sich durch Straßen Sie reißen Autos, teils ganze Häuser mit. Zurück bleiben Orte voller Trümmer. Anwohnerinnen und Anwohner weinen um ihre Existenz, manche sogar um ihre Liebsten.
In den Köpfen vieler Menschen sind diese Bilder aus Juli 2021 noch präsent. Die Ereignisse im Ahrtal haben gezeigt, welch zerstörerische Kraft Starkregen haben kann. So gut es geht möchte sich die Stadt Dorsten deshalb auf ähnliche Regenmassen vorbereiten.
Helfen soll dabei ein Handlungskonzept. Dafür hatte die Stadt bereits im Dezember 2019 eine Sturzflutanalyse für das gesamte Stadtgebiet in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse liegen nun vor. Das geht aus einer Berichtsvorlage des Umwelt- und Planungsausschusses hervor (Sitzung am 7.11.).
Daten basieren auf zwei Szenarien
Die Basis der Daten bilden zwei Szenarien: ein Niederschlagsereignis mit 51,2 Millimetern pro Stunde (100-jähriges Ereignis) und ein Niederschlagsereignis mit 90 Millimetern pro Stunde (extremes Niederschlagsereignis).
Die Stadt weist allerdings darauf hin, dass sich die Daten schnell verändern können, wenn Berechnungsfaktoren minimal abweichen. Entsprechend anders können die Auswirkungen für die Menschen in von Starkregen betroffenen Gebieten sein.

Die gewonnenen Daten unterscheiden sich von denen, die in den Starkregengefahrenkarten auf der Internetseite der Stadt Dorsten veranschaulicht sind. Diese basieren auf Material, das das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie im Jahr 2021 herausgegeben hat.
Überlastete Kanalisation verschärft Gefahr
So schreibt Holger Lohse, Technischer Beigeordneter der Stadt Dorsten, dass sich die Überflutungsgefahr verschärfe, wenn Wassermassen von der überlasteten Kanalisation nicht mehr aufgenommen werden können oder austreten.
Lohse kommt zu dem Schluss: Nur die Kombination von kommunaler Flächenvorsorge und objektbezogenen Schutzmaßnahmen könnten die mögliche Überflutungsschäden bestmöglich reduziert werden. Das heißt: Auch private Hauseigentümer sollten ihren Teil dazu beitragen, ihr Hab und Gut bestmöglich zu schützen.
Die Stadt wolle deshalb die Bürgerinnen und Bürger ausführlich über passende Maßnahmen informieren. Stattfinden werde eine entsprechende Veranstaltung im Januar 2024. Dann sollen auch die neu erstellten Starkregengefahrenkarten ausführlich erklärt und vorgestellt werden.
Erste Tipps für Hauseigentümer
Dennoch gibt die Stadt erste Tipps für Hauseigentümer. Diese beziehen sich beispielhaft auf vier Risikogebiete in den Stadtteilen Feldmark, Lembeck, Altstadt und Holsterhausen.
Objekt- also hausbezogene Maßnahmen könnten demnach sein:
- Abdichten von Lichtschächten und Kellertüren,
- Einsatz von druckdichten Fenstern, Türen und Verschlüssen,
- Installation von Klappschotten, Rückstausicherungen, Barrieren und Sperren,
- Errichtung von Aufkantungen und/oder Erhöhungen an tiefgelegenen Eingängen und Zufahrten,
- Förderung von dezentraler Versickerung, Flächenentsiegelung und Retentionsanlagen (halten Niederschläge zurück und geben diese zeitverzögert an die Kanalisation ab)
Zusätzlich sollten sich Anwohnerinnen und Anwohner generell einstellen auf infrastrukturbezogene Maßnahmen, die durchgeführt werden könnten:
- Einrichtung von Aufkantungen,
- Geplante Flutung von Grünflächen,
- Errichtung von Verwallungen,
- Vorhaltung von mobilen Pumpeinheiten und Schutzschläuchen
Fluchtwege sollen ebenfalls ausgewiesen und Warnschilder aufgestellt werden. Des Weiteren werde die Leistungsfähigkeit des Kanalisationssystems überprüft - beispielsweise in Holsterhausen.
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