Schulleiter äußern Sorgen vor dem Umzug
Hauptschule
Den Standortwechsel der Agathaschule hat der Rat beschlossen – und damit auch gleichzeitig das Schicksal der Geschwister-Scholl-Schule. Sie muss zur Marler Straße weichen. Und zwar wohl nicht allein.

Sollten beide Hauptschulen an die Marler Straße ziehen, ziehen sie in die Gebäude der ehemaligen Astrid-Lindgren-Schule (r.) und der Johannesschule (l.). Dafür muss sich in diesen Schulgebäuden aber einiges tun, fordern die Schulleiter der Hauptschulen.
Sollte die Sekundarschule gegründet werden, wechselt auch die Dietrich-Bonhoeffer-Schule dorthin. Dieser Umzug der beiden Hauptschulen in die ehemalige Johannesschule und Astrid-Lindgren-Schule löst bei Kindern, Eltern, Lehrern und Leitung große Sorgen aus.
„Unsere Klasse versteht sich jetzt so gut. Das wird in einer größeren Klasse mit anderen Schülern nicht mehr so sein“, sagt Vicky. „Vielleicht bekommen wir ja dann auch neue Lehrer, die wir nicht kennen. Das wäre für uns schlecht. Wie ein Neuanfang“, sagt Celine. Und den wollen die beiden Freundinnen aus der Klasse 8a der Dietrich-Bonhoeffer-Schule nicht. Auch um Unterrichtsausfall während der Umzugszeit sorgen sich die beiden Schülerinnen.
Und sie sind damit nicht allein: „Je mehr alle verstehen, was dieser Umzug für uns bedeutet, desto mehr Unruhe entsteht“, fasst Jörg Habig, Konrektor an der Geschwister-Scholl-Schule, zusammen. Schulleiter Dirk Börger nickt: „Ich führe viele Elterngespräche und auch der Motivation der Kinder merkt man das jetzt schon an.“ Das Wort „entsorgt“ falle sehr häufig, wenn es um den Umzug an die Marler Straße geht, berichtet Jörg Habig.
Solange wie möglich getrennt
Viele Sorgen der Kinder und Eltern teilen Dirk Börger und sein Kollege Johannes Berger, Kommissarischer Leiter der Dietrich-Bonhoeffer-Schule. Die daraus resultierenden Forderungen brachten sie in einem gemeinsamen Gespräch mit der Stadt zum Ausdruck: „Wir sind gegen die Zusammenlegung der beiden Schulen. Solange wie es geht, möchten wir, dass wir in getrennten Schulgebäuden als getrennte Systeme weiter bestehen bleiben können“, fasst Dirk Börger zusammen.
Das habe absolut nichts damit zu tun, dass man nicht miteinander arbeiten wolle, und eine „spätere Heirat“ sei auch nicht ausgeschlossen, betont Johannes Berger. „Aber allein aus pädagogischen Gründen“ sei diese Trennung so lange wie möglich wichtig. „Dieser Umzug wird für alle schon schwierig genug. Wenn die Kinder dann noch aus zwei Schulen zusammen in einer Klasse sind, dann erhöht sich noch das Konfliktpotenzial“, sagt Berger. „Für unsere Schüler sind feste Strukturen und Kontinuität ganz, ganz wichtig“, betont Dirk Börger. „Schon wenn der Klassenlehrer mal eine Woche krank ist, ist das ein Problem“, sagt Jörg Habig.
Rechnerisch sinnlos
Es mache auch rechnerisch keinen Sinn, die Klassen zusammenzulegen, weil sie dann schnell zu groß würden: „Vielleicht kann man die Fünfer zusammenlegen. Aber in Klasse 6 und 7 kommen erfahrungsgemäß so viele Schüler von anderen Schulen dazu, dass die Klassen wieder zu groß wären und man sie sowieso wieder trennen müsste. Flüchtlinge, die eventuell zusätzlich zu uns kommen, sind da noch gar nicht reingerechnet“, sagen die Schulleiter. Ob die Schulen getrennt voneinander existieren dürfen, entscheidet letztlich die Bezirksregierung. Die Stadt als Schulträger habe aber wohl ein „gewichtiges Wort“ mitzureden, so die Schulleiter.
Kooperieren werde man in der Aufteilung der Fachräume. „Natürlich können allein aus finanziellen Gründen für die wenigen Jahre nicht in beide Schulgebäude Bio-, Physik-, Chemie-, Technik-, Hauswirtschaft- und EDV-Räume eingerichtet werden“, sagt Dirk Börger. Daraus folgt aber, dass die Unterrichts- und Pausenzeiten gleich sind und somit alle knapp 450 Schüler gleichzeitig auf dem Schulhof sind.
"Wir ziehen nicht auf eine Baustelle"
Wichtig ist den Schulleitern, dass diese Räume zum Zeitpunkt des Umzuges – nach den Sommerferien 2018 – fertig saniert seien. „Wir können nicht ein halbes Jahr lang keinen Technikunterricht erteilen, das Fach steht im Lehrplan“, betonen sie und machen auch deutlich: „Wir ziehen nicht auf eine Baustelle und auch nicht in ein Provisorium. Dass es das nämlich wird, diese Sorge haben hier alle“, sagt Dirk Börger und macht noch einmal deutlich, was ihm am allerliebsten wäre: „Wir wollen einfach am jetzigen Standort bleiben.
Ihre Forderungen haben die Schulleiter Dirk Börger und Johannes Berger in einem Gespräch mit der Stadt besprochen. Die „konkrete und mit den beteiligten Schulen kooperative Planung“ für das „neue Hauptschulzentrum“ in den Gebäuden der Johannes- und der Astrid-Lindgren-Schule an der Marler Straße habe mit diesem ersten Gespräch begonnen, schrieb die Stadt auf Anfrage.
Gespräche mit Vorgängern
„Terminiert sind weitere Absprachen, um die nötigen Entscheidungen gemeinsam und in Mitwirkung der Dietrich-Bonhoeffer- und der Geschwister-Scholl-Hauptschule zu treffen. Da beide Schulen neue Leiter haben, bauen die Planungen unter anderem auch auf den Gesprächen auf, die mit den Vorgängern bereits geführt wurden“, so die Stadt in ihrer Stellungnahme.
Für die endgültige Abstimmung sei von der Bezirksregierung als Schulaufsicht zu entscheiden, ob die beiden Schulen am neuen Standort zunächst, wie von ihnen gewünscht, eigenständig weitergeführt werden könnten oder einen Verbund eingehen werden. „Diese Frage soll möglichst zeitnah entschieden werden, da sie Auswirkungen hat auf die Festlegung des Raum- und Ausstattungsprogramms, z.B. zur Frage, ob jeweils eigene Verwaltungsräume eingerichtet werden müssen.“
Kommentar von Jennifer Riediger
„Mit uns kann man es ja machen“ – dieser Satz fällt öfter, wenn man sich mit Eltern der Hauptschüler unterhält. Sie bemängeln einen schlechten Informationsfluss, fühlen sich abgeschoben in ein Gebäude, das bekanntermaßen (noch) nicht im guten Zustand ist. „Menschen dritter Klasse“, sagte eine Mutter im Gespräch. „Auf dem Abstellgleis“, eine andere. Eltern, Kindern – und auch ihren Lehrern – dieses Gefühl zu nehmen, wird kaum noch möglich sein. Das einzige, was jetzt noch getan werden kann, ist ihnen an ihrem neuen Standort eine Atmosphäre zu schaffen, in der die Kinder und Jugendlichen lernen und in Ruhe ihren Abschluss machen können. Was sie dazu brauchen? Ihre Lehrer und Schulleiter wissen es, und auf sie sollten alle Entscheidungsträger nun hören.