
Philipp Valente (2.v.r.) und Nils Martens (2.v.l.) präsentieren ihren Siegerentwurf für das Schölzbach-Kunstwerk. Rechts Stadtbaurat Holger Lohse, links Carsten Ascherfeld (Tiefbauamt der Stadt). © Michael Klein
Spiegel-Kunstwerk soll einen Bachlauf in Dorsten zur Bühne machen
Wir machen Mitte
Ein kreatives Architekturbüro hat den Wettbewerb für ein Kunstwerk im umgebauten Schölzbachtal in Dorsten gewonnen. An zwei Orten sollen Installationen das Gewässer zur Bühne machen.
Der Schölzbach war früher eine wichtige Lebensader in Dorsten, hat sogar Wassermühlen in der Feldmark und der Altstadt angetrieben. Heute schlängelt er sich verschämt, versteckt und zum Teil verrohrt in Richtung Lippe. Im Bewusstsein der Dorstener spiegelt sich die Bedeutung dieses Fließgewässers an vielen Orten nicht mehr wider. Das wollen Philipp Valente und Nils Martens ändern - im wahrsten Sinne des Wortes, in Form eines zweiteiligen Kunstwerks.
Beide sind Geschäftsführer des Architekturbüros „Less Plus“ mit Sitz in Dortmund und Bottrop und haben erfolgreich am Wettbewerb „Kunstwerke für das Schölzbachtal“ teilgenommen, den die Stadt Dorsten im Rahmen des Stadtumbau-Projekts „Wir machen Mitte“ ausgeschrieben hatte. Nach zwei Auswahl-Runden hatte sich eine fünfköpfige Experten-Jury schlussendlich für die Idee aus dem Hause „Less Plus“ entschieden.
Architektur und Kunst
„Wir haben uns dem Bach zunächst filmisch genähert“, erzählt Philipp Valente, der kreative Kopf des zehnköpfigen Büros, das gerne auch mit experimentellen Entwürfen Architektur, Stadtplanung und Kunst miteinander verbindet. Zwei Orte am Schölzbach haben die Planer ausfindig gemacht, die fortan zu ganz besonderen „Schauplätzen“ werden sollen.

Visualisierung des Kunstwerks, das an zwei Stellen des Schölzbachs in Dorsten aufgestellt werden soll. © Grafik: Less more
An beiden Stellen werden Installationen an Brücken befestigt, die dort den Bach in den Blick nehmen. Zweieinhalb Meter hoch, sechs Meter tief, eine Stahlkonstruktion mit Spiegeln, die als „Dach“ über dem Bachlauf schwebt. Nicht eine große Spiegelfläche, sondern durch voneinander getrennte Streifen geteilt. „Deswegen sehr filigran wirkend“, sagt Nils Martens.
Wer künftig an den beiden geplanten Werken entlang läuft oder fährt, sieht so auf der Unterseite des Spiegeldaches ein künstliches Spiegelbild der natürlichen Wasserspiegelung des darunter fließenden Schölzbaches. „An beiden Stellen bekommt der Bach ja ansonsten kaum Aufmerksamkeit“, so Philipp Valente. „Nun wird er zum sichtbaren Akteur im Stadtbild.“
Eine Installation wird an der Brücke der Klosterstraße, nahe dem Woolworth-Parkhaus und dem Parkplatz an der Straße „Am Schölzbach“, errichtet. „Dort fällt der Bach derzeit überhaupt nicht auf.“ Das zweite Werk kommt dorthin, wo der originale Strang des längst zweigeteilten Schölzbaches nach dem Unterqueren der Bahngleise wieder offen geführt wird: nahe des Wendehammers der Straße „In der Miere“ und des sogenannten „Krokodilspielplatzes“. Auch hier steht eine alte Brücke. Über diese führten früher Bahngleise, heute ein Fuß- und Radweg und das „mitten durchs Pantoffelgrün“, wie es Stadtbaurat Holger Lohse nannte.

Auch im Bereich "In der Miere" an der Schölzbachbrücke nahe des "Krokodil-Spielplatzes" wird eine vom Kreativ-Büro "Less Plus" entworfene Spiegel-Konstruktion aufgestellt. © Michael Klein
Auch er saß neben Dr. Georg Elben in der Jury, die aus den externen Mitgliedern des städtischen Kunstbeirats bestand. Holger Lohse betont, dass die Kosten für die beiden Installationen in Höhe von 40.000 Euro durch Fördermittel gedeckt werden. Der Kunst-Wettbewerb war nämlich Bestandteil des drei Millionen Euro schweren „Wir machen Mitte“-Projektes „Optimierung des Schölzbachtals“, das dem Gewässer und einem Umfeld seit 2020 ein neues Gesicht gibt.
Nur minimale Eingriffe
Bis Ende des Jahres werden die beiden Installationen stehen. „Die Installation bringt der Stadt einen Naturraum näher“, sagt Philipp Valente und verspricht: „Es wird nur minimale bauliche Eingriffe in die jeweiligen Orte geben.“
Übrigens wird die Klosterstraßen-Installation direkt neben zwei am Ufer stehenden Sitzmöbeln des damaligen Kunstprojektes „Stühle an den Schölzbach“ aufgebaut, mit dem die Künstlerin Billie Erlenkamp damals ebenfalls den vernachlässigten Bachlauf mehr ins Bewusstsein rücken wollte.
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
