Zwei Dorstener Fußballer in Schlägerei in Schermbeck verwickelt Plötzlich flogen die Fäuste

Prozess: Dorstener Fußballer in Schlägerei in Schermbeck verwickelt
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Vorgeschichte der Verhandlung vor dem Weseler Amtsgericht am Dienstag (10.12.) war ein Fußballspiel zwischen der vierten Mannschaft des SV Schermbeck und der Gästemannschaft TSV Raesfeld. Es war der 30. April 2023 in Schermbeck. Bis kurz vor Abpfiff verlief das Spiel normal. Dann aber soll es ein Foulspiel gegeben haben, mehrere Personen gerieten verbal aneinander. Und plötzlich flogen die Fäuste eines Raesfelder Spielers.

Verfahren nach Schlägerei

Bereits im April stand er deswegen vor Gericht. Damals erklärte der junge Mann (22) sein Verhalten mit der Begründung, er habe sich rassistisch beleidigt gefühlt: „Ich drehte mich um und er sagte: Du bist ein Affe. Ich habe mich nicht beherrschen können und habe ihn geschlagen.“ Dafür entschuldigte er sich.

Aufgrund einer eigenen Kopfverletzung und Prellung des Brustkorbs sowie der möglichen rassistischen Provokation wurde das Verfahren gegen den damals 22-Jährigen eingestellt. Zur aktuellen Verhandlung am Dienstag (1012.) war er als wichtigster Zeuge und Nebenkläger geladen, konnte an der Verhandlung beim Amtsgericht Wesel aber nicht teilnehmen, weil er laut seines Anwalts am Flughafen in Ghana festsaß.

„Ganz viele waren beteiligt“

Diesmal standen zwei Kicker aus Dorsten (28 und 30 Jahre alt) vor Gericht, die damals beim SV Schermbeck spielten und an der Schlägerei mitbeteiligt gewesen sein sollen.

Die beiden Cousins wurden wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Einer ihrer Anwälte schilderte die Situation aus Sicht seines Mandanten: „Es war eine richtige Rudelbildung, ganz viel Durcheinander. Wer da jetzt was gemacht hat, ist schwierig zu sagen. Auf jeden Fall waren da ganz viele beteiligt.“

Sein Mandant wolle nicht bestreiten, dass er im Rahmen der Auseinandersetzung den Raesfelder geschlagen habe, erklärte sein Verteidiger. Doch auch er habe bei der Schlägerei einen Nasenbeinbruch erlitten. Beweisen ließ sich das nicht. Denn eine Bescheinigung vom Krankenhaus lag zum Sitzungstermin nicht vor.

Kung-Fu-Tritt gegen Raesfelder

Laut Sitzungsprotokollen habe sich „ein Bild ergeben, das anders sein könnte, als das, was hier geschildert wurde“, so Richter Ralph Neddermeyer. Der Schiedsrichter verteilte damals Rote Karten, brach das Spiel ab und die Situation beruhigte sich zunächst.

Doch dann eskalierte es erneut: „Ein Spieler sprang über die Bande, auf den Raesfelder zu und trat mit einer Art Kung-Fu-Tritt mit dem Stollen-Schuh in den Oberkörper“, zitierte der Richter. Ob es einer der beiden Angeklagten war, konnte in der Verhandlung nicht geklärt werden.

Richter Neddermeyer fand es „sehr ungewöhnlich“, dass ein Spieler erst jemanden foult und im nächsten Moment „völlig grundlos“ zuschlage. „Die Lebenserfahrung spricht dafür, dass es anders gewesen sein könnte.“

Wichtigster Zeuge nicht da

Mehrere Zeugen wurden in den Saal gerufen, sie mussten diesmal aber nicht aussagen. „Der wichtigste Zeuge ist heute nicht hier“, meinte der Richter und: „Allzu viel haben wir nicht gehört.“ Aber da sich die Staatsanwaltschaft und Anwälte am Ende einig waren, wurde das Verfahren gegen die angeklagten Dorstener mit einer Geldauflage von jeweils 750 Euro an den Raesfelder Spieler eingestellt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es wechselseitige Verletzungen gegeben habe.

Mannschaft ausgeschlossen

Ein Sportgericht hatte die drei Spieler nach diesem Skandalspiel schon zu harten Strafen verurteilt: Demnach ist der Raesfelder für 36 Spiele gesperrt, die beiden Schermbecker Spieler aus Dorsten, einer von ihnen war der Kapitän, sind es für 36 und 46 Spiele. Nach den Vorfällen vom 30. April wurde die vierte Mannschaft des SVS sofort aus dem Spielbetrieb genommen.