Projektorchester „Confido Camerata“ gab umjubeltes Konzert auf Fürst Leopold
Konzert
Das Projektorchester „Confido Camerata“ unter der Leitung von Wolfgang Endrös präsentierte am Samstag in der Weißkaue auf der Zeche Fürst Leopold „Music made in America“.
„Alle Werke dieses Abends sind in den Vereinigten Staaten geschrieben worden, aber keines von einem Amerikaner“, erläuterte Wolfgang Endrös zu Beginn des Konzertes am Samstag in der Kaue auf Zeche Fürst Leopold.
Große Experimentierfreude
Der musikalische Leiter des Projektorchesters „Confido Camerata“ mit Sitz in Dorsten hatte ein Programm zusammengestellt, das die „vielfältigen Einflüsse, die Amerika groß gemacht haben“ widerspiegelte. Experimentierfreudig, wie der Auftritt eines klassischen Orchesters in der Industriehalle, das Auftaktwerk des Abends. Igor Strawinskys „Ode“, ein Triptychon, schien geschaffen für den weiträumigen Saal.
Zärtlich, wie von Ferne, im unendlichen Hall der weißgekachelten Wände, mischten sich die einzelnen, kurzen Bläserpassagen. Sonore Hörner, märchenhafte Oboen, trauernde Klarinetten, eingebettet in tiefe zupfende Streicher erschufen im ersten Satz ein surreales Klangbild.
Gewebter Tonteppich
Ein beklemmendes Hetzen ausgelöst durch pompöse Jagdhörner folgte, ausladend und breit nun der gewebte Tonteppich. Im „Epitaph“ choralartige Sequenzen, ein sanftes Ende mit dem leisen Seufzen einer Querflöte, das süße Geleit der Engel gen Himmel in einem Requiem. Ein „Vermächtnis“ präsentierte Endrös passend dazu im Anschluss.
Das Konzert für Viola und Orchester von Béla Bartók, eines der letzten Kompositionen des ungarischen Musikers vor seinem Tod im amerikanischen Exil, posthum von einem Schüler zusammengestellt. Solistin die erst 19-jährige Assia Weissmann, eingesprungen für den erkrankten György Kemeny. Welch eine Entdeckung. Weissmann interpretierte die Wellen des Schmerzes gegossen in Noten mit einer umwerfenden Reife. Der runde, tiefe Klang der Bratsche verlieh dem Wehklagen ein Gesicht.
Das Leid Europas im Zweiten Weltkrieg, Verfolgung, Vernichtung, das alles ließ Weissmann ergreifend entstehen. Perfektes Wechselspiel mit dem Orchester, beseelte Interpretation und glänzende Technik, des berühmten Werkes mehr als würdig. „Es ist eine Ehre und Freude dieses Stück zu spielen“, sagte Weissmann bescheiden im Anschluss an die Darbietung. Eine „Circus Polka“ von Strawinsky zeigte dann eine weitere Facette des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten, Musik geschrieben für ein Elefantenballett, ein Meisterkomponist mit einer Auftragsarbeit für eine Zirkustournee.
Plastisch erschufen Posaunen, Tuba und Pauken die mächtigen Schritte der Dickhäuter, die manchmal auch mit verschobenen Takten aus der Reihe tanzten, präzise ausgeführt von den 45 Orchestermitgliedern. Nach der Pause ließ Endrös Antonin Dvorak erklingen, der 56 Jahre vor seinen slawischen Kollegen nicht aus Not nach New York gekommen war, sondern dort ein Engagement hatte.
Mitreißend und überzeugend
Der Auftrag war, „ein amerikanisch-nationales musikalisches Idiom“ zu entwickeln. Fünf Sätze der Suite für Orchester op.98a zeigten, wie Dvorak dies umsetzte. Leichtigkeit der Brise der weiten Ozeane, Unendlichkeit des hohen Himmels Imposanz einer gewaltigen Natur – das Orchester präsentierte mitreißend und überzeugend schwärmerisch und schwelgerische Bilder eines großen Kontinents. Viel Applaus für ein wunderbares Klassikkonzert, das mehr als die rund 100 Besucher verdient hätte.