
In einer Halle in Lembeck wurde eine illegale Aufzuchtanlage für Cannabispflanzen entdeckt. (Symbolbild) © picture alliance/dpa/Polizeipräsidium Frankfurt am Main
Kripo hebt Cannabis-Plantage von zwei Geschäftsfrauen in Dorsten aus
Gerichtsprozess
In der Halle ihres Betriebes in Dorsten-Lembeck richteten zwei unbescholtene Geschäftsfrauen eine Cannabis-Plantage ein. Ihre Gründe dafür tat das Strafgericht als „Schutzbehauptung“ ab.
Der dörfliche Dorstener Ortsteil Lembeck ist für so einige landwirtschaftliche Produkte bekannt. Eine Menge Ertrag ließen auch die Pflanzen erwarten, die in einem kleinen Geschäftsbetrieb unweit der Dorf-Hauptstraße angebaut worden waren. Doch bevor die Ernte komplett eingefahren werden konnte, rückte im Juli des vergangenen Jahres die Polizei an.
Es war nämlich eine ausgewachsene Cannabis-Plantage, deren Existenz ein anonymer Hinweisgeber per Telefon gegenüber der Dorstener Wache weitergegeben hatte. Der bei der Polizei Verpfiffene (ein 39-jähriger Lembecker) sowie die Hof-Bewohnerinnen (eine 55-Jährige sowie ihre 34-jährige Tochter, die sich kurz zuvor mit einem touristischen Unternehmen selbstständig gemacht hatten) standen am Mittwoch wegen Drogenanbaus und -handels vor dem Dorstener Schöffengericht.
Nach dem damaligen Hinweis ließ die Drogenfahndung der Kripo eine Drohne über dem Gelände kreisen. „Sogar draußen im Garten wuchsen Cannabis-Stauden“, erklärte ein Polizist im Zeugenstand. Bei der Hausdurchsuchung (dabei wurde eine Geburtstagsfeier gesprengt) entdeckten die Beamten in einer eigens dafür ausgestatteten Halle Dutzende von weiteren Pflanzen - insgesamt fast zwei Kilo schwer. Das hätte insgesamt für „Joints“ in vierstelliger Zahl gereicht.
Keine Fingerabdrücke genommen
Das Schöffengericht wurde während der Vernehmungen im Gerichtssaal den Eindruck nicht los, dass der 39-Jährige - seit langer Zeit ein Freund der Familie und wegen Drogengeschichten vorbestraft - der Haupttäter sei.
Doch das konnte durch die polizeiliche Ermittlungsarbeit nicht bewiesen werden: Es wurden in der Halle keine Fingerabdrücke gesichert, lediglich zwei einzelne Samen wurden bei ihm zu Hause gefunden - deren Besitz ist nicht strafbar: Freispruch für ihn.
Die Schuld auf sich nahmen Mutter und Tochter: Die 55-Jährige ließ über ihren Anwalt erklären, sie habe die Pflanzen aus „medizinischen Gründen“ angebaut. Sie leide an einer schweren Arthrose, die Joints sollten ihre Schmerzen lindern. „Ich wollte aber nur die Blüten wegen ihres CBD-Wirkstoffs rauchen.“ Ihre Tochter gestand, dass die in ihrem Zimmer gefundene Cannabis-Menge ihr selbst gehöre, „ansonsten habe ich meiner Mutter geholfen“.
Reine Schutzbehauptung
Angesichts der Größe der Plantage und ihrer nahezu professionellen Ausstattung zweifelte der Staatsanwalt die „medizinischen Beweggründe“ der Beschuldigten an. „Das ist eine reine Schutzbehauptung.“
Auch das Schöffengericht glaubt in der Urteilsbegründung, die beiden Frauen hätten nebenbei Geld hinzuverdienen wollen, weil ihre touristische Haupteinkommensquelle, die einige Vor-Investitionen erfordert hatte, in der Corona-Zeit kaum sprudelte: 18 Monate auf Bewährung für die Mutter, acht Monate Bewährungsstrafe für die Tochter.
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
