Fragen und Antworten Krebserregende PFAS in Kanal und Lippe in Dorsten und Schermbeck

PFAS: Krebserregende Substanzen in Kanal und Lippe gefunden
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Laut Recherche von NDR, WDR und SZ lassen sich PFAS an mehr als 1.500 Orten in Deutschland nachweisen, darunter auch in Dorsten und Schermbeck.

Eine interaktive Karte zeigt dabei PFAS-Funde in Dorsten im Wesel-Datteln-Kanal im Jahr 2022 (15 Nanogramm/Liter) und 2021 in der Lippe (29 Nanogramm/Liter). In Schermbeck nennt die Karte eine Messung von 2008 ohne genauere Details zum Fundort mit 30,58 Nanogramm/Liter. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Was sind PFAS?

Hinter der Abkürzung verbergen sich „per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen“. LANUV-Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia: „Diese Stoffgruppe umfasst aktuell mehrere tausend Verbindungen und war früher auch unter der Bezeichnung ‚PFC‘ (perfluorierte Chemikalien) oder ‚PFT‘ (perfluorierte Tenside) bekannt.“

Was macht PFAS so gefährlich?

Birgit Kaiser de Garcia: „PFAS-Verbindungen können krebserregend wirken und reichern sich im menschlichen Körper an. Je mehr wir also über unsere Lebensmittel an PFAS-Verbindungen aufnehmen, desto höher kann das Krebsrisiko sein.“ Die einzige dauerhaft wirksame Maßnahme zur Vermeidung weiterer Belastungen liege im Verbot weiterer PFAS-Verbindungen. „Wir als Umwelt- und Verbraucherschutzbehörde begrüßen daher die Bestrebungen der EU, genau an solchen Verboten anzusetzen.“

Warum werden PFAS hergestellt und wozu verwendet?

PFAS sind wasser-, fett- und schmutzabweisend sowie chemisch und thermisch stabil. Deshalb stecken sie in Regenjacken, Pfannen, Kettenfett, Zahnseide oder in Papier, in das Burger eingewickelt werden. Auch im Löschschaum der Feuerwehr können Substanzen vorhanden sein, die sich in der Umwelt zu PFAS entwickeln.

Als „PFT-Skandal“ wurde das Ausbringen von PFAS-belasteten Klärschlämmen in NRW 2006 bekannt. Was hat das LANUV seitdem getan?

Kaiser de Garcia: „Die Fälle von belasteten Klärschlämmen mit entsprechenden Auswirkungen auf die Gewässer, waren der Ausgangspunkt für eine ganze Reihe von Maßnahmen. Für uns als LANUV bedeutete dies vor allem, ein wirksames Messnetz aufzubauen, um mögliche Belastungen in den Abwässern, Oberflächengewässern und im Grundwasser nachvollziehbar zu machen.“

Stimmen die PFAS-Werte, die in der interaktiven Karte NDR, WDR und SZ für Dorsten und Schermbeck veröffentlicht wurden?

Kaiser de Garcia: „Welche einzelnen Messstellen vom Recherchekollektiv verwendet worden sind und welcher einzelne Wert zu welchem Zweck in dieser Karte zu finden ist, kann von uns nicht ohne weitere Recherchen nachvollzogen werden. Die genannten Werte sind von unseren Fachleuten nur schwer nachzuprüfen, da genauere Angaben zu den einzelnen Messstellen und der jeweiligen Örtlichkeit fehlen.“

Welche PFAS-Höchstwerte hat das LANUV bisher in Dorsten und Schermbeck gemessen?

Zwischen 2015 und 2021 wurden laut Kaiser de Garcia an der Lippe in Dorsten 170 Analysen von Wasserproben auf PFAS-Verbindungen durchgeführt. „Am Wesel-Datteln-Kanal fanden 166 solcher Untersuchungen statt. In Schermbeck wurden 21 Analysen an der Lippe durchgeführt.“ Der höchste PFAS-Gehalt wurde am Wesel-Datteln-Kanal an der Liegestelle Dorsten im Oktober 2019 mit 49 Nanogramm pro Liter gemessen. An der Lippe betrug der Höchstwert 43,1 Nanogramm pro Liter, gemessen im Februar 2017 unterhalb des Rapphofs Mühlenbachs. An derselben Stelle betrug der Wert im April 2018 23,3 Nanogramm pro Liter.

Messungen haben auch im Wesel-Datteln-Kanal in Dorsten per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen festgestellt.
Messungen haben auch im Wesel-Datteln-Kanal in Dorsten per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen festgestellt. © Berthold Fehmer

Wie sind solche Werte in Bezug auf die Gesundheitsgefahr einzuordnen?

Kaiser de Garcia sagt, das langfristig anzustrebende Mindestqualitätsziel der Trinkwasserkommission sei ein Höchstwert von 100 Nanogramm pro Liter für die Summe aller PFAS. Ein Nanogramm ist übrigens das Tausendstel eines Mikrogramms, das wiederum das Tausendstel eines Milligramms ist.

Bedroht die PFAS unser Trinkwasser?

Das Trinkwasser in NRW sei sicher, sagt Kaiser de Garcia. „Die PFAS-Vorsorgewerte gelten bereits für das Rohwasser, welches entnommen wird, um daraus Trinkwasser zu generieren.“ Zudem werde es aufwendig filtriert und durch stetige Laboranalysen geprüft.

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