Die neue Krankenhausplanung steht, der Aufschrei ist groß. Die kardiologische Notfallversorgung wird, so sind die Pläne bisher, ab 2026 in Dorsten eingestellt. Das Glanzstück der Kardiologie-Abteilung im St. Elisabeth-Krankenhaus, der Linksherzkatheter-Messplatz, der in Dorsten bisher Leben rettet, ist dann Geschichte.
Die Nachricht der Regierungspläne sorgt für Angst und Verunsicherung unter den Dorstener Bürgern. Viele fragen sich: Wer kümmert sich demnächst im Notfall? Wie weit muss ich im Ernstfall fahren?
Die Ergebnisse der Krankenhausplanung verraten: Ein Krankenhaus mit internistischer und chirurgischer Versorgung soll mit dem Auto innerhalb von 20 Minuten erreichbar sein. So die Garantie - jedenfalls für 90 Prozent der Bevölkerung je Region. Aber wie genau sieht das im Ernstfall in Dorsten aus?
Wo muss ich hin?
Wer ab 2026 auf die kardiologische Notfallversorgung angewiesen ist, muss auf das Marienhospital in Marl oder auf das Knappschaftskrankenhaus in Recklinghausen ausweichen. Beide Hospitäler können minimalinvasive Eingriffe am Herzen vornehmen und zum Beispiel Herzschrittmacher einsetzten, das geht aus den Ergebnissen der neuen Krankenhausplanung und den neuen Leistungsangeboten der einzelnen Kliniken hervor.
Der Weg zur Kardiologie: Als Ausgangspunkt dient der zentrumsnahe Busbahnhof in Dorsten. Mit dem Auto ist das Marienhospital in Marl 9 Kilometer entfernt. Die Fahrt dauert, über die B225, ungefähr 16 Minuten.
Im Gegensatz dazu, ist das Knappschaftskrankenhaus in Recklinghausen, bei einer Entfernung von 16 Kilometer, in 25 Minuten erreichbar.
Warum soll Dorsten wegfallen?
Das Ziel der neuen Krankenhausplanung sei es, „die Qualität der Versorgung zu verbessern“, indem Behandlungsschwerpunkte gesetzt werden. „Doppel- und Mehrfachvorhaltungen in räumlicher Nähe“ sollen abgebaut werden. So geht es aus einer Mitteilung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) in NRW hervor.
Auch soll „dem ruinösen Wettbewerb der Krankenhäuser um Fallzahlen und Personal, mit der neuen Strukturierung der Leistungsangebote der Krankenhäuser entgegengewirkt werden“, erklärt Minister Karl-Josef Laumann in der Mitteilung weiter.
In räumlicher Nähe befinden sich das St. Elisabeth-Krankenhaus, das Marienhospital in Marl, das St. Sixtus Hospital in Haltern und das Knappschaftskrankenhaus in Recklinghausen. Haltern ausgenommen, bieten alle anderen Krankenhäuser eine kardiologische Notfallversorgung an.
Bei einer geplanten Umstrukturierung bietet sich Dorsten geografisch betrachtet am ehesten an. Von Haltern aus sind es, laut Google Maps, 16,1 Kilometer zum Marler Marienhospital. Über die A52 erreichbar in 21 Minuten. Das Knappschaftskrankenhaus in Recklinghausen liegt näher und ist 15,3 Kilometer entfernt. Mit dem Auto soll es über die Recklinghäuser- und Halternerstraße 23 Minuten bis zur Ankunft dauern.

Entscheidende Faktoren
Die geografische Lage sei aber nur ein Faktor, der eine entscheidende Rolle spielte. „Für jede Leistungsgruppe wurde durch einen externen Gutachter ein Bedarf ermittelt“, wie Charlotte Dymek, MAGS-Pressesprecherin auf Nachfrage der Redaktion erklärt. Dem Knappschaftskrankenhaus in Recklinghausen sind zum Beispiel 1.200 Fälle in der kardiologischen Notfallversorgung zugewiesen.
Die Fälle sind Planzahlen, die aus dem extern ermittelten Gutachten entstanden sind. „Sie spiegeln die Verteilung dieses Bedarfes auf die ausgewählten Standorte wider“, heißt es weiter. Auch das Leistungsgeschehen in der Vergangenheit sowie die Leistungsbereitschaft und die Erreichbarkeiten der jeweiligen Standorte sollen mitbetrachtet worden sein.
Der spezielle Linksherzkatheter-Messplatz in der Kardiologie-Abteilung des St. Elisabeth Krankenhaus hielt dieser Untersuchung nicht stand. 800 Koronarangiographien, das sind Röntgenuntersuchungen der Herzkranzgefäße, wurden im Jahr 2024 in der Kardiologie-Abteilung durchgeführt.
Davon „fast 50 Notfälle, Infarkte, die zum Teil mit notwendiger oder schon vom Arzt begonnener Reanimation einhergingen“, erklärt Wolfgang Heinberg, KERN-Pressesprecher, auf Nachfrage der Redaktion. KERN steht für „Katholische Einrichtungen Ruhrgebiet Nord GmbH“.
150 Herzschrittmacher
Darüber hinaus seien knapp 150 Herzschrittmacher implantiert oder gewechselt und fast 200 elektrophysiologische Untersuchungen, damit diagnostiziert man unter anderem Herzrhythmusstörungen, durchgeführt worden. „Die Tendenz in der kardiologischen Leistungsentwicklung ist nicht zuletzt auch aufgrund des demographischen Wandels stark ansteigend“, so Heinberg.
Es sei ein Zeichen für die Notwendigkeit. Dafür, dass das Angebot „wertvoll und von der Bevölkerung und den niedergelassenen Ärzten angenommen und begrüßt wird“.
Trotzdem, für die Krankenhausplanung im Dorstener St. Elisabeth Krankenhaus fallen diese Zahlen nicht ins Gewicht. Der Linksherzkatheter der Kardiologie soll ab 2026 nicht mehr zur Verfügung stehen. Noch geben Bürger, Krankenhaus und Stadt nicht auf. Gespräche mit der Bezirksregierung Münster und dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales sollen die Entscheidung noch ändern.
Die Entfernungen und Zeitangaben basieren auf der mit Google-My Map erstellten Karte. Weiterhin stellen die Zeitangaben Durchschnittswerte dar. Je nach Tageszeit (Berufsverkehr etc.) können die Werte variieren.
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