Neuer Mercaden-Chef Uwe Matthias „Dorsten kann stolz sein, so ein schönes Center zu haben“

Neuer Mercaden-Chef: „Vergangenheit kann man nicht ändern“
Lesezeit

Als der Nachfolger von Ralf Gertz am Montag angekündigt wurde, schrieb ein Facebook-Kommentator: „Ist wie auf Schalke mit den Trainern.“ Ein bisschen sei ein Wechsel im Management tatsächlich wie ein Trainerwechsel in der Bundesliga, sagt Uwe Matthias augenzwinkernd: „Jeder hat seine eigenen Ideen.“

Geht es nach der Zahl der Trainer oder Center-Manager hinkt der Vergleich ein bisschen. Seit der Eröffnung der Mercaden im März 2016 saßen 13 Trainer bei Schalke auf der Trainerbank - in den Mercaden ist Uwe Matthias der sechste Manager. Sein Vorgänger Ralf Gertz ist immerhin schon fast drei Jahre im Amt - bei Schalke muss man für so eine Amtsdauer schon bis zum letzten Jahrtausend zurückblättern (Huub Stevens, 1996-2002).

Uwe Matthias wird Anfang Dezember die Aufgaben von Ralf Gertz übernehmen.
Uwe Matthias (l.) wird Anfang Dezember die Aufgaben von Ralf Gertz übernehmen. © Berthold Fehmer

Ralf Gertz sagt: „Ich fand die Mercaden immer klasse.“ Als der 61-Jährige in Dorsten seinen Dienst antrat, begleitete er den letzten Teil der „Repositionierung“, die „bauliche Fehler“ beheben sollte: Versetzung der Rolltreppe, die Öffnung des Lichthofs für Tageslicht im Erdgeschoss, der Brunnen, ein neues Farbkonzept. Parallel habe man den Zugriff auf die Mietflächen bekommen müssen, für die es zwar noch Mietverträge gab, wo aber die Geschäfte die Mercaden schon verlassen hatten.

Als man dann in die Offensive bei der Vermietung gegangen sei, so Gertz, „kam Corona“. Einige Geschäfte mussten schließen. „Verständlicherweise gestalteten sich da Gespräche mit Miet-Interessenten schwierig“, so Gertz, da diese in der Lockdown-Zeit erst die Entwicklung abwarten wollten. Seit Juli werden die Mercaden nicht mehr vom insolventen Unternehmen Koprian IQ, sondern von Multi Germany betreut, die dem Dorstener Mitarbeiterteam das Vertrauen geschenkt hätten, so Gertz. Der über Dorsten sagt: „Ich bin überall mit offenen Armen empfangen worden.“

Dass es für ihn jetzt in Dorsten nicht weitergeht, hat private Gründe. Seit zehn Jahren führt er eine Wochenendbeziehung mit seiner Frau in Karlsruhe und nun habe sich die Gelegenheit ergeben, dass er in der Gegend zwei Center betreuen könne, so Gertz. Das Privatleben wieder mehr in den Fokus nehmen zu können, „tut gut“, sagt Gertz, aber auch: „Ich gehe mit einem weinenden Auge.“

Sein Nachfolger aus Wuppertal ist 59 Jahre alt, Vater von drei erwachsenen Kindern und Fußballfan. Welcher Verein? „Meine Liebe ist die echte Liebe“, zitiert Uwe Matthias lächelnd den Slogan des BVB. Der gelernte Bankkaufmann hat mehr als 30 Jahre im Immobiliengeschäft gearbeitet, davon 22 Jahre im Bereich Einzelhandel -unter anderem für Immobilienfonds, bei KiK, TK Maxx, als Center-Manager in Wuppertal, Bochum und Paderborn.

„Ich liebe Shopping“

„Ich liebe Shopping“, sagt Uwe Matthias, der den bekannten Spruch „Handel ist Wandel“ zitiert. Angesichts aktueller Probleme, wie Ukraine-Krieg oder Energiekrise, wirft er den Blick 30 Jahre zurück: „Auch da hatten wir Probleme. Aber es ist immer weitergegangen.“

Die zwiegespaltene öffentliche Meinung zu den Mercaden in Dorsten ist Uwe Matthias bekannt. Er sagt: „Die Vergangenheit kann man nicht ändern. Es zählen nur Gegenwart und Zukunft.“ Er wolle gerne den lokalen Charakter des Centers für Dorsten in den Fokus stellen.

Dass es in den Mercaden Probleme mit Leerständen gibt, ist ihm natürlich klar. „In Deutschland gibt es kaum ein Center, das keinen Leerstand hat“, sagt Uwe Matthias. Das Problem sei: „Es gibt zu viel Verkaufsfläche.“ Das Angebot für Kunden sei riesig: „Gerade im Ruhrgebiet ist die Auswahl riesig.“

Geschlossen sind die Rolltore in der Mitte des Einkaufscenters.
Geschlossen sind die Rolltore in der Mitte des Einkaufscenters. Die leer stehenden Läden sind ein Problem, das der neue Center-Manager angehen will. © Berthold Fehmer

Als Pfund der Mercaden sieht er, dass das Thema Nahversorgung bereits gut abgedeckt sei. „Viele Center holen sich Aldi oder Rewe rein.“ Für die Mercaden gehe es nun darum, Mieter zu finden, die ins Konzept passten und einen Mehrwert für das Center brächten. Konkreter will er noch nicht werden, sagt aber: „Ich bin zuversichtlich, dass wir in den kommenden Monaten eine Belebung herbeiführen.“

Dass die Mini-Shops mit Rolltoren in der Mitte des Centers „nicht das Optimale“ seien, darüber sind sich der neue und alte Center-Manager einig. Ein Friseur brauche aber beispielsweise keine 300 Quadratmeter, so Gertz, der statt Rolltoren lieber Glasfassaden gehabt hätte, „die man dann anders hätte nutzen können, etwa für Ausstellungen von Vereinen“.

Bemängelt wurde in Dorsten oft, dass die Lage am Wasser nicht gastronomisch genutzt werde. „Solche gastronomischen Konzepte würden wir hier gerne sehen“, sagt Uwe Matthias. Die Nordseite mit Schatten sei angesichts länger werdender Sommer vielleicht kein Nachteil, glaubt Gertz. Man könne zwar nicht die Rampen abreißen, aber es gebe „ein, zwei Ideen, wie man dem Empfinden der Kunden entgegenkommen kann“. „Da wurden auch zwei Jahre verloren durch Corona“, so Gertz. „Da beißt die Maus keinen Faden ab.“

Lang gesperrte Brücke wird freigegeben: Aber nicht alle können sie wie gewohnt nutzen

Mercaden in Dorsten: Neuer Center-Manager fängt am 1. Dezember an

Woolworth in Dorsten: Simone Abelmann aus Schermbeck hilft Familien mit Geschenkpapier