Bei den Vierbeinern wächst der Anzug praktischerweise mit.

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Netflix vs. Muckibude: über kühlschranknahes Arbeiten und faule Katzen

rnGlosse

Die Pandemie, Lockdown-bedingte Fitnessstudioschließungen und ausgefallene Sportgruppen haben uns zu Couchpotatos gemacht. Damit ist jetzt Schluss - unsere Autorin trainiert zu Hause.

Dorsten

, 13.02.2022, 14:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Pandemie hat viele von uns zu Stubenhockern gemacht und das allgemeine Bewegungsproblem der deutschen Bevölkerung noch verstärkt. Ich oute mich hier, ganz tapfer, als Opfer oder auch, um es auf den Punkt zu bringen: als faul. In Kombination mit Homeoffice, Schmuddelwetter und allgemeiner Wintermüdigkeit ergibt die pandemische Lage aber auch den perfekten „Ausreden“-Cocktail, um die nächste Sporteinheit mal wieder ausfallen zu lassen. Damit muss jetzt Schluss sein!

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Kein Hund zur Unterstützung

Nun gehöre ich leider nicht zu den mehr oder weniger glücklichen Gassigängern, die ihre Vierbeiner bei jeder Witterungslage zumindest zum Pipi machen ausführen dürfen oder - je nach Laune und Wasserdurchlässigkeit der Regenjacke - eher müssen. Meine Katzen, die, wenn sie nicht gerade die frisch geöffnete Dose Sheba genießen, eher zu den gemütlichen Ganztagsschläfern gehören und somit außer zum Fressen wenig von körperlicher Ertüchtigung halten, motivieren mich da auch nicht gerade. Der Sprung vom Kratzbaum und der kurze Gang zum Futternapf sind da schon Bewegung genug. Kühlschranknahes Arbeiten auf „kätzisch“, nennt man das wohl.

Bei den Vierbeinern wächst der Anzug praktischerweise mit.

Bei den Vierbeinern wächst der Anzug praktischerweise mit. © Kristina Wiegel

Nun haben die beiden aber auch den Vorteil, dass der schicke schwarze Anzug - bei meinem kleinen Prinzen - beziehungsweise das kleine Schwarze - bei der Katzendame - mitwachsen und das Outfit nie zu eng wird ...

Bei uns Zweibeinern wandert die Schnalle des Gürtels bei solch einem gemächlichen Lebensstil schnell in die falsche Richtung. Was also tun, wenn Lockdown und geschlossene Fitnessstudios die mühsam antrainierte Fitnessroutine jäh unterbrochen haben? Meine Karriere war nach dem zweiten Lockdown endgültig vorbei, nachdem ich mich vorher tatsächlich diszipliniert zweimal die Woche hatte aufraffen können. Einmal raus aus der Routine, konnte ich mich einfach nicht mehr motivieren. „Ist sowieso zu teuer“, so meine halbherzige Rechtfertigung. „Stimmt doch auch“, meint der innere Schweinehund. Amazon und Netflix zusammen sind ja auch billiger als die Muckibude und das Sofa zudem nur ein paar Schritte entfernt.

Kristina Patricia Wiegel macht Sport zu Hause.

Kristina Patricia Wiegel macht Sport zu Hause. © Kristina Wiegel

Allgemeine Unruhe und Unzulänglichkeit

Mit den Wochen hat sich dann aber irgendwie eine allgemeine Unruhe in mir bemerkbar gemacht, gleichzeitig war ich eigenartigerweise träge und unangenehm müde. Geistig war ich voll ausgelastet, gut beschäftigt und produktiv. Woher also dieses Gefühl der Unzulänglichkeit, das durch all die fitten Menschen auf Social Media nur noch verstärkt wurde?

Ich erinnerte mich an die Zeit vor dem ersten Lockdown, das Gefühl nach einer Sporteinheit, wenn es mir hinterher tatsächlich besser ging, mein Kopf sich frei anfühlte und sich sogar ein gewisser Stolz einschlich, wenn ich mein Pensum durchgezogen hatte.

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Gleichzeitig war eine Rückkehr ins Sportstudio für mich mit zu vielen Hürden verbunden. Ich hatte einfach keine Lust, im Winter abends nach einem langen Arbeitstag noch meinen Turnbeutel zu packen. Etwas Niederschwelliges musste her, ohne den Zwang, sich erst mal ein neues Outfit zuzulegen. Schließlich geht man ja auch hin, um zu sehen und gesehen zu werden. Noch so ein Grund, weshalb ich keine Lust mehr drauf habe.

Homeworkouts als unkomplizierte Lösung

Die Lösung fand ich doch tatsächlich - und hier sehe ich einen der wenigen Vorteile von mitunter nervigen Fitness-Influencern - auf YouTube: Homeworkouts haben den unbezahlbaren Vorteil, dass ich eben nichts bezahlen muss und mir vorher angucken kann, auf was ich mich da einlasse. Das Tor zur Hölle somit nicht unvorbereitet durchschreite.

Und sollte es mir auf halber Strecke doch „zu heiß“ werden, ziehe ich einfach den Stecker und zweckentfremde die Yogamatte für ein kurzes Päuschen. Apropos: Sie sind übrigens nicht alleine, wenn Sie Probleme haben, die unnatürlichen Verrenkungen von Pamela R. und Co nachzumachen. Ich brauche für ein 15-Minuten-Workout auch schon mal doppelt so lange, weil ich mit der Koordination von Bauch, Beinen und Po schlichtweg überfordert bin.

Wie angenehm, dass mir niemand zuguckt und mich der Gedanke an meine große Portion Garnelenpasta am Leben erhält. Von wegen Low Carb, ich habe doch Sport gemacht und mir meine Kohlenhydrate mehr als verdient …

Nach dem Workout gibt es Pasta.

Nach dem Workout gibt es Pasta. © Kristina Wiegel