Nasse Keller Sachverständiger aus Dorsten rät Hausbesitzern zu handeln

Grundwasser steigt in Keller: „Hatte noch nie so viele Anfragen“
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Marco Nussbaum ist zertifizierter Sachverständiger für Immobilienbewertung bei ImmoWert Rhein-Ruhr. Viele Menschen mit nassen Kellern melden sich derzeit bei ihm. „So viele Anfragen wie jetzt hatte ich noch nie. Nicht nur aus Dorsten, sondern auch aus Städten wie Oberhausen. Überall da, wo ein Fluss ist.“

Probleme mit eindringendem Grundwasser hat aktuell beispielsweise Familie Schmidt aus Dorsten-Hervest, die in der Nähe der Lippe wohnt. Laut Nussbaum kann Wasser im Gebäude aber viele Ursachen haben. „Bei jüngeren Gebäuden haben Wasserschäden oft andere Ursachen.“ Was soll man also tun, wenn man Wasser im Keller feststellt?

Versicherung anrufen

Nussbaums erster Tipp: „Die Versicherung informieren.“ Auch wenn es sich um nur vermeintlich kleinere Schäden handelt wie eine feuchte Wand. „Lieber einmal zu oft anrufen als zu wenig“, so Nussbaum, der auf die Mitwirkungspflicht der Versicherten hinweist.

„Man sollte sich aufschreiben, mit wem man gesprochen hat und wann.“ Wenn etwa empfohlen wird, die Situation weiter zu beobachten und sich dann das Schadensbild vergrößere, habe man seine Dokumentationspflicht erfüllt.

Wichtig sei natürlich, dass der Keller entsprechend mitversichert sei. Eine Elementarversicherung sei auf jeden Fall zu empfehlen, aber man müsse auch aufpassen, „dass die richtige Fläche versichert ist, sonst werden Abzüge gemacht“. Heißt: Wenn der Keller als Wohnraum genutzt wird, sollte dies auch der Versicherung bekannt sein.

Leckageorter

Versicherer würden oft sehr zeitnah einen Leckageorter schicken, sagt Nussbaum. „Das ist, selbst wenn man es selbst bezahlen muss, relativ günstig.“ Für den Beruf müsse man viel von Haustechnik verstehen. Nicht immer kämen Hammer und Meißel zum Einsatz, sondern oft auch Thermografie-Geräte, um die Ursache von eindringendem Wasser zu finden.

Wenn Wasser in den Keller dringt, empfiehlt Nussbaum, das Inventar auszuräumen, weil die Gefahr von Schimmelbildung drohe. Für das Trocknen von Kellerräumen empfiehlt Nussbaum, einen Fachbetrieb zu beauftragen. Dieser könne beispielsweise Estrich trocknen, indem Löcher hineingebohrt und Trocknungsgeräte aufgestellt werden. Regelmäßig müsse dann die Feuchtigkeit gemessen werden.

Alte Häuser häufiger betroffen

Nussbaum geht davon aus, dass entlang der Lippe vor allem viele ältere Häuser derzeit von nassen Kellern betroffen seien, die teilweise ohne Bodenplatte gebaut wurden. Auch Maßnahmen wie eine sogenannte „weiße Wanne“, ein Schutz aus wasserundurchlässigem Beton, seien früher nicht beim Bau berücksichtigt worden.

„Wenn der Schaden einmal da ist, kann man nicht mehr viel machen“, sagt Nussbaum. Möglich sei, von außen an den Kellerwänden auszuschachten und diese gegen Feuchtigkeit abzudichten. Oder von innen alle paar Zentimeter Löcher zu bohren und per Injektionsverfahren eine Dichtung einzuspritzen, was natürlich ebenfalls eine Fachfirma erledigen sollte. „Das funktioniert nicht in allen Fällen“, sagt Nussbaum aber auch aus Erfahrung.

Abdichtung lohnt nicht immer

Nussbaum rät Altbau-Käufern unter Umständen von solch aufwändigen Methoden ab. Wenn Versicherungen hohe Auflagen stellen, um das Risiko zu versichern, ist er für eine Gewichtung von Kosten und Nutzen. „Da ist man meistens 100.000 Euro weiter und gewinnt nur einen Nutzkeller.“ Etwas Feuchtigkeit im Keller sei bei Altbauten durchaus normal - auch adäquates Heizen könne gegen Schimmelbefall helfen.

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Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 4. Januar 2024.