
Krankheitsbedingt muss Nadine Kal ihren Lebensmittelladen in Dorsten aufgeben. © Julian Preuß
Nadine Kal (42) muss Supermarkt in Dorsten „schweren Herzens“ aufgeben
Geschäftsaufgabe
Aus gesundheitlichen Gründen schließt Nadine Kal ihren Lebensmittelladen in Dorsten. Der Ausverkauf läuft bereits. Auch mögliche Nachmieter haben sich gefunden. An sie richtet Kal einen Wunsch.
Nadine Kal steht auf der rund 200 Quadratmeter großen Verkaufsfläche und blickt sich um. Der Lebensmittelladen, den sie seit mehr als acht Jahren als Inhaberin betreibt, ist kaum wiederzuerkennen. Nur noch vereinzelt stehen Waren in den Regalen. Ein paar Getränkeflaschen, ein paar Dosen. In den Auslagen befinden sich noch einige Tüten mit Süßigkeiten. Der Ausverkauf nähert sich dem Ende.
Lebensmitteladen war Kals „kleines Baby“
In der nächsten Woche, am Freitag (29. Juli), öffnen sich die Türen von „Nadine‘s Lädchen“ zum letzten Mal. Danach schließt Kal den Lebensmittelladen am Berliner Platz in Holsterhausen für immer. „Schweren Herzens muss ich das Geschäft aufgeben“, sagt sie. „Das war mein kleines Baby.“
Vor etwa elf Jahren hat Kal angefangen, in dem Laden zu arbeiten. Damals noch als Angestellte. Einige Jahre später habe ihre Chefin sie gefragt, ob sie das Geschäft übernehmen wolle. Kal wagte dann vor rund acht Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit. Vorher war sie als Servicekraft im Restaurant und im Einzelhandel bei „Kik“ tätig.
Mit zwei Mitarbeiterinnen hat die 42-Jährige über Jahre hinweg die Nachbarschaft mit Obst, Käse, Wurst und anderen Lebensmitteln versorgt. „Ich habe gefühlt alles verkauft“, blickt Kal mit einem wehmütigen Lächeln zurück. Angeboten hat sie vor allem günstige Lebensmittel. Darunter Restwaren aus größeren Supermärkten. „Zwischendurch hatte ich immer mal wieder B-Ware, bei denen zum Beispiel die Verpackung nicht mehr schön war. Meist habe ich aber einfach beim Großhändler günstig eingekauft.“
Kal: „Ich habe total liebe Kundinnen und Kunden“
So seien die Preise dann meist nur halb so hoch gewesen wie in regulären Supermärkten. Besonders für die älteren Menschen in der Nachbarschaft sei das vorteilhaft gewesen, berichtet Kal. Viele Leute, die bei ihr eingekauft haben, hat sie in ihr Herz geschlossen. „Ich habe total liebe Kundinnen und Kunden“, erzählt sie. „Hier war alles immer sehr locker, wir konnten immer ein Späßchen machen.“
Deshalb fällt es ihr leicht, eine Antwort auf die Frage zu finden, was sie nach der Geschäftsaufgabe am meisten vermissen wird: „Natürlich die Kundinnen und Kunden.“ Auch wenn Kal das Lebensmittelgeschäft ab August nicht mehr führen wird, sei sie nicht aus der Welt. „Ich komme aus Holsterhausen. Von daher sehe ich viele Leute auch weiterhin.“
Wer ab Anfang August das Ladenlokal übernimmt, weiß Kal derzeit noch nicht. Interessenten gebe es allerdings mehrere, sagt sie und fügt hinzu: „Ich wünsche mir gerade für die älteren Menschen, dass hier wieder ein Lebensmittelgeschäft hinein kommt.“ Wie es für sie selbst weitergeht, weiß Kal noch nicht genau. Arbeiten werde die Dorstenerin erstmal nicht mehr. „Erstmal steht die Gesundheit an erster Stelle.“
Geboren in der Stadt der tausend Feuer. Ruhrpott-Kind. Mag königsblauen Fußball. Und Tennis. Schreibt seit 2017 über Musik, Sport, Wirtschaft und Lokales. Sucht nach spannenden Geschichten. Interessiert sich für die Menschen und für das, was sie bewegt – egal in welchem Ort.