
© Stefan Diebäcker
Nach Mercaden-Absage starten zwei Ärztinnen aus Dorsten woanders durch
Medizin
Zwei bekannte Ärztinnen aus Dorsten haben nach langer Hängepartie eine neue Praxis gefunden. „Wir hatten schlaflose Nächste“, gestehen sie. Weil der Neuanfang in den Mercaden platzte.
Es waren unruhige Wochen für Dr. med Birgit Tillenburg und Elisabeth Hoof. Die Trennung von ihrem Geschäftspartner in der Recklinghäuser Straße war juristisch vollzogen, der Mietvertrag mit den Mercaden vor Weihnachten unterschrieben, der Start für die neue Gemeinschaftspraxis in dem Einkaufscenter auf den 1. September terminiert. Doch dann kam Ende April plötzlich die Kündigung.
Kündigung vor dem Baustart
Das Centermanagement hatte der Fachärztin für Innere Medizin und der Allgemeinmedizinerin den Stuhl vor die Tür gesetzt, bevor überhaupt mit dem Umbau der neuen Praxis mit eigenem Zugang von der Kanalseite begonnen worden war. „Verzögerungen beim Bauantrag waren der Grund, außerdem ist es schwierig, so schnell Handwerker zu finden“, sagte Geschäftsführer Helmut Koprian vor wenigen Tagen.
Die beiden Ärztinnen standen plötzlich vor dem Nichts - „eine sehr unschöne Situation“, geben sie zu. „Schließlich haben wir ja einen Versorgungsauftrag und müssen natürlich auch Geld verdienen.“ In der Innenstadt von Dorsten wollten sie unbedingt bleiben, „da haben wir alle Register gezogen“, um irgendwo unterzukommen. Sogar der Bürgermeister habe sich eingeschaltet, berichten sie, „das gibt es wohl nur in Dorsten“, sagt Birgit Tillenburg, die in Essen lebt, beeindruckt.
Umzug an die Halterner Straße im Herbst
Und tatsächlich hat sich eine kurzfristige Lösung ergeben. Die beiden Ärztinnen übernehmen zum 1. Oktober die ehemaligen Praxisräume des Neurologen und Psychologen Dr. Wilm Bielefeld an der Halterner Straße 29. „Ein bisschen klein vielleicht, aber wird sind froh, überhaupt eine Praxis gefunden zu haben“, betont Elisabeth Hoof.
Und „klein“ wird es ja nicht bleiben. Mit dem Vermieter, der Holzwarth Verwaltung, haben sie sich verständigt, dass der eingeschossige Flachdach-Bau ein Obergeschoss bekommt. Im Herbst sollen die Bauarbeiten starten, nächstes Jahr stünden dann der neuen Gemeinschaftspraxis insgesamt 430 Quadratmeter auf einer Ebene zur Verfügung. Das dürfte dann auch die sieben Mitarbeiterinnen freuen, die bereits eingestellt sind, und einen möglichen Geschäftspartner, der mittelfristig einsteigen könnte. „Wir werden ja nicht jünger“, sagen die beiden Medizinerinnen lachend.
Und die Mercaden? Die vorgesehene Fläche mit etwa 500 Quadratmetern soll nun anderen Ärzten aus Dorsten und der Region angeboten werden, „die nicht so unter Zeitdruck stehen“, hieß es kürzlich auf Anfrage.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
