
© Montage Nina Dittgen
Niemand muss den Helden spielen, aber man darf auch nicht wegsehen
Meinung
Noreen Elahi wird für ihre Zivilcourage gefeiert. Die Polizei sieht diesen Mut deutlich distanzierter, aber als Vorbild taugt die junge Dorstenerin trotzdem.
Noreen Elahi hat das gemacht, was man gemeinhin mit „Zivilcourage“ umschreibt. Sie hat sich in eine Schlägerei eingemischt, die sie nichts anging, hat die Polizei alarmiert - und wurde dann selbst zum Opfer. „Ich würde es wieder machen“, sagt die junge Frau. Das ist unglaublich mutig - aber vielleicht nicht unbedingt vernünftig.
Denn aus Sicht der Polizei hat sich die junge Frau wohl eher unnötig in Gefahr gebracht. Hilfe rufen: unbedingt! Aufmerksamkeit erzeugen: auch gut! Aber vielleicht wäre es besser gewesen, auf Abstand zu bleiben.
Noreen Elahi wird in der Situation nicht die verschiedenen Möglichkeiten abgewogen haben. Sie wurde spontan in einen Konflikt gestürzt und hat sich für den schnellen Weg der Hilfe entschieden. Das ist sicherlich anerkennenswert, aber eben auch riskant.
Was die Zeugin in jedem Fall zum Vorbild macht: Sie hat nicht weggesehen. Es war ihr nicht gleichgültig, was vor ihrer Haustier passiert. Darauf kommt es an. Niemand muss den Helden spielen, wenn er sich unsicher oder zu schwach fühlt. Aber Gleichgültigkeit darf es nicht geben. Nicht bei einer blutigen Schlägerei, auch nicht bei anderen Dingen, die in unserer Gesellschaft manchmal leider falsch laufen.
Nur selten wenden sich die Dinge von selbst zum Guten.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
