
Maria Thier hat gemeinsam mit den Erzieherinnen, Eltern und Kindern aus dem Familienzentrum St. Laurentius in besonderer Art und Weise einen Ort geschaffen, an dem sich Kinder frei entfalten dürfen und sich geborgen fühlen. © privat
Eine Institution: Maria Thier nimmt Abschied vom Kindergarten St. Laurentius
Kindergarten-Leiterin
Im Grunde ist der St.-Laurentius-Kindergarten ohne Maria Thier nicht denkbar, und doch wird die couragierte Leiterin in der nächsten Woche offiziell in den Ruhestand verabschiedet.
Und das nach den kirchlichen Weihen in eben jenem Haus, in dem sie vor 44 Jahren mit einem neuen, frischen und mutigen reformpädagogischen Stil das begann, was künftig als Ära Thier mindestens in die Lembecker Annalen eingehen wird.
Für Maria Thier gab es immer nur ein Zentrum des Handelns: „ihre“ Kinder. „Bei ihrer Arbeit hatten stets die Kinder und deren Entfaltungsmöglichkeiten die oberste Priorität“, wertschätzt besonders die 1. Vorsitzende des Elternrates, Linda Lungershausen, Maria Thiers nimmermüdes Schaffen. Leidenschaftlich, hochprofessionell und unbeugsam setzte sie sich unablässig für eine Kindergartenkultur ein, die sich als Alternative zum klassischen Angebot bewähren sollte.
Freies Spiel in der Natur
„Unsere Kinder waren Draußenkinder und im Kindergarten blieben sie es auch. Marias Welt war für alle vier einfach ein weiteres schönes Angebot für das freie Spiel in der Natur“, erinnert sich Hildegard Micheel mit ihrem Mann Wilhelm, der nicht nur einmal mit anderen Vätern auch seinen Trecker beim ehrenamtlichen Einsatz am St.-Laurentius-Kindergarten zum Einsatz brachte.

Dass die Kinder Bezug zur Natur hatten, war Maria Thier immer wichtig. © privat
Denn dafür ist Maria Thier nebenbei quasi berühmt: sie hat noch immer alle Eltern an die sprichwörtliche „Schüppe“ gebracht und bereits in den 90er-Jahren das Außengelände zu einem naturnahen Spiele- und Erfahrungsparadies für die Kids ausgebaut. Hauseigene Hühner inklusive. Auch eine ausgewogene Ernährung war für die engagierte Leiterin von Beginn an ein zentrales Thema, die kindergarteneigene Getreidemühle für das selbst gebackene Brot inklusive: „Das gemeinsame Frühstück mit den Kindern lag mir immer als bewusster Teil unserer Esskultur am Herzen, dabei dann ins Gespräch kommen, zuhören vor allem und miteinander reden.“
Kinder können sich frei entfalten
„Maria Thier hat gemeinsam mit den Erzieherinnen, Eltern und Kindern aus dem Familienzentrum St. Laurentius in besonderer Art und Weise einen Ort geschaffen, an dem sich Kinder frei entfalten dürfen und sich geborgen fühlen“, meinen unisono Anne Sprenger, die den Förderverein managt, und die Elternratsvorsitzende Linda Lungershausen. Anne Sprenger, die in den 80er-Jahren selbst ein Kindergartenkind in Maria Thiers Gruppe war, symbolisiert damit auch die lange Tradition generationsübergreifender Lembecker Verbundenheit mit diesem besonderen Ort kindlicher Fantasiebeflügelung.
An Gründung der Montessorischule mitgewirkt
„Hilf mir, es selbst zu tun“, mit diesem montessorischen Bekenntnis auf den Lippen hat Maria Thier ihr gesamtes Werk in St. Laurentius begründet. So wie sie seit Beginn der 2000er-Jahre auch maßgeblich an der Gründung der Montessori-Schule in Wulfen mitwirkte. „Ich wollte nie etwas anderes, als Orte zu schaffen, an denen Kinder sich aus sich selbst heraus entwickeln können“, sagt die 62-jährige Lembeckerin, die selbst als Kind „in schwarzer Erde“ auf dem elterlichen Bauernhof „wühlen“ durfte, dort, wo ihre tiefe Liebe zur Natur ankert.
Denn auch davon ist sie zutiefst überzeugt: „Alle Kinder sind Abenteurer und Entdecker und brauchen daher eine Umgebung, in der sie etwas bewegen und verändern können, alle Kinder müssen Bewirker sein dürfen, um in der Zukunft Gestalter werden zu können.“
Menschlicher und pädagogischer Fußabdruck
Ihr menschlicher und pädagogischer Fußabdruck im Lembecker Kindergarten am Schluerweg ist gewaltig. Wie schön ist es daher, dass das derzeitige Team so einig zusammensteht, um künftig gemeinsam hineinzuschlüpfen und die Zukunft weiter so mutig und munter zu gestalten. Maria Thier kann sich nun auf eine besonders angenehme Art der Rückschau freuen, denn für diesen genussvollen Horizont einer herausragend zu würdigenden Leistung kennt unsere Zivilgesellschaft nur eine besonders treffliche Auszeichnung: das Lebenswerk.
Die offizielle Verabschiedung findet am Mittwoch (8. Juni) ab 10 Uhr in der St.- Laurentius-Kirche statt.