Lembecker Bauerschaften holen sich in Eigenregie Glasfaser in die Häuser

© Alexandra Meinert

Lembecker Bauerschaften holen sich in Eigenregie Glasfaser in die Häuser

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Die Lembecker Bauerschaften Unterwessendorf und Stegge haben in Eigenregie Glasfaser verlegt. Ihr Projekt hat Vorzeigecharakter, denn es ist einzigartig im Kreis Recklinghausen.

Dorsten

, 22.02.2019, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es läuft... So schnell, da wird mir schwindelig“, schreibt ein Vereinsmitglied der GUS (Glasfaser Unterwessendorf/Stegge) in die gemeinsame Projekt-WhatsApp-Gruppe, als sie endlich am Glasfasernetz angeschlossen ist.

36 aktive und elf passive, sprich funktionierende aber bisher nicht genutzte, Anschlüsse sind in den vergangenen Monaten in den Bauerschaften Unterwessendorf und Stegge im Außenbereich von Lembeck an das Netz der Glasfaser angeschlossen worden. Bis dahin war es ein langer Weg für alle Beteiligten.

„Wir brauchen die Glasfaser für die Zukunft.“

Warum haben sich die Mitglieder dieses kostspielige Mammut-Projekt zugemutet? „Wir hier im Außenbereich werden in absehbarer Zeit keine Förderung erhalten, aber auch wir brauchen die Glasfaser für die Zukunft - sei es für die Arbeit der Landwirte, für die Jugend, oder für Leute, die beispielsweise im Home-Office arbeiten“, sagt Christa Harde, die das Projekt koordiniert hat.

Nach mehreren Infoveranstaltungen der Bauerschaften erfolgte im Juni 2018 die Nachfragebündelung. „Damit überhaupt ein Ausbau zustande kommt, brauchten wir nämlich eine Mindest-Anschlussquote von 70 Prozent“, erklärt Josef Hadick, der nicht nur Geschäftsführer der Dorstener Windor ist, sondern auch Teil der betroffenen Bauernschaft.

Ältere mussten erst vom Glasfaser-Projekt überzeugt werden

Also führten die Initiatoren viele persönliche Gespräche. „Einige waren sofort dabei, andere brauchten etwas Bedenkzeit. Vor allem die Älteren mussten wir erst überzeugen“, erzählt Wolfgang Püttmann, der als Garten- und Landschaftsbauer viele praktische Arbeiten übernommen hat.

Mit Bagger und Schaufel baute die Bauernschaft die Trasse für die Glasfaser.

Mit Bagger und Schaufel baute die Bauernschaft die Trasse für die Glasfaser. © Alexandra Meinert

Im Juni gründeten dann die Grundstückseigentümer den Verein GUS. Hauptaufgabe zu dieser Zeit war, die Trassenführung für die Leerrohre zu erarbeiten. Ein Dank des Vereins geht dabei an die Gemeinde Reken - dort wurde ohne große Diskussionen das Glasfasernetz des Vereins an das vorgelagerte Netz der Deutschen Glasfaser angeschlossen.

Alle Anschlussnehmer brachten ihre Kompetenzen ein

Im November und Dezember des vergangenen Jahres folgte dann die Knochenarbeit: Die Trasse für die Leerrohre musste gebaggert und gepflügt werden. „Alle Anschlussnehmer haben sich nach ihren Möglichkeiten beteiligt, jeder hat seine Kompetenzen eingebracht. Wir haben wirklich viel geleistet“, ist Christa Harde immer noch beeindruckt von der guten Zusammenarbeit.

Das Glasfaserland Füstmann hat neben dem Lembecker schon mehrere private Glasfaser-Projekte betreut.

Das Glasfaserland Füstmann hat neben dem Lembecker schon mehrere private Glasfaser-Projekte betreut. © Alexandra Meinert

Während die Männer, unterstützt von der Sendener Firma Glasfaserland Füstmann, buddelten, schrieben die Frauen Tagespläne in der gemeinsamen WhatsApp-Gruppe, sorgten für die Verpflegung und fuhren die fleißigen Arbeiter zur Baustelle und zurück nach Hause. „Das hat einfach richtig Spaß gemacht. Wir haben uns gegenseitig viel besser kennengelernt, keiner hat sich verletzt, alles hat geklappt“, erzählt Wolfgang Püttmann.

In Coesfeld haben andere Bauerschaften ebenfalls Glasfaser verlegt

Das Einblasen der Glasfaser sowie das Anschließen der Häuser hat die Firma Muenet aus Coesfeld Anfang des Jahres übernommen. Das Unternehmen hat bereits in anderen Städten Bauerschaften bei ähnlichen Projekten unterstützt.

„In Coesfeld, Dülmen und Borken gibt es schon einige Beispiele, wo Bauerschaften Glasfaser in Eigenregie verlegt haben“, sagt Hadick. In Dorsten und sogar im Kreis Recklinghausen ist das Projekt der Lembecker aber nach Angaben von Josef Hadick noch einzigartig.

2200 Euro pro Grundstücksanschluss mussten gezahlt werden

Am 8. Februar 2019 war der erste Anschluss am Netz, seit 15. Februar sind alle 36 Anschlüsse geschaltet. Rund 2200 Euro mussten die Lembecker pro Grundstücksanschluss bezahlen. Darin enthalten ist der Baukostenzuschuss für die Firma Muenet sowie eine Einzahlung in die „Buddelkasse“.

Zwei weitere Bauerschaften aus Lembeck wollen dem Beispiel ihrer Nachbarn folgen. Sie können jetzt auf deren Erfahrungen zurückgreifen.

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