An diesen Dorstener Schulen fehlen Lehrkräfte „Wo sollen die alle herkommen?“

An Dorstener Schulen fehlen rund 40 Lehrer: Pädagogen dringend gesucht
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Der Lehrkräftemangel an Schulen in Nordrhein-Westfalen sei eine große Herausforderung im Bildungssystem. So beschreibt es das Bildungsministerium NRW, das unlängst nach einer Kleinen Anfrage der SPD-Landtagsfraktion Daten zur Stellenbesetzung an Schulen veröffentlichte. Auch für die Schulen in Dorsten ist nun bekannt, wo es − statistisch betrachtet − einen Lehrkräftemangel gibt und wo die Welt für die Statistiker in Ordnung ist.

Das Zahlenmaterial sagt allerdings nichts aus über die tatsächliche Anwesenheit von Lehrkräften, denn, so erklärt die Landesregierung, könne die Statistik zum Beispiel nicht den jeweils aktuellen Krankenstand an einzelnen Schulen einrechnen. Elternzeiten, Sabbatjahre oder Fachleitungen würden dagegen bereits bei der Bedarfsplanung beziehungsweise bei der Ermittlung der Personalausstattung berücksichtigt.

Baby-Boomer im Ruhestand

In Dorsten fehlen 40 Lehrkräfte an 20 Schulen. Die Statistik des Landes sagt nichts aus über die beiden St.-Ursula-Schulen, die sich in privater Trägerschaft befinden. Aus beiden Schulen verlautete auf Anfrage der Redaktion, alle Lehrerstellen seien besetzt und es seien keine strukturellen Ausfälle zu beklagen.

Nimmt man bei der Betrachtung die in Auflösung befindlichen Hauptschulen und die ebenfalls auslaufende Erich-Klausener-Realschule heraus, gehört die Haldenwang-Förderschule mit einer Versorgungsquote von 71,6 Prozent zu den schlechter besetzten Schulen der Stadt. Die beste Quote hat die Pestalozzi-Grundschule mit 113,9 Prozent. Statt der geforderten 9,35 Lehrerstellen waren am 19. Oktober dort 10,65 besetzt − auf dem Papier.

Wie der kommissarische Schulleiter Thomas Spliethoff berichtet, ist die Haldenwangschule „Opfer“ einer Baby-Boomer-Pensionierungswelle geworden. „Bei uns haben in diesem Jahr nach und nach so viele Kollegen aufgehört, dass noch nicht alle Stellen neu besetzt werden konnten.“ Die Tendenz zeige allerdings nach oben. Seit dem Erhebungstag der Statistik am 19. Oktober sei die Quote schon auf über 76 geklettert. Die Statistik weist einen Bedarf von 21,10 Lehrerstellen aus, mit Vertretungspersonal halten derzeit 19 Sonderschulpädagogen den Betrieb Aufrecht.

Lehrer machen Überstunden

„Unsere Schule wird von 86 Kindern mit geistiger Behinderung besucht“, erklärt Spliethoff. „Sie werden im geschlossenen Ganztag von 8.45 bis 15.45 Uhr durchgängig von Lehrkräften betreut.“ An zwei Nachmittagen ende zurzeit in Absprache mit den Familien die Betreuungszeit früher. „Mit einer Notbetreuung stellen wir allerdings sicher, dass Kinder von berufstätigen Eltern oder aus Heimen bis 15.45 Uhr bestens versorgt bleiben können.“ Alle Lehrkräfte seien zudem zu Überstunden bereit.

„Die Bezirksregierung und die Stadt helfen uns, wo sie können“, sagt Spliethoff, „aber sie können auch kein Lehrpersonal aus dem Boden stampfen.“ Und wegen der besonderen Anforderungen an die Betreuung behinderter Kinder sei der Förderschule mit Seiteneinsteigern nicht zu helfen. Dass die Politik vor 10 bis 15 Jahren das Ausscheiden der Baby-Boomer nicht hinreichend im Blick gehabt und nicht mehr Studienplätze für künftige Lehrer geschaffen habe, müsse heute von Schulen, Eltern und Kindern ausgebadet werden.

Die Haldenwangschule in Hervest
86 Kinder mit geistiger Behinderung an der Haldenwangschule werden derzeit von 19 Lehrkräften ganztägig betreut. © Marie Rademacher (A)

So bleibt der Lehrkräftemangel eine große Herausforderung im Bildungssystem. Im NRW-Koalitionsvertrag von CDU und Grünen steht: „Wir wollen 10.000 zusätzliche Lehrkräfte in das System Schule bringen. Die nicht sofort besetzbaren Stellen werden wir temporär durch weitere pädagogische Fachkräfte und unterstützendes Personal besetzen.“

Die NRW-SPD kritisiert: „Die Landesregierung schafft zusätzliche Lehrkräftestellen im Wissen, dass diese Lehrkräfte zurzeit gar nicht auf dem Markt sind.“ Das führe zu Unterrichtsausfall und einer Verschlechterung der Unterrichtsqualität, da häufig fachfremder Unterricht durchgeführt werde.

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