Lebenslauf voller Lügen Brandstifter: „Habe nicht mal einen Gesellenbrief“

Lebenslauf voller Lügen- Brandstifter: „Habe keinen Gesellenbrief“
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Doktortitel, Jagdschein, erfolgreicher Elektriker: Bei seinen Geliebten hat der Brandstifter von Dorsten immer dick aufgetragen. Vieles davon entsprang jedoch nur seiner Phantasie. Im Prozess um den lebensgefährlichen Autobrand in der Dorstener Altstadt hat der 29-Jährige den Richtern am Donnerstag gestanden: „Ich hatte nicht mal einen Gesellenbrief.“

Anfang Juni hatte der zuletzt in Schermbeck wohnende Angeklagte das Auto seiner Frau mit Benzin übergossen und angezündet. Der Wagen stand direkt vor der Haustür eines Mehrfamilienhauses, in dem auch seine Frau mit den Kindern und eine weitere Bewohnerin mit zwei kleinen Kindern wohnte.

Alles voller Ruß

Die 36-Jährige erinnerte sich vor Gericht an eine Nacht voller Angst. Sie hatte sich schon schlafen gelegt, als plötzlich Explosionen zu hören waren. „Ich habe im Halbschlaf die Tür aufgerissen – alles war voller Flammen“, sagte sie den Richtern am Essener Landgericht. „Ich dachte, das Haus brennt.“ Sie und die Ex-Frau des Angeklagten hatten sich mit den Kindern schließlich über ihren Erdgeschoss-Balkon ins Freie gerettet. Einen anderen Ausgang gab es nicht mehr.

Hausflur und Wohnzimmer seien später voller Ruß gewesen. Und das auch noch am Abend vor dem Geburtstag eines ihrer Kinder. Es war schon alles mit Luftballons geschmückt gewesen. „Ich habe noch in der Nacht alles wieder saubergemacht.“

„War nicht Herr meiner Sinne“

Was die Situation zusätzlich unheimlich gemacht habe: „Wir wussten ja nicht, wer das Feuer gelegt hat.“ Deshalb habe man immer im Kopf gehabt, dass der Brandstifter vielleicht noch einmal zurückkommen könnte.

Der Angeklagte war tatsächlich erst rund zwei Monate nach der Tat festgenommen worden. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Im Prozess scheint er selbst erschrocken über das, was er damals getan hat. „Ich würde dir und den Kindern nie etwas antun wollen“, sagte er der Nachbarin seiner Frau. „Ich war einfach nicht Herr meiner Sinne.“ Vielleicht habe er später einmal die Gelegenheit, alles zu erklären.

Therapie soll helfen

Er selbst hofft offenbar, dass er schon bald wieder auf freien Fuß kommt. „Ich möchte auf jeden Fall eine Therapie machen“, sagte er den Richtern. Um sein Alkoholproblem vielleicht doch noch in den Griff zu bekommen. „Ich habe auch schon einen Platz, da könnte ich sofort hingehen.“

Auf Haftentlassung stehen die Zeichen zurzeit allerdings nicht. Die Richter haben trotz mehrfacher Nachfragen nicht signalisieren wollen, welche Strafe am Ende des Prozesses stehen könnte. Möglich ist auch die Zwangseinweisung in einer geschlossenen Therapie-Einrichtung. In diesem Fall bliebe der 29-Jährige auf jeden Fall weiter eingesperrt. Mit dem Urteil ist voraussichtlich Anfang März zu rechnen.

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