Öfter mal was Neues, Herr Ludwig? Der FDP-Kandidat im Porträt

© Stefan Diebäcker

Öfter mal was Neues, Herr Ludwig? Der FDP-Kandidat im Porträt

rnLandtagswahl 2022

Lutz Ludwig kandidiert zum ersten Mal für den Landtag. Öfter mal was Neues - das scheint für den FDP-Mann aus Dorsten auch auf anderen Gebieten zu gelten.

Dorsten

, 28.04.2022, 10:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Lutz Ludwig erscheint im grünen Hoodie zum vereinbarten Treffpunkt. Am Aussichtspunkt „Storchennest“ im Naturschutzgebiet Hervester Bruch kommt er auf seinen Spaziergängen regelmäßig vorbei. „Ich finde es faszinierend, dass es in einer Stadt, wie Dorsten, solche Orte gibt.“ Im beruflichen und politischen Alltag braucht der 52-Jährige „andere Reflexe und die Gelegenheit, abzuschalten“.

Die meiste Zeit seines Lebens hat Lutz Ludwig in Aachen verbracht. Mit seiner damaligen Lebensgefährtin ist er vor etwa 15 Jahren nach Dorsten gekommen. Öfter mal was Neues? Das gilt für den heute 52-Jährigen zumindest privat nicht. Ludwig ist lange geschieden, hat zwei mittlerweile erwachsene Söhne und lebt alleine in einer Mietwohnung im Dorf Hervest.

Dorsten ist zentral gelegen

Der Landtagskandidat der FDP im Wahlkreis 71 ist nach der familiären Trennung in Dorsten geblieben, weil er damals bei einer Event-Organisation gearbeitet hat. „Ich war viel unterwegs in Nordrhein-Westfalen, brauchte vor allem eine Autobahn. Dorsten ist ja doch recht zentral gelegen.“ Aber natürlich hat er in der Lippestadt Freunde, nicht nur Parteifreunde gefunden, hat das ländliche Umfeld schätzen gelernt.

In der Eventbranche arbeitet Lutz Ludwig schon lange nicht mehr. Inzwischen ist er Referent bei einem Institut für Erwachsenenbildung. Die vorerst letzte von mehreren, sehr unterschiedlichen beruflichen Stationen. Öfter mal was Neues eben. „Der rote Faden war immer die Kommunikation“, sagt er.

Zwölf Jahre bei der Bundeswehr

Der gelernte Einzelhandelskaufmann im Bereich Sportartikel bewarb sich als junger Mensch bei der Bundeswehr und blieb zwölf Jahre. Lutz Ludwig arbeitete im Bereich der Logistik, war u.a. im Nahen Osten und in der Türkei stationiert, „aber nie in Kampfhandlungen involviert“. Der Kontakt mit Menschen aus anderen Nationen, mit anderen Kulturen und Gewohnheiten, habe den Blick geweitet. „Man ist als Deutscher nicht immer unbedingt der Mittelpunkt dieser Welt.“

„Man ist als Deutscher nicht immer unbedingt der Mittelpunkt dieser Welt.“
Lutz Ludwig

Nach der Zeit beim Militär machte sich der Dorstener mit einem Weinfachhandel selbstständig. „Das war ein Spleen von mir, ich wollte so etwas unbedingt mal machen.“ Der Franchise-Geber hat eines Tages allerdings umstrukturiert und die Privat-Betreiber „freundlich hinausgebeten“. Anders ausgedrückt: Lutz Ludwig musste Insolvenz anmelden.

Es folgte die Zeit in der Eventbranche im Bereich Organisation, Logistik und Abrechnung. „Das ergab sich aus der Not heraus, ich musste ja von jetzt auf gleich Geld verdienen“, erinnert sich Lutz Ludwig an schwierigen Zeiten. Über eine Weiterbildung wurde er schließlich Bildungsreferent.

Eine Welt mit verschiedenen Stationen

„Die ein oder andere Station hätte durchaus etwas länger dauern dürfen“, sagt er rückblickend. „Aber ich habe für mich schon festgestellt, dass ich nicht der Konstante über eine Dekade oder länger bin. Ich finde es ganz interessant, wenn man sich seine Welt aus verschiedenen Stationen zusammensetzen kann.“

Politisch interessiert war Lutz Ludwig schon zu Schulzeiten, „aber nie so, dass ich von mir aus Kontakt zu einer Partei aufgenommen hätte“. Das passierte 2009, kurz nach dem Umzug nach Dorsten und dem folgenden Ende seiner Ehe. Und kurz vor der Europawahl. Ludwig schloss sich der FDP an, „die ich ohnehin schon ein paar Mal gewählt hatte“.

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Am Infostand auf dem Marktplatz in der Dorstener Altstadt hatte er „eine lustige Truppe kennengelernt. Die haben mich gleich zum Sommerfest am Abend eingeladen.“ Und ziemlich schnell war klar: „Ich will nicht nur Mitglied sein, sondern mich auch engagieren.“

Seit einigen Jahren ist er Ratsmitglied in Dorsten - und jetzt auch erstmals Landtagskandidat. Der Kreis der Interessenten aus Dorsten und Haltern war überschaubar. „Ich habe trotzdem etwas länger überlegt, weil man ja nicht nur eine Verantwortung hat, sondern auch ein gewisses Zeitkontingent zur Verfügung haben muss.“

Eine entspannte Art der Politik

Öfter mal was Neues - das war diesmal nicht unbedingt der Beweggrund. „Kommunalpolitik finde ich ganz spannend, aber Düsseldorf könnte ich mir schon vorstellen.“ Nicht sofort wird das klappen, aber perspektivisch vielleicht mit einem deutlich besseren Listenplatz als jetzt (86).

Das Engagement bei den Liberalen hält Lutz Ludwig immer noch für „die offenste und entspannteste Art der Politik“. Sie sei „nicht so von inneren Vorgaben geprägt wie vielleicht bei anderen Parteien“. Die Idee der Eigenverantwortung hat er beruflich und privat immer wieder erlebt und gelebt, „und wenn man wie ich auch mal die berufliche Insolvenz durchgemacht hat, wird man nicht gleich als Gescheiterter abgestempelt. Die Chance ergreifen, wichtige Erfahrungen sammeln - das ist mein Credo.“

„Immer nur Power“ im Sport

Das gilt auch im weitesten Sinne für seine sportlichen Vorlieben. Lutz Ludwig hat ein Foto mitgebracht, das ihn in Reitermontur auf einem Pferd zeigt. Bis zu seinem 30. Lebensjahr hat er immer „extrem viel Sport getrieben“. Fußball, Volleyball, Badminton, Schwimmen, Tischtennis, Joggen - „immer nur Power“. Und öfter etwas Neues. Oder alles auf einmal. „Irgendwann haben die Knochen nicht mehr mitgemacht.“

Mit 38 Jahren hat Lutz Ludwig das erste Mal auf einem Pferd gesessen „Ich war kein Naturtalent, es hat aber viel Spaß gemacht und war ein guter Ausgleich zu allem anderen.“ Aber sein Körper hat erneut gestreikt, diesmal war’s der Rücken.

Und so bleibt es inzwischen meist bei Spaziergängen, am liebsten und beinahe täglich im Hervester Bruch. Öfter mal was Neues? Och nöö, das muss ja nicht immer so sein.

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