Kunstbeirat will Tisa-Brunnen nirgendwo in Dorsten wieder aufbauen

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Kunstbeirat will Tisa-Brunnen nirgendwo in Dorsten wieder aufbauen

rnTisa-Brunnen

Der Kunstbeirat der Stadt schlägt vor, den Tisa-Brunnen nicht wieder aufzubauen. Nur die Reliefs seien Kunstwerke und sollten anderswo aufgehängt werden. Die Politik hat das letzte Wort.

Dorsten

, 19.06.2020, 11:25 Uhr / Lesedauer: 2 min

Eins muss man den Mitgliedern des Kunstbeirats der Stadt Dorsten lassen: Vor unpopulären Entscheidungen scheuen sie nicht zurück. In nicht-öffentlicher Sitzung befasste sich das Gremium jetzt mit der Zukunft des beliebten und derzeit eingemotteten Stadtbrunnens, der von der verstorbenen Künstlerin und Dorstener Ehrenbürgerin Tisa von der Schulenburg (Schwester Paula) gestaltet wurde.

Der Empfehlungsbeschluss ist eine Überraschung und dürfte für heftige Diskussionen sorgen.

Nach langer Beratung schlägt der neunköpfige, aus Kunst-Sachverständigen und Mitgliedern der vier Dorstener Ratsfraktionen bestehende Beirat mehrheitlich vor, den Brunnen nicht wieder aufzubauen - weder am Original-Standort am Rande des Dorstener Marktplatzes noch vor dem geplanten Tisa-Archiv auf dem Dorstener Zechengelände oder sonstwo in der Stadt.

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Der Beirat hat allerdings nur beratende Funktion. Die endgültige Entscheidung obliegt der Politik. Es könnte also durchaus sein, dass die jeweiligen Fraktionsmitglieder eine ganz andere Auffassung haben als ihre Vertreter im Kunstbeirat, der hinter verschlossenen Türen getagt hat.

Politik ist jetzt am Zuge

Sowohl der Umwelt- und Planungsausschuss (Dienstag, 23. Juni, 16 Uhr, Petrinum-Aula) als auch der Rat (Mittwoch, 24. Juni, ebendort) werden sich auf ihren öffentlichen Sitzungen mit dem umstrittenen Thema beschäftigen.

Ob es dann schon zu einem endgültigen Votum kommt, ist noch nicht ganz klar. Die Stadtverwaltung jedenfalls hat sich nicht positioniert, sondern lediglich eine Berichtsvorlage gefertigt.

Ob Abstimmungsanträge seitens der Parteien gestellt werden, bleibt abzuwarten. Jedenfalls wird in der Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses das Kunstbeiratsmitglied Dr. Georg Elben (Direktor des Skulpturenmuseums Glaskasten in Marl) die Argumente des Gremiums darlegen.

„Brunnen an sich ist kein Kunstwerk“

Der Kunstbeirat begründet seine Entscheidung damit, dass nicht „der Brunnen als Bauwerk an sich“, sondern lediglich die mit ihm versehenden Reliefplatten von Tisa von der Schulenburg als Kunstwerk zu sehen sind.

Deshalb regen die Beiratsmitglieder an, „die 60 Jahre alten Reliefplatten des Tisa-Brunnens zu sichern und an einem geeigneten, sicheren Ort auszustellen, sodass sie den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Dorsten und interessierten Personen zur Ansicht zugänglich sind“.

Die künstlerischen, sehr kleinteiligen Inhalte der Platten und die dokumentierte Stadtgeschichte würden so „erlebbar“ bleiben. Die beeindruckenden Texte zur Stadtgeschichte könnten bei einer guten Präsentation sogar noch besser nachvollzogen werden als am Brunnenkörper selbst.

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Der Beirat regt an, sich irgendwann neu dem Thema „Tisa auf dem Marktplatz“ zu widmen: „Es sollte sich Zeit genommen werden, die Bedeutung und Tiefe der Arbeiten von Tisa von der Schulenburg wertzuschätzen, um dann gegebenenfalls über ein entsprechendes Folgekunstwerk auf dem Marktplatz nachzudenken“, heißt es. Dabei würde der Beirat gerne mitwirken, betont er.

Hohe Sanierungskosten

Der 1962 als Geschenk der Sparkasse an die Stadt errichtete Brunnen war im Zuge der Umbauarbeiten des Marktplatzes übergangsweise abgebaut worden. Wegen der hohen Sanierungskosten (bis zu mehr als 100.000 Euro) hatte die Stadtverwaltung eine emotionale öffentliche Diskussion über die Zukunft des Brunnen angestoßen.

Dabei stellte sich heraus, dass viele Dorstener den bisherigen Standort auf dem Marktplatz favorisieren. So nahmen an der Online-Umfrage unseres Mediums bislang über 800 User teil: 80 Prozent votierten für den Marktplatz, acht Prozent für ein Verfahren, das auch der Beirat vorschlägt, sieben Prozent für das Zechengelände und fünf Prozent für einen anderen Standort in der Stadt.