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Kontaminierte Wurst? Wilke-Waren wurden auch nach Dorsten geliefert
Wilke-Skandal
Mehrere Dorstener Betriebe haben Waren des Skandal-Wurstproduzenten bezogen. Der Kreis Recklinghausen fragt ab, ob die Wurst aus dem Verkehr gezogen wird. Doch die Liste wird täglich länger.
Auch Dorstener Firmen haben in der Vergangenheit Waren des in die Schlagzeilen geratenen Wurst-Betriebs Wilke bezogen, bestätigt Kreis-Pressesprecherin Svenja Küchmeister. Wie viele und welche Unternehmen dies betreffe, will sie nicht verraten.
Bis Mittwoch hatte der Kreis vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) eine Liste mit insgesamt 70 Betrieben im Kreis Recklinghausen und in Herne bekommen, die in den vergangenen Monaten oder Jahren Waren von Wilke bezogen haben.
Inzwischen sind es sogar noch deutlich mehr. Denn täglich kämen neue Betriebe hinzu, so die Kreis-Sprecherin. Wie kann das sein? „Wenn man einen dazwischen hat, der Verteiler ist, tauchen mitunter 15 weitere Namen auf“, erklärt Küchmeister. Nicht alle hätten aber in den letzten Tagen und Wochen Wilke-Wurst bezogen.
Kreis kontrolliert die betroffenen Betriebe nicht
„Das Veterinäramt setzt sich mit den Betrieben seit letzter Woche Donnerstag in Verbindung.“ Aufgabe des Kreises ist es, die Betriebe über die Rückrufaktion in Kenntnis zu setzen und abzufragen, ob dafür gesorgt wird, die Waren aus dem Verkehr zu ziehen.
Die betroffenen Betriebe seien allesamt sehr kooperativ und reagierten umgehend, so Küchmeister. Die Behörde prüft dies allerdings nicht nach. „Jetzt alle schlagartig zu kontrollieren, wäre nicht möglich“, so die Kreis-Sprecherin. „Die haben ja auch alle ein Eigeninteresse.“
„Wir sind da der Mittler“, so Küchmeister. Im Laufe der Woche hatte das nordrhein-westfälische Verbraucherschutzministerium noch keine Hinweise darauf, dass mit Listerien kontaminierte Wurst nach NRW gekommen ist. Doch zuletzt vermeldete das Robert-Koch-Institut, dass auch in NRW ein Mensch an einem Listerienstamm, der in Wilke-Produkten nachgewiesen wurde, verstarb.
Vier Listerien-Erkrankungen im Kreis, aber keine in Dorsten
In Dorsten hat es wohl keine Krankheitsfälle gegeben. Zumindest im St.-Elisabeth-Krankenhaus sind keine Fälle bekannt, wie Sprecherin Sarah Höchst auf Nachfrage mitteilte. Im Kreis Recklinghausen gab es in diesem Jahr bis zum 29. September laut dem Landeszentrum Gesundheit insgesamt vier Listerien-Erkrankungen.
Nach einem Bericht des Robert-Koch-Instituts gibt es drei Todesfälle durch Listerienkeime im Fall Wilke. 37 weitere Personen waren krank geworden. Betroffen sind alle Waren mit der Kennzeichnung DE EV 203 EG. Diese wurden zurückgerufen.
Listerien-Erkrankungen können laut Robert-Koch-Institut vor allem bei abwehrgeschwächten Personen wie Neugeborenen, älteren Menschen, chronisch Kranken oder Schwangeren Fieber, Muskelschmerzen, Erbrechen, Durchfall eine eitrige Hirnhautentzündung oder eine Blutvergiftung auslösen.
- Hinter folgenden Markennamen können sich auch Produkte von Wilke verbergen. Genau wie die Eigenmarke sind sie mit dem Identitätskennzeichen DE EV 203 EG versehen: Haus am Eichfeld, Metro Chef, Service Bund „Servisa“, CASA, Pickosta, Sander Gourmet, Rohloff Manufaktur, Schnittpunkt, Korbach, ARO, Findt und Domino
- Waren der Firma Wilke wurden aber auch in loser Form über den Lebensmitteleinzelhandel (z. B. Wursttheken) und Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung (z. B. Krankenhausküchen, Kantinen) in den Verkehr gebracht. In diesem Fall ist die Nummer für Verbraucher nicht ersichtlich.
Aufgewachsen im tiefsten Münsterland, Volontariat bei Lensing Media, Redakteur der Dorstener Zeitung. Immer auf der Suche nach den Geschichten, die diese Stadt schreibt.

Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
