Klaus Heim bietet Vier-Tage-Woche im Hotel Albert an „Die Resonanz war erbärmlich“

Hotel Albert bietet Vier-Tage-Woche an: „Resonanz war erbärmlich“
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Der weltweit größte Test der Vier-Tage-Woche in 61 britischen Unternehmen hat mit seinen positiven Ergebnissen auch hierzulande die Diskussion um dieses Arbeitsmodell neu entfacht. Schon seit rund einem Jahr hat Hotelier Klaus Heim für das Hotel Albert in Dorsten-Holsterhausen in Stellenanzeigen die Vier-Tage-Woche im Angebot: „Wir haben das mal austesten wollen.“

Im Gastgewerbe sei die Vier-Tage-Woche schon längere Zeit ein Thema, so Heim, der hoffte, dass sich mehr Arbeitnehmer für die Arbeit im Hotel interessieren könnten. „Für die Arbeitnehmerseite war das aber überhaupt kein Grund.“

„Haben zu wenig ausgebildet“

Im Moment fehlt Heim eine Vollzeitkraft. „Wir finden schon Leute. Was fehlt, sind qualifizierte Mitarbeiter. Da liegt der Hase im Pfeffer.“ Heim unterhält sich viel mit Kollegen aus der Branche und sagt: „Wir haben zu wenig ausgebildet. Das merken wir jetzt.“ Die Branche steuere nun um. Aber: „Es ist schwer, geeignete Auszubildende zu finden.“

So mangele es Interessenten oft an sprachlichen Fähigkeiten, Rechtschreibung, Mathematik, Auftreten und Allgemeinwissen. „Unsere Gäste haben einen höheren Bildungsstand“, so Heim. Mitarbeiter müssten mit diesen „auf gleicher Ebene kommunizieren können“.

„Mehr Stunden am Stück“

Die Vier-Tage-Woche will Heim bei Inseraten weiter anbieten. „Es bleibt uns letztlich nichts anderes übrig. Früher konnten wir die Bedingungen vorschreiben. Jetzt müssen wir auf den Arbeitnehmer gucken, was er will“, sagt Heim. Aufgrund der langen Öffnungszeiten von 7 bis etwa 23 Uhr gelte im Hotel: „Je mehr Stunden am Stück, desto besser.“

Kleinere Stundenlücken ließen sich mit Teilzeitkräften besser füllen. Was nicht gehe, sei, die Stundenanzahl bei gleichem Gehalt zu reduzieren, so Heim. Die Produktivität zu erhöhen, wie in anderen Branchen, funktioniere in der Dienstleistungsbranche nicht, weil man an Öffnungszeiten gebunden sei. Trotzdem glaubt Heim grundsätzlich: „Die Arbeitszeit wird sich verringern. Die Frage ist: Wie lässt sich das noch finanzieren?“

Andreas Werner, Geschäftsführer der AWS GmbH
Andreas Werner, Geschäftsführer der AWS GmbH, ist der Vier-Tage-Woche gegenüber aufgeschlossen. © Archiv

Andreas Werner, Geschäftsführer der AWS GmbH an der Baldurstraße, hat sieben Mitarbeiter: „Wir bräuchten zwölf.“ Photovoltaikanlagen, Solarspeicher, Brand- und Einbruchsmeldeanlagen, Ladesäulen für Elektromobile: Die Nachfrage nach solchen Dingen ist gerade riesig: „Wir wissen nicht, wo uns der Kopf steht“, sagt Werner. Mit seinen Mitarbeitern hat er schon über die Vier-Tage-Woche gesprochen und will sie bei der Mitarbeiter-Suche bei Job-Portalen anbieten. Werner erhofft sich einen Wettbewerbsvorteil.

„Das Handwerk hat ein akutes Problem mit dem Nachwuchs“, sagt er. Gute Leute seien rar. Viele junge Leute würden sich überschätzen und es sei schwerer, sie durch die Prüfung zu bringen. Es gebe eine hohe Durchfallquote bei den Prüfungen, „trotz Prüfungsvorbereitung“. Werner wünscht sich ein Umdenken: „Es muss an den Schulen kommuniziert werden, dass es nicht unbedingt einen Bachelor oder Master braucht, sondern kreative Leute an der Basis gebraucht werden, die was schaffen können.“

Zwei Gruppen im Betrieb

Um die Vier-Tage-Woche in die Praxis umzusetzen, könnte sich Werner vorstellen, zwei Gruppen zu bilden. „Die einen arbeiten von Montag bis Donnerstag, die anderen von Dienstag bis Freitag.“ Der Turnus könne betriebsintern abgesprochen werden. Wichtig sei, dass die Erreichbarkeit für die Kunden gewährleistet sei und diese Ansprechpartner hätten, sagt Werner.

Bei vier Tagen Arbeit pro Woche müssten die Mitarbeiter zehn Stunden am Tag arbeiten. „Ich könnte mir das sehr gut vorstellen fürs Handwerk“, sagt Werner. Überstunden wollten mittlerweile nur noch wenige vergütet haben. „Freizeit ist ein hohes Gut - auch im Handwerk“.

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