Michael Laage und Hans-Udo Schneider vor dem Barkenberger Gemeindezentrum

Während Michael Laage (l.) glücklich ist über die Kita-Lösung fürs Barkenberger Gemeindezentrum, sieht Hans-Udo Schneider (r.) die Entscheidung kritisch. © Montage Klose

Gemeindezentrum Barkenberg: Bedeutet Kita neues Leben oder Verlust?

rnUmbaupläne fürs Denkmal

Das Barkenberger Gemeindezentrum soll demnächst eine dreigruppige Kita beherbergen. Der Umbau wird mit dem Denkmalamt abgestimmt. Birgt die Idee dennoch einen Verlust für den Stadtteil?

Wulfen-Barkenberg

, 08.06.2022, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Kindertagesstätten in denkmalgeschützten Kirchengebäuden: Was sich für die Heilig-Geist-Kirche in Rhade als machbar erwiesen hat, soll demnächst auch in Barkenberg funktionieren. Das Evangelische Gemeindezentrum (BaZ) an der Talaue soll schon im Laufe des Kindergartenjahres 2023/24 eine dreigruppige Kita beherbergen. Das renommierte Münsteraner Architekturbüro Deen hat die Pläne für die neue Nutzung jenes Gebäudes entworfen, das 1972 nach den Plänen des finnischen Architekten Toivo Korhonen gebaut worden ist.

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Die preisgekrönte Architektur steht längst unter Denkmalschutz, in der letzten Sitzung des Jugendhilfeausschusses berichtete Stefanie Reich, Fachbereichsleiterin Kitas beim Kirchenkreis, jedoch von konstruktiven Gesprächen mit dem Denkmalamt. Pfarrer Michael Laage aus dem Pfarrteam Hervest-Wulfen freut sich über pragmatische Lösungen, die den Spagat zwischen neuer Nutzung und Denkmalschutz möglich machen. Zum Beispiel sei der holländische Straßenklinker auf dem Boden und an den Wänden nicht kindgerecht. „Die Denkmalbehörde ist aber damit einverstanden, dass der Boden fachgerecht abgedeckt wird. So bleibt er erhalten und die Kinder können sich nicht verletzen.“

Gemeinde erfährt die Details bei einer Versammlung am 26. Juni

Details erfährt die Gemeinde am 26. Juni bei einer Versammlung nach dem 11-Uhr-Gottesdienst. Dort will Pfarrer Laage die Entscheidung des Presbyteriums zum Umbau des Gemeindezentrums erläutern. Gegenüber der Dorstener Zeitung erklärte er im Vorfeld: „Die Gemeinde wird kleiner, das Zentrum ist zu groß geworden, und die Standortsicherung kostet uns 40.000 Euro pro Jahr. Das ist angesichts eines negativen Haushalts auf Dauer nicht haltbar. Wenn wir künftig die Hälfte des Platzes für die Kita hergeben, übernimmt der Verband auch einen Teil der Kosten.“ Dabei ist Laage zuversichtlich, dass Gottesdienste, Kita und Gruppenzeiten so koordiniert werden können, dass keine Gruppe Einbußen hinnehmen muss.

Die Rückseite des Barkenberger Gemeindezentrums

Die Rückseite des Barkenberger Gemeindezentrums, in das demnächst eine dreigruppige Kita einziehen soll. © Petra Berkenbusch

Kritischer sieht Hans-Udo Schneider, von 1973 bis 1993 einer der ersten Pfarrer der Gemeinde Barkenberg, die Entscheidung über die Neu-Ausrichtung des BaZ. Schneider war von 1993 bis 2011 Sozialpfarrer im Kirchenkreis, ist aber immer in Barkenberg wohnen geblieben und fühlt sich der Gemeinde eng verbunden. „Das Gemeindeleben in Barkenberg nimmt immer mehr ab, das Gemeindezentrum wird immer weniger genutzt, es gibt keine Barkenberger mehr im Presbyterium - und das wird durch die teilweise Aufgabe des Zentrums weiter zementiert.“

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„Wo bleiben Offenheit, Transparenz und Beteiligung?“

Schneider hätte sich außerdem eine offene Debatte über die Pläne gewünscht. „Fundamentale Prinzipien unserer Kirche sind Offenheit, Transparenz und Beteiligung. Das vermisse ich, wenn die Gemeinde letztlich mit fertigen Plänen konfrontiert wird. Wo ist der Austausch, wo die Diskussion über Alternativen?“ Die Evangelische Gemeinde in Barkenberg sei immer stolz darauf gewesen, ein Zentrum für alle Barkenberger zu sein: „Geben wir diese Idee der inklusiven Gemeinde nicht nach und nach immer mehr auf und werden eine exklusive Gemeinde?“

Pfarrer Laage hält dagegen, dass das BaZ schon lange nicht mehr ausgelastet sei und die Gemeinde selbstverständlich versuchen werde, auch der russischen Folkloregruppe, den Blaukreuzlern und anderen weiterhin eine Heimat zu bieten. Außerdem berge die Einrichtung der Kita die Chance, das Gemeindezentrum zu einer Familienkirche zu entwickeln.

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„Es hat mal eine Machbarkeitsstudie für das Gemeindezentrum gegeben“, erinnert sich Michael Laage, „die zum Beispiel den Einzug einer Tanzschule für machbar hielt. Da ist die Kita für mich die beste Grundidee, die mir in den letzten Jahren unterkommen ist.“