CDU feiert Wahlsieg in Kirchhellen, SPD leckt Wunden Ein Kandidat zieht persönliche Konsequenzen

CDU feiert Wahlsieg, SPD leckt Wunden: Ein Kandidat zieht Konsequenzen
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Jubel bei der CDU, enttäuschte Gesichter bei der SPD: Nach über 60 Jahren gewinnt die CDU erstmals wieder das Direktmandat im Wahlkreis 124 (Bottrop, Dorsten, Gladbeck) bei einer Bundestagswahl. CDU-Kandidat Nicklas Kappe hatte an diesem Abend gleich doppelten Grund zur Freude: Nach seinem Wahlsieg machte er seiner Freundin einen Heiratsantrag.

Dustin Tix zeigte sich enttäuscht, als die Wahlergebnisse feststanden.
Dustin Tix zeigte sich enttäuscht, als die Wahlergebnisse feststanden. © Julian Schäpertöns

Bis zum Schluss lieferten sich CDU-Kandidat Nicklas Kappe und SPD-Kandidat Dustin Tix ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen. Immer wieder wurde die Wahlgrafik aktualisiert. Mal lag die SPD vorne, mal die CDU. Doch am Ende setzte sich Kappe mit 31,67 Prozent der Erststimmen knapp vor die SPD (29,55 Prozent).

Wahlparty auf dem Hof Steinmann

Nicklas Kappe feierten seine Wahlparty auf dem Hof Steinmann in Kirchhellen. Viele Parteifreunde waren gekommen, um bei Getränken und Würstchen vom Grill auf die Ergebnisse zu warten. Gut gelaunt startete Kappe in den Wahlabend – zuversichtlich ein gutes Ergebnis zu erreichen. „Die Menschen wollen einen Politikwechsel“, erklärte er und behielt recht. Gegen 20.30 Uhr war klar, dass das Ergebnis der CDU nicht mehr eingeholt werden kann. Zuletzt konnte die CDU 1961 das Direktmandat in diesem Wahlkreis gewinnen.

Unter tosendem Applaus feierten ihn seine Parteikollegen in Kirchhellen. Bei seiner Siegesrede bedankte er sich besonders bei seiner Freundin Sophia Strehl, die ihn im Wahlkampf unterstützte – und machte ihr anschließend einen Heiratsantrag.

Besonders hob Kappe die hohe Wahlbeteiligung hervor: „Die Menschen haben heute gezeigt, dass sie sich einbringen und bessere Politik fordern.“ Mit einem Wahlsieg und einer glücklichen Verlobten ließ er den Abend ausklingen.

Trübe Stimmung bei SPD

Ganz anders die Stimmung einige Hundert Meter weiter im Kinder- und Jugendhaus „F“ an der Hackfurthstraße, wo SPD-Kandidat Dustin Tix seine Wahlparty veranstaltete. Als gegen 20:30 Uhr klar wurde, dass das Direktmandat an die CDU ging, trübte sich die Stimmung deutlich. Zwar konnte die SPD mit 29,55 Prozent ein deutlich besseres Ergebnis als auf Bundesebene erzielen, doch an die 39 Prozent der Bundestagswahl 2021 kam sie nicht heran.

„Der Abend ist für uns ein sehr bitterer. Wir sind sehr enttäuscht von dem Ergebnis“, sagte Tix. „Ganz besonders beunruhigen mich die hohen Zustimmungswerte für die AfD. Das war kein guter Tag für dieses Land und ein besonders bitterer Tag für die SPD.“

Auch die ehemaligen Ampelparteien Grüne und FDP hatten wenig Grund zur Freude. Der grüne Kandidat Peter Müller verfolgte den Wahlabend in der Rathausschänke Bottrop. „Aus einer ungeliebten Regierung sind wir noch mit den wenigsten Blessuren herausgegangen. Natürlich hatte ich mir mehr erhofft, aber überrascht bin ich nicht“, resümierte er. Die Grünen erreichten im Wahlkreis 6,54 Prozent der Erststimmen.

Persönliche Konsequenzen bei FDP

Noch bitterer fiel das Ergebnis für die FDP aus: Sie scheiterte an der 5-Prozent-Hürde. In der Bottroper FDP-Geschäftsstelle verfolgte Direktkandidat Andreas Bucksteeg die ersten Hochrechnungen. „Anfangs hatte ich noch etwas Hoffnung, aber schnell wurde klar, dass es nicht reicht“, berichtete er. Letztlich kam er auf 2,67 Prozent der Erststimmen in Bottrop, Gladbeck und Dorsten – und zog persönliche Konsequenzen: „Für mich ist das Kapitel erledigt. Man muss den Wählerwillen akzeptieren. Ich werde nicht wieder für die FDP kandidieren.“

Am Kandidaten hätte es nicht gelegen, ist sich Bottropers Parteichef Andreas Mersch sicher. „Ich gehe davon aus, dass das schlechte Ergebnis mit der Regierungsbeteiligung zusammenhängt“, so Mersch. „Wir haben uns mehr erhofft.“

Einen erfolgreichen Wahlabend feierte hingegen die AfD. Ihr Kandidat Markus Mellerke erhielt 20,99 Prozent der Erststimmen. Telefonisch war er Sonntagabend nicht zu erreichen.

Die Linke kam auf 5,7 Prozent der Erststimmen, „Die Partei“ erreichte 1,55 Prozent. Sonstige Kandidaten erhielten 1,32 Prozent der Stimmen. Das BSW trat ohne Direktkandidat an, erreichte aber bei den Zweitstimmen 4,26 Prozent.