Viele Dorstener Parteien haben sich die Ausweitung der Betreuungsmöglichkeiten für Kinder zur Kommunalwahl 2020 auf die Fahnen geschrieben. So auch die CDU. In ihren kommunalpolitischen Zielen bis 2025 hat sie festgehalten, dass spätestens seit der Pandemie „eine solidarische und subsidiäre Familienpolitik“ notwendiger denn je sei.
Die Christdemokraten, die seit der letzten Kommunalwahl bekanntlich die absolute Mehrheit im Rat und in den Fachausschüssen haben, forderten vor der Wahl unter anderem den Neubau und die Erweiterung von Kitas, die „schrittweise Sanierung der Kindergärten der 50er- und 60er-Jahre“ sowie die Verbesserung des Betreuungsangebotes.
„Es war uns auch im Wahlkampf 2020 ein besonderes Anliegen, die Eigenverantwortlichkeit der Familien nachhaltig zu stärken. Dazu gehört auch der weitere Ausbau der Kinderbetreuung in Dorsten“, sagt Jennifer Palm, Sprecherin ihrer Partei im Jugendhilfeausschuss, rückblickend. Die CDU stellt dort mit Dirk Schlenke auch den Ausschussvorsitzenden.
Mehrere Kitas wurden gebaut
Tatsächlich sind in den vergangenen Jahren mehrere Kitas in Dorsten gebaut beziehungsweise deren Bau anvisiert worden. „In den letzten Jahren wurde ein enormes Ausbauprogramm an Betreuungsplätzen auf den Weg gebracht“, sagt Stadtsprecher Ludger Böhne auf Anfrage der Dorstener Zeitung. Das war jedoch größtenteils bereits über den Kindergartenbedarfsplan vor der Wahl geplant.

Insgesamt waren bzw. sind sieben Kindertagesstätten geplant, bereits gebaut oder im Bau befindlich: Die Kita Wennemar in Holsterhausen wurde 2020 eröffnet, die Kita St. Katharina an der Ziegelstraße im Februar 2023, der Bau der Kita Kampstraße/Marktallee ist fast abgeschlossen und bei der Kita Grüner Weg ist der Rohbau in vollem Gange. In Planung sind ein Neubau (Kita Laurentius in Lembeck) sowie zwei Ersatzbauten (Kita Ahornstraße in Holsterhausen und Kita Pestalozzistraße).
Jennifer Palm räumt ein, dass in Dorsten zur Bedarfsdeckung weiterhin provisorische Gruppen und zulässige Überbelegungen genutzt werden müssen. Ziel bleibe es aber, über ein ausreichendes Regelangebot den Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen zu decken.
„Das beschlossene Ausbauprogramm wird in Zukunft zu einem wesentlichen Maße zur Bedarfsabdeckung beitragen. Darüber hinaus wird die Sanierung der bereits vorhandenen Kindergärten sukzessive umgesetzt.“
Betreuung bis 17 Uhr
Auch die Ausweitung der Öffnungszeiten der Kitas, um Familien noch mehr Flexibilität zu bieten, habe man in Dorsten getestet, sagt Böhne. „Betreuungszeiten wurden in der Vergangenheit testweise bis 17 Uhr angeboten, von den Eltern aber kaum angenommen. Das heißt: Nutzen und Aufwand standen in keinem günstigen Verhältnis zueinander“, erklärt der Stadtsprecher. Randzeiten könnten in Dorsten bei Bedarf aber auch über die Tagespflege – auch in Kombination mit einem regulären Kita-Besuch – abgedeckt werden.

Doch für neue Kitas braucht es auch Personal. Dass dieses nicht leicht zu finden ist, ist kein Geheimnis und war auch seit der Kommunalwahl immer wieder Thema in Dorsten.
Ludger Böhne sagt jedoch: „Man kann sicherlich nicht von einem generellen Personalmangel in den städtischen Kindertagesstätten sprechen.“ Richtig sei, dass es unbesetzte Stellen gebe, man führe jedoch aktuell Bewerbungsgespräche, sodass zum Start des neuen Kita-Jahres viele davon auch wieder besetzt werden könnten.
Beruf muss attraktiver werden
Problematisch und nicht so einfach ad hoc zu schließen seien die Lücken, die im Laufe des Jahres durch Krankheiten, Schwangerschaften oder andere Gründe entstünden.
Die „Grund-Attraktivität“ des Berufes Erzieher bzw. Erzieherin zu steigern, sei sicherlich sinnvoll, liege jedoch zu großen Teilen nicht in der Hand der Kommunen. „Ein wesentlicher Schlüssel ist sicherlich die Bezahlung“, so Böhne.
Das sieht Jennifer Palm ähnlich. Um den Beruf der Erzieherinnen und Erzieher attraktiver zu machen, müsste es „klare Verbesserungen der Rahmenbedingungen“ geben, „verbunden mit einer deutlichen Steigerung der Investitionen“, meint sie. Dies sei letztlich eine landes- und bundespolitische Aufgabe.
Doch so ganz kann sich die Kommunalpolitik in diesem Punkt nicht aus der Verantwortung stehlen.
„Auch gesamtgesellschaftlich muss zukünftig eine Veränderung stattfinden“, räumt Jennifer Palm ein. „Es sollte in allen Köpfen der ErzieherInnen-Beruf in seinen Leistungen voll anerkannt sein.“
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