Jüdisches Museum steht rund um die Uhr unter Polizei-Schutz

© Robert Wojtasik

Jüdisches Museum steht rund um die Uhr unter Polizei-Schutz

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Seit dem antisemitischen Anschlag in Halle steht auch das Jüdische Museum in Dorsten dauerhaft unter Polizei-Schutz. Wie lange das so bleibt, ist offen.

Dorsten

, 19.10.2019, 11:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Unmittelbar nach den tödlichen Schüssen in Halle an der Saale in der vergangenen Woche wurde bundesweit die Polizeipräsenz vor jüdischen Einrichtungen verstärkt. In Nordrhein-Westfalen stehen seitdem nach Angaben des Innenministeriums 67 jüdisch-israelische Einrichtungen unter Polizeischutz.

Auch das Jüdische Museum in Dorsten wird rund um die Uhr von Polizeibeamten in einem gut sichtbaren Streifenwagen an der Wall- und Grabenanlage bewacht.

Das wirkt nicht gerade einladend, ist in der aktuellen Situation aber notwendig und von der Landesregierung so angeordnet. Um vor möglichen Nachahmungstätern zu schützen, heißt es dazu von der Polizei Recklinghausen.

Generell seien solche Objektschutzmaßnahmen nicht ungewöhnlich. An Hitlers Geburtstag werde beispielsweise regelmäßig der Jüdische Friedhof in Castrop-Rauxel bewacht.

Stockhoff: „Traurig, dass solche Maßnahmen überhaupt notwendig sind“

„Es ist sicherlich gut, dass wir auf diese Weise zeigen: Der Staat nimmt den Schutz aller Mitbürgerinnen und Mitbürger ernst“, hat Bürgermeister Tobias Stockhoff nach dem Anschlag in einem Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Halle sowie den Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde im Kreis Recklinghausen geschrieben. „Es ist zugleich aber auch traurig, dass solche Maßnahmen überhaupt notwendig sind.“

Das Jüdische Museum Westfalen sei in den 1980er-Jahren aus einer Bürgerinitiative heraus entstanden, schreibt Stockhoff weiter. 1993 sei außerdem eine Städtepartnerschaft mit Hod Hasharon in Israel besiegelt worden. „Ein gutes und vertrauensvolles Miteinander ist uns wichtig und wird hier gepflegt. Dieses Vertrauen ist nun beschädigt.“

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Auch Museumsdirektor Dr. Norbert Reichling betont, dass sich „niemand über die Polizeipräsenz vor dem Jüdischen Musem freuen kann“. Es handele sich um eine polizeiliche Entscheidung, „für die derzeit jeder und jede Verständnis haben wird.“ Kritik daran habe man im Museum bislang nicht vernommen.

Kein neuer Anblick

Ganz neu ist der Anblick ja auch nicht. In der Vergangenheit kam es schon mal vereinzelt vor, dass sich jemand zwar nicht über die Schutzmaßnahme an sich beschwerte, wohl aber darüber, dass dauerhaft Einsatzfahrzeug und Besatzung gebunden seien und nicht für Einsätze zur Verfügung stünden.

Die Organisation des Objektschutzes ist Ländersache. So bewachen etwa in Berlin angestellte Objektschützer in Polizeiuniform das Jüdische Museum, die keine Vollzugsbeamten sind und entsprechend wenig Befugnisse haben.

Vor dem Jüdischen Museum in Dorsten sorgen hingegen „echte“ Polizisten für Sicherheit, sagt Polizeisprecherin Ramona Hörst. Mehrere Dienststellen würden sich diese Aufgabe teilen, sodass die normale Einsatzbereitschaft in Dorsten nicht darunter leide. Wie lange das Museum noch unter Polizeischutz steht, ist offen. Die Anordnung gilt bis auf Weiteres.