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Industriepark Große Heide: Wulfener fürchten, vom Lkw-Verkehr auf B58 überrollt zu werden
Ansiedlung zwischen Autobahnen
Die Eröffnung des Industrieparks Große Heide weckt Ängste: Wulfener fürchten, dass noch mehr Lkw-Verkehr auf der Ortsdurchfahrt B58 unerträglich sein wird. Die Stadt sieht das anders.
Die Entwicklung des Industrieparks Große Heide birgt Konfliktpotenzial. Die Stadt hat ein ausgeprägtes wirtschaftliches Interesse daran, dass dieser Industriepark an der B58 in Wulfen so schnell wie möglich entwickelt wird. Die Bürger unterstützen zwar die Wirtschaftsinteressen ihrer Kommune, befürchten aber den Verkehrskollaps durch den wachsenden Lkw-Verkehr auf der Ortsdurchfahrt Dülmener Straße/Weseler Straße (B58).
Stadtbaurat Holger Lohse wies diese Annahme auf der Wulfenkonferenz mit 100 Teilnehmern im Hotel Humbert am Mittwochabend zurück. „Laut Fach-Gutachten wird die Qualität ausreichen, um den Verkehr abzuwickeln.“ Die Lärmimmissionen für die Anlieger der B58 würden sich zwar erhöhen, seien aber durch Ausgleichsmaßnahmen, etwa durch Einbau von Schutzfenstern und -türen, zu kompensieren.
Schlechtere Luftqualität hätten die Wulfener nicht zu befürchten. Anders als an der B224 in Essen führt die Ortsdurchfahrt in Wulfen nicht durch Häuserschluchten, sodass die Luftzirkulation nicht beeinträchtigt wird. Aus Gutachtersicht, so Lohse, spreche nichts gegen die Verabschiedung des Bebauungsplanes. „Würde nur einer dieser drei Punkte beanstandet, wäre der Plan nicht genehmigungsfähig.“
Großes Projekt mit 300 Arbeitsplätzen
Holger Lohse sagte den Stadtteilbewohnern zudem: „Wir brauchen nach der Erschließung des Zechengeländes in Dorsten weitere Flächen für Betriebe im Außenbereich.“ Die Große Heide sei das nächste große Wirtschaftsförderungsprojekt der Stadt. 300 neue Arbeitsplätze sollen geschaffen werden.
Ideale Lage für interessierte Wirtschaftsunternehmen
Die Lage des Gewerbegebietes in Wulfen ist ideal für Wirtschaftsunternehmen: Zwischen den Autobahnen 43 und 31 gelegen, ist die An- und Abfahrt gesichert. Die Wulfener Anwohner der B58 haben Angst, dass sie durch den von den Autobahnen heranrollenden und abfließenden Lkw-Verkehr „in die Zange genommen werden“.
Rufe nach Tempo 30 auf der B58 wurden zwar nicht kategorisch zurückgewiesen - „es gibt Bundesstraßen, wo der Straßenbaulastträger das angeordnet hat“ - eine solche Lösung sei aber für die B58 eher unwahrscheinlich: „Bis jetzt spricht aus Sicht von Straßen.NRW nichts für dieses Tempolimit“, so Holger Lohse.
Die Vorstellung der Wulfenkonferenz, dass der Entwicklung des Industrieparks erst einmal ein alternatives Verkehrskonzept vorausgeschickt werden müsse, bevor der Industriepark an den Start geht, wies der Stadtbaurat aber zurück. „Dem würde ich aus Verwaltungssicht nicht zustimmen.“
Wulfenkonferenz möchte ein Mobilitätskonzept
Die Wulfenkonferenz stellte den Bürgerantrag, dass ein Verkehrskonzept der Zukunft entwickelt werden soll für den Bereich rund um den Industriepark. Es handelt sich um ein Mobilitätskonzept, in das Rad- und Fußwege, Bahn und ÖPNV eingebunden werden sollen, damit Gewerbegebietsmitarbeiter von der Straße auf alternative Verkehrsmittel umsteigen können. Insbesondere den Ausbau eines Radweges entlang der B58 von Wulfen nach Deuten hält die Wulfenkonferenz für zwingend notwendig. Es liegt am Rat der Stadt, inwieweit er die Bürgervorschläge aufnimmt.
Rat soll die Satzung im September beschließen
Wenn im September der Satzungsbeschluss durch den Rat der Stadt erfolgt, kann mit den Erschließungsarbeiten, also Versorgungsleitungen, Kanalisation und Straßenbau, im künftigen Industriepark begonnen werden. Der liegt dann nicht auf der grünen Wiese, auch wenn die Umgebung den Anschein erweckt: „Hier hat es schon mal eine industrielle Nutzung durch die RAG gegeben“, sagte Holger Lohse.
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
