Petra Schönfelder machte es sich um kurz vor 20 Uhr am zweiten Weihnachtstag in ihrer Wohnung gemütlich. Ihr Mann Dieter hatte sich schon zum Schlafen hingelegt. Plötzlich klopfte es an der Tür und es hieß: Alle müssen raus! Als eine der letzten wurden die beiden vom Campingplatz Schult im Anker in Dorsten von der Evakuierung informiert. Während andere schon auf dem Campingplatz ihr Hab und Gut zusammengesucht hatten, blieb ihnen gerade einmal zehn Minuten Zeit dafür.
Unermüdlicher Einsatz
„Das Ordnungsamt, Bürgermeister Tobias Stockhoff und auch der Betreiber vom Campingplatz halfen alle mit“, sprechen die beiden ein großes Lob für das gute Zusammenspiel aus und finden den Einsatz vom Bürgermeister zu später Stunde am 2. Weihnachtstag bemerkenswert. Auch der Betreiber habe alles möglich gemacht und alles erdenklich Mögliche getan.
Zwölf Stunden waren die Helfer seit Weihnachten nur am Pumpen, doch gegen die Wassermassen kamen sie nicht an. Petra und Dieter Schönfelder packten eine Tüte voll mit dem, was in der Eile möglich war, nahmen ihren Kater Herrn Wöller und Hündin Lotti mit - und hatten das, was sie am Körper trugen. Mehr nicht. Sie hätten sich gewünscht, dass das Ordnungsamt ihnen früher Bescheid gegeben hätte, um mehr Zeit zu haben.
Tierfreundliche Notunterkunft
Sie wurden sie in eine tierfreundliche Notunterkunft gebracht und nicht in eine Turnhalle, wofür sie sehr dankbar sind. Ihre Tochter konnte noch wichtige Herzmedikamente für Dieter besorgen, Medikamente für Hündin Lotti, ein paar andere notwendige Artikel, wie Handtücher zum Duschen. Kommende Woche bringt noch jemand Kleidung vorbei. Alles, was sie besitzen, liegt noch bei ihnen zuhause auf dem Campingplatz - und dahin sie wohl in den nächsten zwei Wochen nicht zurück..

Aus diesem Grund starteten sie aus der Hilfslosigkeit heraus einen Spendenaufruf in den Sozialen Medien bei Facebook in der Gruppe „Zu Verschenken in Dorsten“. Darauf erhielten sie viele Rückmeldungen: „Die Spendenbereitschaft der Dorstener ist sehr hoch“, freuen sie sich über den positiven Zuspruch der Dorstener.
Zuhause auf dem Campingplatz
Sie durften am Campingplatz bislang nur einmal die Post holen. In ihr Zuhause dürfen sie noch nicht zurück: „Da lässt man uns gar nicht hinein, wegen der Lebensgefahr.“ Was sie auch verantwortlich finden. Der Schaden wird sich erst zeigen, wenn das Wasser zurückgegangen ist.
Doch sie sind nicht alleine: „Es gibt sicher viele, denen es ähnlich geht und die sich schämen, nach Hilfe zu fragen“, meinen sie. Auch aufgrund dummer Kommentare, die kommen könnten. Aber aus der Not heraus hatten die Schönfelders den Mut, das zu tun und wurden nicht enttäuscht. Noch fehlt ihnen einiges. Kleidung wäre nach wie vor hilfreich, auch frische Bettwäsche und Hygieneartikel. „Wir brauchen nur Sachspenden, Geld hilft uns nicht weiter.“

Sie schauen auf ihre zwei Vierbeiner, die ihnen sehr am Herzen liegen und ihnen noch ein Lächeln abringen können: „Uns ist es nur wichtig, dass es unseren Tieren gut geht und wir überleben können.“ Hündin Lotti ist auf dem Lande ein Freigänger - ebenso wie ihr Kater Herr Wöller. Letzterer versteckt sich in der Notunterkunft im Korb unter einem der zwei Einzelbetten.
Privater Bereich
Lotti und Herr Wöller sitzen oft am Fenster und schauen auf eine graue Hauptstraße - fast so, als würden sie die Welt nicht mehr verstehen. Lotti hat mittlerweile schon alles, für ihren Kater würden sie sich noch über ein Spielzeug freuen. „Für die beiden allein ist es eine Umstellung, aber man darf den Kopf nicht in den Sand stecken“, sagt Petra Schönfelder. Sie sind froh, dass sie einen privaten Bereich haben, mit einer gemeinschaftlichen Küche und einer Waschmaschine. Sie hoffen, dass das nächste Jahr besser startet, an Feiern ist für sie nicht zu denken: „Wir bleiben für die Tiere hier.“
Wer helfen möchte, kann sich direkt unter der Nummer (0157) 338 669 84 an das Ehepaar wenden.
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