Schulleiter Herbert Rentmeister auf dem Zebra auf dem Schulhof der Agatha-Schule.

Im Galopp zu neuen Herausforderungen: Herbert Rentmeister schwingt sich gerne auf den Fahrradsattel, das Zebra vor der Agatha-Schule findet er aber auch toll, auch wenn es sich nicht fortbewegt. © Claudia Engel

Die Dorstener Agatha-Schule verliert ihren Leiter Herbert Rentmeister

rnLanges Berufsleben

Der Leiter der Agatha-Schule, Herbert Rentmeister, wird sich im Sommer aus dem aktiven Schuldienst zurückziehen. Mehr als zehntausend Dorstener kennen ihn als Rektor und Lehrer.

Dorsten

, 19.05.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Dampflokomotivführer wollte Herbert Rentmeister werden. Stattdessen hat er in einer ganz anderen Branche Dampf gemacht: Er ist Pädagoge geworden und einer der Urgesteine unter den Dorstener Schulleitern. Nach nicht ganz 40 Jahren soll im Sommer Schluss mit seiner Tätigkeit als Lehrer sein.

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„Ich werde ein Sabbatjahr einlegen und dann in den Ruhestand gehen“, kündigt der 62-Jährige in einem Gespräch mit uns an. Viele Dorstener werden das gar nicht glauben können. Denn der stets Rad fahrende Pädagoge hat sich aufgrund seiner sportlichen Betätigung sein jugendliches Aussehen und Auftreten bewahrt. Und diesen Schwung hat er stets mit in die Schule genommen und seine Begeisterung auf sein Team und „seine“ Kinder übertragen.

Klaudia Ulbrich-Heisig (li.) und Schulleiter Herbert  Rentmeister (r.) von der Agatha-Schule Dorsten.

Konrektorin Klaudia Ulbrich-Heisig (li.) hat viel von Rektor Herbert Rentmeister gelernt. Der langjährige Schulleiter der Agatha-Schule wird in den Ruhestand verabschiedet. © Claudia Engel

„Mehr als zehntausend Kinder werden es wohl gewesen sein“, sagt Herbert Rentmeister zur Zahl der Schüler, die er persönlich kennengelernt und auch unterrichtet hat. In der katholischen Religionslehre zu Hause musste Rentmeister schon zu Beginn seiner Ausbildung zum Grundschullehrer feststellen, dass äußerste Flexibilität seinen weiteren beruflichen Werdegang prägen sollte. „Es gab keine freien Lehrerstellen, wir wurden nach der Ausbildung in den 80er-Jahren gleich arbeitslos“, sagt Rentmeister.

Taxifahren war seine Sache nicht

Statt Taxi zu fahren oder den Lehrerberuf dran zu geben, orientierte sich der gebürtige Dorstener, Agatha-Schüler und Petrinum-Absolvent nach Hamburg. „Die Hansestadt suchte für eine Schule mit einem hohen Anteil von polnischen Aussiedlern Lehrer“, so Rentmeister. Er nahm die Herausforderung an und unterrichtete fortan jahrgangs- und fächerübergreifend zahllose Schüler: „Die Schule hat die Grund-, Haupt- und Realschule abgedeckt. Sie startete mit 400 Kindern und hatte am Ende 3.000.“ Eine berufliche Zukunft sah Rentmeister in Hamburg aber nicht: „Als angestellter Lehrer und Nicht-Hamburger war ich am untersten Ende der Nahrungskette.“

Herbert Rentmeister (r.)  vor einer Gruppe von Kindern auf der Mauer vor der alten Agatha-Schule am Voßkamp.

Auf der Mauer vor der alten Agatha-Schule am Voßkamp balancierte Rentmeister gerne herum: Die Schüler taten es ihm nach. © Claudia Engel

Also kehrte Rentmeister mit besseren Zukunftsaussichten vor den Augen in sein Heimatbundesland NRW zurück. „Es war mir egal, in welcher Stadt ich anfangen sollte“, sagt Rentmeister. Zufälligerweise ergab sich aber eine Möglichkeit an der Pestalozzischule auf der Hardt. Doch der Dorstener fand keine Wohnung: „Ich musste erst einmal wieder bei meinen Eltern wohnen“, erinnert er sich. Das tat seinem Engagement aber keinen Abbruch: Die Kinder des dritten Schuljahres erlebten Herbert Rentmeister als erste Dorstener als Lehrer, der mit Leidenschaft, Hingabe und Herzlichkeit zu Werke ging.

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Nach zwei Durchgängen von den Jahrgängen 1 bis 4 an dieser Schule, bei der er viele wertvolle Erfahrungen sammeln konnte, bereitete Rentmeister sich auf seine Rektorenprüfung vor. Und stieg als Leiter in der Kardinal-von-Galen-Schule in Altendorf-Ulfkotte ein. „Das waren bewegte Zeiten, die Kinder wurden zeitweise im alten Petrinum an der Bochumer Straße unterrichtet und saßen mit baumelnden Beinen auf den Stühlen für viel ältere Schüler“, sagt Rentmeister.

Herbert Rentmeister hat den Grundstein der alten Agatha-Schule gerettet.

Herbert Rentmeister, Schulleiter der Agatha-Schule, ist froh, dass er den Grundstein des alten Agatha-Schulgebäudes von 1895 vor dem Abriss retten konnte. © Michael Klein (A)

Eltern würden heutzutage womöglich steil gehen, wenn ihren Kindern solche Bedingungen, zumal mit wechselnden Lehrkräften wegen des Lehrermangels, zugemutet würden. Damalige Eltern nahmen hin, was ohnehin nicht beeinflussbar war - „diese Gelassenheit würde einigen Müttern und Vätern heute guttun“, sagt Rentmeister durchaus kritisch.

Wandel in der Schullandschaft

Den Wandel in der Schullandschaft und die Herausforderungen im Schulalltag hat Herbert Rentmeister zusammen mit seinem Team gut bewältigt. Seit 2011 steht ihm Klaudia Ulbrich-Heisig an der Agatha-Schule zur Seite. Als Konrektorin hat sie vieles von Herbert Rentmeister gelernt, beide zusammen haben den oftmals strapaziösen Alltag in der Grundschule bravourös gemeistert. Wichtig ist beiden, dass die „Bedürfnisse der Kinder im Mittelpunkt“ stehen. Wenn Herbert Rentmeister im Sommer sein Sabbatjahr antritt, wird seine Stelle voraussichtlich nicht lange vakant bleiben. Klaudia Ulbrich-Heisig kann sich nach ihrer Eignungsprüfung vorstellen, zu übernehmen.

Gebührender Abschied im Juni

Zuvor aber wird dem Chef noch ein gebührender Abschied bereitet. Am 23. Juni (Donnerstag), vom 13.45 bis 15.30 Uhr, hat das Schulleitungsteam zur Abschiedsfeier (nach Voranmeldung der Gäste) ins Schulgebäude am Nonnenkamp eingeladen.

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Herbert Rentmeister übergibt dann eine Schule, die als erste mit einer Ganztagsklasse in Dorsten starten wird. Führend war Rentmeister mit seinen Ideen, wie Dorstener Schulkinder auf ihr weiteres Schulleben vorbereitet werden können, schon immer. Dabei hat auch die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund einen hohen Stellenwert eingenommen.

Nach der hohen Zahl von geflüchteten Kindern in den Jahren ab 2015 ist die Agatha-Schule sehr gut auf den nächsten „Schwung“ von Kindern vorbereitet. „Wir möchten für alle Kinder eine förderliche Lernumgebung schaffen. Und dabei ist gleichgültig, welchen familiären oder ethnischen Hintergrund sie haben“, sagt Herbert Rentmeister. „Gut, dass Du da bist“, heißt das Motto an der Agatha-Grundschule. „Gut, dass Du da warst“ - das dürften viele Dorstener Herbert Rentmeister mit auf seinen weiteren Lebensweg geben.

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