
© Nina Dittgen
Immobilienmarkt Dorsten: Wie viel ein Haus wirklich wert ist
Immobilienmarkt
Die Immobilienpreise gehen durch die Decke. In Dorsten gibt es ein Instrument, das anzeigt, wie viel ein Haus wirklich wert ist. Zwischen Angebotspreis und tatsächlichem Wert klaffen Welten.
Dörthe Schmidt ist Vorsitzende des gemeinsamen Gutachterausschusses für Grundstückswerte in Dorsten, Gladbeck und Marl. Sie macht darauf aufmerksam, dass Käufer und Verkäufer ab sofort den kostenlosen, „amtlichen“ Immobilien-Preis-Kalkulator des örtlichen Gutachterausschusses im Internet zu Rate ziehen können. Käufer und Verkäufer dürften dabei ins Grübeln kommen.
In Hervest wird ein Zechenhaus aus dem Jahr 1919 zum Preis von 349.900 Euro angeboten. Es ist hübsch anzusehen, modernisiert und gepflegt. Aber ist dieser Angebotspreis annähernd realistisch? Laut Immobilien-Preis-Kalkulator auf boris.nrw hat das Haus einen tatsächlichen Wert von 185.000 Euro. Eingepreist in dieser amtlichen Kalkulation sind die Lage des Hauses und der Grundstückswert sowie die Ausstattungsmerkmale. Und die tatsächlichen Kaufpreisfälle werden ebenfalls zugrunde gelegt. Die große Differenz zwischen Angebotspreis und Echtzeitwert des angebotenen Hauses spiegelt die Lage auf dem Dorstener Immobilienmarkt aber sehr gut wider. Weil die Nachfrage sehr hoch ist und das Angebot gering, sind „Mondpreise“ weit verbreitet.

Zechensiedlung Hervest: Hier hat Vivawest einige Häuser, einige sind jedoch auch Privateigentum. Zwei können zurzeit gekauft werden. © Stadt Dorsten (A)
Ein vergleichbares Objekt im selben Dorstener Stadtteil ist von einem anderen Anbieter deutlich günstiger eingepreist worden: 210.000 Euro soll das Haus aus dem Jahr 1923 kosten. Dieses Haus liegt laut Kalkulator bei 190.000 Euro, also sehr nahe am realistischen Wert. Häufig wird bei solchen Verkäufen gehandelt. Ob die Objekte am Ende den Angebotspreis erzielen, bleibt das Geheimnis der Verhandlungspartner.
Amtliche Daten bieten Orientierungshilfe
In Zeiten des dynamischen Immobilienmarktes können amtliche Daten aber eine gute Orientierung bieten. Ab sofort können Dorstener, Gladbecker und Marler Bürger den kostenlosen, „amtlichen“ Immobilien-Preis-Kalkulator des örtlichen Gutachterausschusses im Internet nutzen. Der Kalkulator berechnet auf Basis der in 2021 tatsächlich gezahlten Kaufpreise für Eigentumswohnungen und Ein- und Zweifamilienhäuser realistische Durchschnittspreise anhand individueller Merkmale.
„Hierfür wurden insgesamt rund 5.600 Datensätze aus der Kaufpreissammlung statistisch untersucht, um mittels multipler Regressionsanalysen die wertrelevanten Einflussgrößen (u. a. Lage, Alter, Größe, Zustand) herauszufiltern und für den Immobilien-Preis-Kalkulator aufzubereiten“. sagt Dörthe Schmidt.
Individuelle Eingaben angeben
Mit individuellen Angaben, wie beispielsweise Baujahr und Wohnfläche, können Interessierte online ihr Objekt berechnen lassen. Dörthe Schmidt: „Dies ersetzt natürlich keine fundierte Wertermittlung, wie bei Verkehrswertgutachten, stellt aber eine sehr schnelle und zuverlässige Methode dar, um ein Gefühl für realistische Größenordnungen zu bekommen. Diese neuen Immobilienrichtwerte werden auf einer digitalen Karte dargestellt und beschreiben ein fiktives Durchschnittsobjekt. Und im Gegensatz zu anderen Internetangeboten liegen den amtlichen Immobilienrichtwerten tatsächlich abgeschlossene Kauffälle zugrunde, keine Schätzungen, keine Angebotsdaten und keine abstrakten Algorithmen.“
Auf der landesweiten Internetplattform www.boris.nrw.de wurden die neuen Immobilienrichtwerte bereits veröffentlicht. Die Handhabung ist einfach: Adresseingabe, Auswahl des Teilmarktes Eigentumswohnung oder Ein- und Zweifamilienhäuser und Klick auf das rote Symbol „Immobilienpreis-Kalkulator öffnen“, individuelle Merkmale eingeben - fertig, Ergebnis als pdf druckbar.
Die neuen Immobilienrichtwerte (für bebaute Grundstücke) werden künftig wie Bodenrichtwerte (für unbebaute Grundstücke) jährlich angepasst und jeweils bis zum 31. März des Jahres veröffentlicht.
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
