
Ein Wulfener will verhindern, dass Bäume auf privatem Grund in Dorsten einfach so gefällt werden können. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild
Hitze-Sommer: Wulfener will Grundstücksbesitzer in die Pflicht nehmen
Hitze
„Dieses Jahr wird aus der Zukunft betrachtet eines der kälteren sein“, glaubt ein Wulfener. Dorsten müsse sich auf noch heißere Sommer einstellen und Grundstücksbesitzer in die Pflicht nehmen.
Der Wulfener, dem das Stadtbild wichtig ist und der ungenannt bleiben möchte, kann anhand von Luftbildern im Vergleich der letzten Jahre den Kahlschlag belegen, der an vielen Stellen stattgefunden hat. Dabei seien Bäume ein wichtiger Faktor, um mit Hitzewellen umgehen zu können.
Im Vergleich zu Großstädten in der Nähe habe Dorsten zwar „wenig urbane Zonen“ und gerade Wulfen-Barkenberg sei ein Stadtteil, „der extrem begrünt ist“. Etwa auf dem Napoleonsweg könne man sich im Schatten der Bäume gut auch bei Hitze bewegen. „Da sind die Temperaturen 10 Grad niedriger.“
„Das ist jetzt staubig und heiß“
Auf den Luftbildern aus den letzten Jahren sind Alleen zu sehen, die den Namen nicht mehr verdienen. Oder ein Quartier, bei dem mehr als die Hälfte der Bäume gefällt wurde. „Das Quartier hat mal einen wunderschönen Charakter gehabt. Das ist jetzt staubig und heiß“, sagt der Wulfener.
Das Fällen von Bäumen auf privatem Grund ist generell in Dorsten erlaubt, außer bei Bäumen, die durch den Bebauungsplan geschützt seien, so Stadtsprecher Ludger Böhne. Etwa „schöne, große Eichenbäume“. Ansonsten habe die Stadt keinen Überblick, wo in Dorsten auf Privatgrund in den letzten Jahren wie viele Bäume gefällt wurden. Schließlich sei das auch erlaubt.
„Es sind nicht nur Einzelfälle“
„Es sind nicht nur Einzelfälle“, ist hingegen der Wulfener überzeugt. Ihm geht es nicht darum, mit dem Finger auf andere zeigen, sondern für die Zukunft Kahlschlag zu vermeiden. Auch auf die Gefahr hin, „dass manch einer sich auf den Schlips getreten fühlt.“ Dabei ist ihm klar, dass Baumfällungen gut begründet sein können: Verkehrssicherung oder Krankheiten von Bäumen beispielsweise könnten die Fällung unumgänglich machen.
„Es gibt viele Gründe, auch nachvollziehbare, warum Menschen mit Bäumen Probleme haben“, sagt der Wulfener. Etwa das Laub, die Früchte oder die Blütenblätter. Für ältere Menschen sei das Laub oft „ein nicht lösbares Problem“, wobei der Wulfener vorschlägt, dass man dafür etwa über Taschengeldbörsen „oder vielleicht die Dorstener Arbeit“ Lösungen schaffen könne. „Vielleicht sagt man: Da ist ein öffentliches Interesse da, das müssen wir niederschwellig unterstützen.“ Ehrenamtliche Unterstützung, „vielleicht auch der Nachbar“ könnten ebenfalls helfen.
Wulfener wünscht fachliche Beratung
Bevor man überhaupt einen Baum auf privatem Grund fällen darf, würde sich der Wulfener wünschen, dass es zunächst eine fachliche Beratung geben müsse. Das könnte man in einer Baumschutzsatzung regeln, die es in Dorsten seit Jahren nicht mehr gibt, aber von den Grünen im Juni 2022 erneut gefordert worden war. CDU und FDP lehnten dies aber ab. Stattdessen soll es nach Willen der CDU nach der Sommerpause ein Bürgerforum zum Thema geben. Bernd Schwane (CDU) hatte zudem darauf hingewiesen, dass erfahrungsgemäß unmittelbar vor Einführung einer Baumschutzsatzung „die Kettensäge an zahlreiche Bäume angelegt“ werde.
Von einer fachlichen Begleitung bei Problemen mit Bäumen verspricht sich der Wulfener „Baumfreund“, wie er sich selbst nennt, dass andere Lösungen als das Fällen gefunden werden. Wenn Bäume zu viel Schatten werfen, könne man sie auch auslichten. Wichtig ist ihm, dass solche Diskussionen „ohne Dogma“ und im „Miteinander“ geführt werden.
Ersatzpflanzungen nach Fällungen seien zwar ebenfalls wichtig, aber es gebe bei neuen Bäumen das Problem, dass sie nicht schnell genug wachsen und dass viele auf dem Lebensweg zu einem großen Baum vorher zugrunde gehen. Der Wulfener verweist auf Beispiele, etwa an der Schlossallee und An der Wienbecke. „Der Nachwuchs hat es heute unwahrscheinlich schwer, groß zu werden.“
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
