
Zwischen der Grünen-Fraktion von Thorsten Huxel (l.) und Bürgermeister Tobias Stockhoff knirscht es, nachdem es nebulöse Andeutungen über die Vorbildfunktion von Ratsmitgliedern gab. © Grafik Martin Klose
„Peinlich und unnötig“: Grüne attackieren Dorstens Bürgermeister
Baumschutz-Ärger
In der Debatte um eine Baumschutzsatzung in Dorsten haben die Grünen den Stil von Bürgermeister Tobias Stockhoff kritisiert. Der hatte die Vorbildfunktion von Ratsmitgliedern infrage gestellt.
Der Garten von Thorsten Huxel vermittelt dasBild einer Oase. Winterlinde, Traubenkirsche und Rotbuche wachsen unter anderem auf seinem Grundstück in Wulfen-Barkenberg, „Exakt 24 Bäume sind es“, sagte der Fraktionsvorsitzende der Grünen in der letzten Ratssitzung am Mittwochabend. Huxel sah sich in der Debatte um eine Baumschutzsatzung für Dorsten gezwungen, „das Baumquartett aufzumachen“.
Stockhoff spricht von „Hinweisen von Bürgern“
Grund waren nebulöse Andeutungen ausgerechnet von Bürgermeister Tobias Stockhoff. Der hatte von „Hinweisen von Bürgern“ gesprochen, dass in Sachen Baum- und Naturschutz angeblich nicht alle Ratsmitglieder ihrer Vorbildfunktion nachkommen. Ins Detail ging Stockhoff aber nicht. Auch nicht, als Huxels Parteikollege Michael Haake ihn verärgert aufforderte, „Ross und Reiter“ zu nennen. Haake hat übrigens einen Baum im Garten, wie er sagte, „mehr passen da nicht hin“.

Im Garten von Thorsten Huxel wachsen 24 Bäume. Der Fraktionsvorsitzende kann also nicht gemeint gewesen sein, als der Bürgermeister nebulös andeutete, dass es einige Ratsmitglieder mit dem Baum- und Naturschutz nicht so genau nehmen. © privat
Die Grünen bezogen die Aussage des Bürgermeisters eindeutig auf sich. Theoretisch hätten auch die Sozialdemokraten gemeint sein können, denn die unterstützten den Antrag, mehr Tempo beim Baumschutz zu machen. Die CDU-Mehrheit und die FDP waren allerdings dagegen.
Das Thema bleibt auf der Agenda
Am Tag nach der Ratssitzung war Thorsten Huxel im Namen seiner Fraktion immerhin zufrieden, dass die Arbeitsgruppe, die sich mit dem Baumschutz befasst, nach zwei Jahren endlich mal wieder tagt und die CDU-Fraktion ein „Bürgerforum“ zu dem Thema plant. „Unser Antrag hat zumindest erreicht, dass das Thema – wenn auch nur sehr zögerlich – auf der Agenda bleibt.“
Auf den Bürgermeister sind die Grünen dagegen immer noch nicht gut zu sprechen. Im „Stile eines Populisten“ habe Stockhoff Privates mit Politischem vermischt, die Forderung nach mehr Baumschutz mit der Frage verknüpft, wie es wohl im Garten einiger Ratsmitglieder aussehe. „Das ist inakzeptabel.“
Die Grünen zweifeln die Vorbildfunktion generell nicht an, rätseln nun aber, ob der Bürgermeister in Zukunft vor jeder Ratssitzung abfragen will, „ob die Ratsmitglieder mit dem Fahrrad angereist sind und ob die christlichen Ratsmitglieder am Sonntag in der Kirche waren“.
„Sparbuch abgeben vor Einsparungen?“
Mehr noch: „Dürfen neue Buslinien in Zukunft erst gefordert werden, wenn alle Ratsmitglieder ihr Auto abgegeben haben? Müssen wir erst selbst Leistungen vom Jobcenter erhalten, um dort Verbesserungen einzufordern? Und müssen wir unsere Sparbücher der Stadt zur Verfügung stellen, bevor wir Einsparungen im städtischen Haushalt vornehmen?“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der Partei süffisant.
Die Grünen stellen darin auch klar, dass sie die Inhalte in den Rat einbringen, für die sie gewählt worden sind. Wenn es hierfür keine Mehrheiten gebe, seien sachliche Gegenargumente zu akzeptieren und zu respektieren. „Dies gilt nicht für einen persönlichen und haltlosen Angriff eines Bürgermeisters, der durch diesen peinlichen und unnötigen Auftritt die Würde seines Amtes beschädigt hat.“
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
