
Bernd-Josef Schwane (CDU, l.) und Friedhelm Fragemann (SPD, r.) äußern sich zu dem offenen Brief, den eine Velero-Mieterinitiative an die Stadt und die Lokalpolitik in Dorsten versendet hat. © Montage: Julian Preuß
Heizkosten steigen: Velero-Mieter schreiben offenen Brief - Politik reagiert
Energiekrise
Sorge vor explodierenden Heizkosten: Rita Zachraj von einer Velero-Mieterinitiative hat deshalb einen offenen Brief an die Stadt und Politik geschrieben. Dazu haben sich SPD und CDU geäußert.
Trotz hochsommerlicher Temperaturen in Dorsten sind viele Menschen gedanklich schon im Herbst und Winter. So auch Rita Zachraj, Sprecherin der Velero-Mieterinitiative aus Barkenberg sowie weitere Mieterinnen und Mieter dieser Wohnungsverwaltung. Schuld daran ist die aktuelle Energiekrise und die damit verbundenen Preissteigerungen.
Velero-Mieter heizen mit Strom
Obwohl Zachraj und Co nicht mit Gas, sondern mit Strom heizen, rechnen sie mit einer Kostenexplosion. Verbaut sind bei Velero Nachtspeicherheizungen. Strom sorgt für die Wärme. Und auch dieser wird teurer. Einige Mieterinnen und Mieter sehen sich deshalb zu drastischen Sparmaßnahmen gezwungen.
Um auf die Lage der Anwohnerinnen und Anwohner aufmerksam zu machen, hat Zachraj jetzt einen offenen Brief an die Stadt Dorsten, die Lokalpolitik und die Presse geschrieben.

Rita Zachraj, Sprecherin der Velero-Mieterinitiative aus Barkenberg, hatte in einem offenen Brief an die Stadt Dorsten und die Lokalpolitik die Sorge vor steigenden Heizkosten geäußert. © Claudia Engel (A)
In dem Brief schildert Zachraj: „Die gesamtgesellschaftlichen Diskussionen um die Teuerungsraten und Inflation versetzt uns in existenzielle Ängste.“ Sie fragt: „Wie sollen Mieter mit geringem Einkommen, zukünftig ihre Wohnungen, die nur mit Strom beheizbar sind, bezahlen?“ Zusätzlich weist sie auf „anlasslose Mieterhöhungen und intransparent steigende Nebenkostenabrechnungen“ hin. Die Sprecherin der Mieterinitiative fordert Unterstützung von Stadt und Lokalpolitik.
Stadt verweist auf die Bundesregierung
Beide haben die Sorgen der Mieterinnen und Mieter wahrgenommen. Ludger Böhne, Pressesprecher der Stadt Dorsten, schreibt dazu: „Gaspreissteigerungen von bis 200 Prozent sind dabei bei vielen Bürgerinnen und Bürgern leider bittere Realität. Wir haben großes Verständnis für alle Menschen, die fürchten, ihre Strom- und Gasrechnungen nicht mehr bezahlen zu können. Hier ist aber eindeutig die Bundesregierung gefragt, für Hilfe und gegebenenfalls Entlastung zu sorgen. Eine Stadtverwaltung hat auf diese Zusammenhänge keinerlei Einfluss.“
Ähnlich reagiert Bernd-Josef Schwane, Fraktionsvorsitzender der Dorstener CDU. „Steigende Heizkosten sind ein Übel für alle“, sagte er am Freitag (12.8.). Er betrachtet die Situation differenziert: „Wenn die Stadt den Mieterinnen und Mietern von Velero finanziell helfen würde, müsste sie es an anderen Stellen auch machen. Und das ist nicht möglich.“ Trotzdem sei Schwane dafür, weiter über dieses Thema zu sprechen. Er könne sich beispielsweise ein Gespräch des Bürgermeisters mit den Betroffenen und eventuell auch mit der Wohnungsverwaltung vorstellen.
SPD beschäftigt sich mit dem offenen Brief
Bei der Fraktionsvorstandssitzung der Dorstener SPD würden die im Brief geschilderten Anliegen demnächst thematisiert werden. Das kündigte der Fraktionsvorsitzende Friedhelm Fragemann an. „Wir nehmen den Brief zum Anlass, um uns generell nochmal mit den steigenden Energiekosten zu beschäftigen“, sagt er und ergänzt: „Zudem wollen wir uns abstimmen, wie wir im konkreten Fall vorgehen und helfen können.“
Auch seitens der Stadt sei man gewillt, zu helfen „wenn dies in unserem Wirkungskreis liegt“, so Böhne. Man warte allerdings noch auf eine Konkretisierung „inwieweit die weltpolitischen Umständen geschuldete Steigerung der Energiepreise, die alle Menschen in Deutschland trifft, für die Mieter der Velero-Siedlung eine Sondersituation darstellt und inwieweit wir als Stadt hier helfend eingreifen können.“
Eine direkte Hilfe für die Mieterinnen und Mieter von Velero in Barkenberg ist das allerdings noch nicht. Trotzdem hat der offene Brief dazu geführt, die Sorgen der Menschen vor der kalten Jahreszeit nochmal ins Bewusstsein der Stadt und Lokalpolitik zu holen. Obwohl derzeit eher Schwitzen bei hochsommerlichen Temperaturen angesagt ist.
Geboren in der Stadt der tausend Feuer. Ruhrpott-Kind. Mag königsblauen Fußball. Und Tennis. Schreibt seit 2017 über Musik, Sport, Wirtschaft und Lokales. Sucht nach spannenden Geschichten. Interessiert sich für die Menschen und für das, was sie bewegt – egal in welchem Ort.