
© Michael Klein
Gestank am Anleger: Kanalschiffe lassen dauernd Dieselmotoren laufen
Wesel-Datteln-Kanal
Binnenschiffer lassen rund um die Uhr am Kanalanleger mitten in Dorsten ihre Diesel-Generatoren laufen. Sie können nicht anders - weil ein NRW-weites Pilotprojekt noch technische Pannen hat.
Die „Ayla“ ist ein altes Schätzchen. Ihr metallener Rumpf hat schon bessere Tage gesehen. 40, 50 Jahre dürfte das Frachtschiff auf dem Buckel haben - und dementsprechend brummt und stinkt es, wenn der Kapitän seinen Diesel-Generator laufen lässt. „Für Autos herrscht in manchen Städten ein Fahrverbot - und der Pott verpestet hier seit Tagen die Luft“, tat jetzt ein Leser unserer Zeitung seinen Unmut kund.
Die gut 80 Meter lange Ayla lag mehr als eine Woche am Schiffsanleger des Wesel-Datteln-Kanals am Mercaden-Einkaufszentrum. Ihr Besitzer wartete tagelang auf Fracht, die er weiter transportieren sollte. Rund um die Uhr ließ er dabei seinen Dieselmotor laufen.
Spaziergänger fühlen sich gestört
„Das stört nicht nur mich, sondern viele Spaziergänger, die wie ich entlang des Kanals laufen“, so unser Leser: „Es geht mir aber nicht darum, den Besitzer des Schiffes anzuschwärzen“, so der Dorstener. „Sondern die zuständigen Stellen sollen endlich wach werden und den Zustand hier ändern.“
Denn der Kapitän des alten Frachters und seine Kollegen, die am Rande der Innenstadt in Dorsten ihre Schiff vertäuen, lassen hier nicht aus Spaß konstant die Generatoren an. Denn die nagelneuen Stromtankstellen, die das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Duisburg hier als Teil eines NRW-weit anlaufenden Pilotprojekts im September hat installieren lassen, sind seitdem immer noch „außer Betrieb“, wie ein Hinweisschild auf den Geräten entlang des Kais verkündet.
„Ich tue nichts Verbotenes“
„Ich brauche doch Strom und will es drinnen warm haben, während ich hier warte“, erklärte der Kapitän. „Was soll ich machen, wenn ich mein Stromkabel nicht anschließen kann, weil die neuen Teile nicht funktionieren?“, fragt er und betont: „Ich tue doch nichts Verbotenes.“

Die nagelneuen Stromtankstelle sind wegen technischer Sicherheitsprobleme seit Wochen außer Betrieb. © Michael Klein
Nein, das tut er nicht, bestätigt Bernd Koop, Leiter des Dorstener WSA-Außenbezirks Dorsten. Da die zuständige Abteilung der Duisburger WSA-Zentrale am Montag nicht besetzt war, fragten wir bei ihm nach, warum die neuen Strom-Tankstellen noch nicht in Betrieb gegangen sind.
Noch keine TÜV-Abnahme
„Es scheint so zu sein, dass der Hersteller der Geräte unsere hiesigen Standards nicht so ganz verinnerlicht hat“, so Koop. „Jedenfalls gibt es unter anderem technische Probleme bei den Sicherheitsbestimmungen, weswegen der TÜV die Geräte bislang nicht abnehmen wollte.“ Abgesehen davon, dass die Automaten derzeit nur 16-Ampere-Steckdosen aufweisen. „Manche Schiffe brauchen aber 32-Ampere-Anschlüsse“, so Koop.
Wer als Binnenschiffer und Sportbesitzer eine solche Stromtankstelle nutzen will, muss mit einem speziellen Chip-Schlüssel bezahlen. Stromtankstellen stehen an drei Liegeplätzen entlang des Wesel-Datteln-Kanals: in Friedrichsfeld, in Dorsten am Kanal-Kilometer 27,4 und in Datteln. Dorsten sei ein beliebtes Anlegeziel für Binnenschiffer, sagt Bernd Koop: „Die sind von hier aus direkt in der Stadt.“
„Muss ganz schnell etwas passieren“
Der Leiter des hiesigen Außenbezirks betont: „Das Problem mit den Tankstellen ist keine schöne Sache für alle Beteiligten, weder für die Schiffer noch für die Bürger.“ Er hat vor Ort die Beschwerden mitbekommen. „Ich habe deshalb schon dringlich gemacht, dass hier ganz schnell etwas passieren muss.“
Am Samstag lagen übrigens inklusive der Ayla gleich fünf Frachter in Dorsten vor Anker - der Rhein-Herne-Kanal ist derzeit gesperrt, deswegen ist das Schiffsaufkommen größer geworden. Von den anderen vier war weniger zu hören und zu riechen - neuere Modelle sind besser gedämmt und haben bessere Filter.
Wieder durchatmen
Inzwischen haben sich übrigens die schlimmsten Dieselschwaden verzogen - am Sonntag hieß es „Leinen los“ für die „Ayla“. Spaziergänger können also bis auf Weiteres wieder durchatmen. Bis der nächste Stinke-Frachter kommt.
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
