
© Michael Klein
Geschichtsstationen nun digital und per Fuß- und Radrouten erreichbar
Stadtgeschichte
Wohl tausend Arbeitsstunden hat Peter Günther in dieses Projekt gesteckt. Nun sind die 43 Geschichtsstationen in Dorsten digital erreichbar - und mit Radtouren und Stadtrundgängen vernetzt.
Tausend Arbeitsstunden stecken mindestens in seinem Projekt. „Meistens, wenn meine Frau geschlafen hat“, erzählt Peter Günther. Er ist der Web-Beauftragte gleich zweier Vereine, die sich um die Dorstener Geschichtsstationen verdient machen. Und hat die 43 Tafeln nun in die digitale Welt geführt - und sie mit virtuellen Rad- und Fußwegen miteinander verknüpft.
Jetzt funktioniert technisch alles
„Eigentlich sind Geschichtstafeln auf Glasplatten gedruckt und nicht änderbar“, sagt Peter Günther. Eigentlich. Im Internet hingegen kann man die Informationen um schriftliches Material anreichern, um neue Entwicklungen an den Standorten ergänzen, kann Geschichten erzählen, kann historische und aktuelle Fotos verlinken. All das hat Peter Günther im Laufe der vergangenen Monate getan - jetzt funktioniert technisch alles.

Auf einer Radtour mit Mitgliedern des Lions Clubs Dorsten-Hanse wurde eine Radroute auf ihre Praxistauglichkeit hin überprüft. Hier erläutert Jochen Schräjahr die Geschichtsstation „Zeche Baldur". © Privat
An jeder Geschichtsstation an ihrem jeweiligen Standort ist ein QR-Code angebracht, der mit der Station im Internet auf den Seiten des Vereins für Orts- und Heimatkunde (www.voh-dorsten.de) und des Lions Clubs Dorsten-Hanse (www.lions-dorsten-hanse.de) verlinkt ist. „Die Seiten sind jetzt so gestaltet, dass sie sich automatisch auf die Bildschirmbreite der Computer, Tablets und Handys einstellen“, betont Peter Günther. „Die Lesbarkeit bleibt so immer erhalten.“
Für touristische Zwecke
Vor allem für touristische Zwecke eröffnen sich durch die QR-Codes neue Möglichkeiten. Vor allem Wohnmobilisten, die den beliebten Stellplatz an der Eissporthalle besuchen und bei ihren Kurzaufenthalten auch Dorsten kennenlernen wollen, sollen davon profitieren.
Wer die QR-Codes mit seinem Handy scannt, bekommt drei historische Stadtrundgänge für die Altstadt und vier verschiedene Radrouten zur Erkundung der Ortsteile von Dorsten angezeigt. „Wer zu Fuß unterwegs ist, bekommt so die 18 Geschichtsstationen in der Innenstadt zu sehen. Wer mit dem Rad fährt, die 25 Tafeln in den Außenbereichen.“

Die Fuß- und Radtouren zu den Geschichtsstationen sind ausführlich beschrieben, mit Karten und downloadbarer Streckenführung versehen. © Privat
Gästeführerin Petra Eißing von der Stadtinfo hat drei Themen zusammengestellt, auf deren Spuren man die Altstadt von Dorsten erwandern kann: Historie der Religionen, mittelalterliche Stadtbefestigung, Neuere Geschichte.
Die vier Radrouten hat Peter Günther selbst erarbeitet. Sie sind als Themen-Rundrouten zwischen 11 und 29 Kilometer angelegt. Im Internet gibt es die jeweiligen Karten mit den Streckenführungen, „sie sind für Routenplaner-Apps downloadbar“.
Vier Rad-Themenrouten
Die Radrouten, die immer mehrere Geschichtsstationen miteinander verbinden, können von verschiedenen Bahnhöfen innerhalb des Stadtgebiets oder von Parkplätzen gestartet werden.
Folgende Themen gibt es: Radtour zu den neuen Ortsteilen ab 1975 (Wulfen, Lembeck, Rhade, Deuten), Radtour durch Altendorf-Ulfkotte und Feldmark (mit Schleuse und Segelflugplatz), Tour durch die Hardt und Östrich und eine Strecke durch Hervest und Holsterhausen.
Letztere Strecke hat unlängst den Praxis-Test bestanden. Dr. Thomas Grund, neuer Präsident des Lions Clubs Dorsten-Hanse, lud die Mitglieder zu ebendieser Rundfahrt ein.
„Dabei besichtigten wir auch die Geschichtstafel zu den Zwangsarbeitern auf dem Russenfriedhof, das löste eine Menge Betroffenheit aus“, sagt Peter Günther. „Dieser Ort war vielen nicht bekannt.“ Auch Dorstener lernen von dem Angebot also noch Neues.

Peter Günther hat für den Lions Club Dorsten-Hanse und den Verein für Orts- und Heimatkunde die digitalen Geschichtsstationen entwickelt. © Jürgen Moers
Da viele Wohnmobilisten aus dem Ausland kommen, sind die Infos über die Geschichtsstationen nun mehrsprachig. Vor allem drei Übersetzer waren aktiv: Dr. Johan Arie Eykelhoff (Niederländisch), Rolf-Helmut Michalek (Französisch) und Dr. Lyn Heiming (Englisch). Englisch (44 Prozent) und Polnisch (fünf Prozent) sind allerdings noch nicht abgeschlossen.
Polnischer Muttersprachler gesucht
Deswegen sucht Peter Günther noch immer einen Mitbürger, der idealerweise polnischer Muttersprachler ist und sich für die Dorstener Geschichte interessiert. „Er sollte die Übersetzungsarbeit wie alle Beteiligten als Ehrenamt verstehen und auch mit einer Computer-App umgehen können, um die Texte direkt in einer Datenbank zu erfassen.“
Die erste Dorstener Geschichtsstation wurde im Jahre 2001 eingeweiht. Seitdem sind 42 weitere hinzugekommen. In diesem Jahr sollten eigentlich die Nummern 44 und 45 eingeweiht werden. „Doch die Coronakrise hat dies verhindert, weswegen sie noch sicher verpackt in einer Garage stehen“, sagt Peter Günther.
Wulfener Geschichtsstation
Anlässlich des 75. Gedenktages an die Zerstörung Dorstens sollte dabei auch die Geschichtsstation St. Matthäus in Wulfen eingeweiht werden, da die Kirche an diesem Tag ebenfalls zerstört wurde.
Die Eröffnung ist jetzt für den 26. September (Samstag) vorgesehen, und zwar nach dem Festgottesdienst zum Auftakt des Patronatsfest.

Die Geschichtstationen sind sowohl in Deutsch als auch in französischer, niederländischer und zum Teil auch in englischer und polnischer Sprache beschrieben. © Privat
Am 3. Oktober (Tag der Deutschen Einheit) ist am Platz der Deutschen Einheit die Einweihung der Geschichtsstation „Städtepartnerschaften“ geplant – die eigentlich für den 22. März vorgesehen war, mit Vertretern der acht Dorstener Partnerstädte. Da der persönliche Austausch wegen der Coronakrise kaum möglich sein wird, wird die Feier als grenzüberschreitende Videokonferenz stattfinden.
Und in 2021 ist schwerpunktmäßig Hervest an der Reihe. Dann bekommt der Holzplatz (früher Bahnhofsgebäude/jetzt Freikirchliche Gemeinde, früher Postamt/jetzt Moschee) eine Geschichtsstation. Und die vor acht Jahren wegen der Bauarbeiten abgebaute Tafel zum Thema „Ruhrgas“ wird aktualisiert aufgebaut - mit QR-Code versehen und hoffentlich in polnischer Sprache verfügbar.
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
