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Gefährliche Grünarbeiten: Mehrere Igel in Dorsten wurden skalpiert
Grünschnittarbeiten
Jetzt im Herbst dürfen wieder die Grünanlagen zurückgeschnitten werden. In Wulfen sind dabei mehrere Igel skalpiert worden. Bei einem Treffen gab es nun Lösungsvorschläge für das Problem.
In den privaten und öffentlichen Grünanlagen und Gärten röhrt und brummt es derzeit wieder gewaltig: Mit Heckenscheren, Rasenmähern und anderen technischen Gerätschaften rücken Haus- und Siedlungseigentümer dem überbordenden Pflanzenwuchs zu Leibe: Im Herbst darf und muss der Jahreszeit entsprechend das Grün zurückgeschnitten werden.
Massive Rodungen am Surick-Platz
Doch leider sind dabei immer wieder Opfer zu beklagen. In Barkenberg sei nach Grünschnittarbeiten der Wohnungsbaugesellschaft „Velero“ am Surick-Platz, wo auch massiv gerodet wurde, kürzlich ein schwer verletzter Igel aufgefunden worden, sagt Rita Zachraj (Sprecherin des Mieterbeirats). „Und wir bekommen immer wieder Anrufe, dass skalpierte Tiere gefunden worden sind, vor allem Igel-Babys“, ergänzt Hannah Mauritz, die privat Igel pflegt.
Rita Zachraj hat inzwischen Kontakt mit dem Wohnungsbauunternehmen aufgenommen. „Da gibt es viel Verständnis, künftig für mehr Schutz zu sorgen“, sagt sie. „Wir sind weiter im Gespräch und wollen bei unserem nächsten Treffen gemeinsam zu Lösungen kommen.“

Suchen gemeinsam nach Lösungen, um die Igel zu schützen (v.l.): Hans Rommeswinkel (Planungs- und Umweltamt Stadt), Simone Wegner (Anwohnerin), Rita Zachraj (Mieterbeirat), Hannah Mauritz (Igel-Pflegerin), Karina Timmer (1. Vorsitzende Igelhilfe Dorsten e.V.), Simone Paul-Urff (Igelhilfe Dorsten e.V.). © Guido Bludau
In der vergangenen Woche hat sie vor diesem Hintergrund einen Ortstermin mit Stadt, Anwohnern und Igelhilfe Dorsten anberaumt. „Das ist ja auch ein gesamtstädtisches Thema“, so Hans Rommeswinkel vom Planungsamt, der bei der Stadt auch für den Artenschutz zuständig ist. Wichtig sei, das Problem flächendeckend zu vermeiden. Auch deswegen, weil die „Finder von verletzten Tieren die Behandlung beim Tierarzt selbst bezahlen müssten“.
„Achtsam sein“
Der Verein „Igelhilfe Dorsten“, der schwache und kranke Igel aufpäppelt, weist darauf hin, dass die Gartenbesitzer „achtsam sein sollten“. Vorsitzende Karina Timmer: „Igel leben am Boden, sie können nicht wegrennen, sondern rollen sich ein.“ Besondere Vorsicht also, wenn man mit dem Rasenmäher über die Kante fährt, denn da könnte ein Igel sein.
Auch Tellersensen und Fadenmäher können Igel grausam verstümmeln, weil sie oft im Dickicht und unter Gebüschen ihre Tagesnester haben und dort ihre Jungen aufziehen. Und Laubsauger und -bläser können neben dem Laub auch Nahrungstiere des Igels in den Sack saugen.

Anwohnerin Simone Wegner zeigt eine Stelle, wo das Wohnungsbau-Unternehmen „Velero“ radikal zurückgeschnitten hat. © Guido Bludau
„Schlimme Geräte“ seien Mähroboter. Eine sogenannte „Apfelschürze“ beziehungsweise eine Alu-Schiene an den Geräten könne Igel jedoch schützen. Auch „Fadenmäher“ machten vor Igeln nicht halt und seien eine tödliche Gefahr für Igel. Überlebende Tiere schleppen sich schwer verletzt ins Gebüsch, wo sie jämmerlich sterben müssen, wenn sie nicht gefunden werden.
„Wenn schon ein Mähroboter zum Einsatz kommen muss, dann nur unter Aufsicht und vor allem nicht in der Dämmerung oder in der Nacht, weil die Igel dann aktiv sind“, so Karina Timmer.
Auch Laubsauger und -bläser sind lebensgefährlich für Igel und saugen neben dem Laub auch Nahrungstiere von Igeln und Eichhörnchen in den Sack. „Deswegen der Appell für die kommenden Tage, besonders aufzupassen, weil die Tiere in die Winterruhe gehen und dazu ihre Energiereserven brauchen“, so Hans Rommeswinkel.
Igelhotels und Schaukästen
Rita Zachraj ruft zu mehr Spenden für die Igelhilfe auf. Und sie schlägt vor, dass größere Wohnunternehmen oder Eigentümergemeinschaften in ganz Dorsten künftig in Schaukästen darauf hinweisen, wenn sie Gärtner mit Rodungsarbeiten beauftragen. „Dann könnte die Anwohner und Mieter mit aufpassen, dass nichts passiert.“ Auch Igelhotels könnten womöglich ein probates Mittel sein, Rückzugsquartier für Igel zu bieten.
Karina Timmer stellt zudem die Frage, ob es tatsächlich nötig sei, immer und überall alles zurückzuschneiden. „Es gibt immer Tiere, die gerade Hauptsaison haben.“
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.

Als „Blaulicht-Reporter“ bin ich Tag und Nacht unterwegs, um über Einsätze von Polizei und Feuerwehr seriös in Wort und (bewegten) Bildern zu informieren. Dem Stadtteil Wulfen gehört darüber hinaus meine besondere Leidenschaft. Hier bin ich verwurzelt und in verschiedenen Vereinen aktiv. Davon profitiert natürlich auch meine journalistische Arbeit.
