
© Petra Berkenbusch
„Fairliebt“-T-Shirts: fair produziertes Material und zeitloses Design
Entworfen in Dorsten
Eine Firmengründung in Coronazeiten? Für ihr eigenes Modelabel hatten die Gründerinnen bis zum Lockdown gar keine Zeit. Jetzt haben sich schon viele in ihre Shirts „fairliebt“.
Viele Frauen haben sich in der Coronazeit verliebt - zumindest modisch. „Fairliebt“ heißt die neue T-Shirt-Marke, deren Wiege auf der Gahlener Straße in Östrich steht und die es ohne die Pandemie vielleicht gar nicht gegeben hätte.
Nadine Fels und Christina Weber arbeiten bei Perfacts. Bei dem Textilveredler sind sie zuständig für Einkauf und Marketing. Das Unternehmen hat sich unter anderem spezialisiert auf die Ausstattung von großen Laufveranstaltungen.
Gemeinsam mit Sporthändlern, Sportverbänden und Großkunden kreiert das Unternehmen von Martin Ihnow deren Eigenmarken und Wunschprodukte. In der hauseigenen Druckerei werden außerdem Textilien nach individuellen Kundenwünschen bedruckt und bestickt.
Der Lockdown schuf Zeit für ein neues Betätigungsfeld
Die beiden Kolleginnen hatten schon lange den Wunsch, ein eigenes Label auf den Markt zu bringen. „Und wir wussten, dass unser Chef schon seit vielen Jahren die Rechte am Markennamen ,fairliebt‘ besitzt“, berichtet Nadine Fels.
Als der Handel mit Sportartikeln nach der Absage aller Großveranstaltungen in die Knie ging, setzte die Kurzarbeit bei den beiden Frauen ganz neue Energien frei, und sie verwirklichten mitten in der Krise einen alten Traum: Sie gründeten den Online-Shop www.fairliebt.com und bringen seither ihre eigenen Entwürfe übers Internet direkt an Mann, Frau und Kind.

Für die Präsentation im Online-Shop konnten die Kolleginnen ihre Familienmitglieder gewinnen. © Petra Berkenbusch
Es hat nur wenige Entwürfe der Grafikerin Christina Weber gebraucht, bis die Frauen den passenden Schriftzug für „fairliebt“ gefunden hatten. Von vornherein waren sie sich darüber einig, dass ihre T-Shirts hochwertig und nachhaltig sein sollten. Sie sind aus 100 Prozent gekämmter, ringgesponnener Bio-Baumwolle der höchsten Zertifizierungsstufe des Global Organic Textile Standard (GOTS). Bei Etiketten und Verpackung wird weitgehend auf Plastik verzichtet. „Wenn wir überhaupt irgendetwas aus Polyester benutzen müssen“, erklärt Nadine Fels, „dann suchen wir ein Recyclingprodukt aus.“
Auch das Dorstener Rostfleckhaus hat sich „fairliebt“
Bisher gibt es die Shirts in zwei Farben und zwei Schnitten: Schwarz und Weiß, Unisex (auch in Kindergrößen) und etwas tailliert für Damen. Größer ist die Auswahl bei den „fairliebt“-Schriftzügen und anderen Aufdrucken. Zum Vatertag haben die Frauen das Dad-Ehemann-Mythos-Legende-Shirt kreiert. „Trotz allem zusammen“, „Gemeinsam geht auch getrennt“ und „Türen zu und durch“ appellierten ans Durchhaltevermögen in Zeiten des Lockdowns.

Mit der Presse wird der Schriftzug auf den Stoff transferiert. © Petra Berkenbusch
Besondere Aufmerksamkeit haben die Shirts, die auf Social-Media-Kanälen bekannt gemacht wurden, allerdings bei modebewussten Frauen geweckt. So hat das Dorstener Rostfleckhaus inzwischen Shirts mit dem „fairliebt“-Aufdruck in Neon-Farben ins Sortiment aufgenommen, eine Boutique aus Stuttgart ebenfalls Interesse signalisiert.
1 Euro pro T-Shirt gehen als Spende an den „Gutenachtbus“
Und schon planen Nadine Fels und Christine Weber nicht nur weitere Modifizierungen des Schriftzuges, sondern auch die Ausweitung des Sortiments. Kapuzenpullis sind in Planung und Taschen angedacht. Die von einer Kollegin selbst genähten Mund-Nase-Masken dagegen sollen so bald wie möglich wieder aus dem Online-Shop verschwinden. Wie die Kolleginnen die Arbeit mit „fairliebt“ wuppen, wenn das Geschäft bei Perfacts wieder Fahrt aufnimmt, wissen sie noch nicht. Aber dieses „Luxusproblem“ würde sich wohl lösen lassen, sind sie überzeugt.
Weil ihr Chef es ihnen erlaubt, die Infrastruktur des Unternehmens für den Online-Shop zu nutzen, haben sich Fels und Weber mit einer Spendenaktion revanchiert, die Martin Ihnow seit vielen Jahren besonders am Herzen liegt: „Wir sind nicht nur fair zu unseren Textilien, sondern übernehmen auch Verantwortung gegenüber unseren Mitmenschen. So spenden wir pro verkauftem T-Shirt 1 Euro an den Düsseldorfer Gutenachtbus für Obdachlose“, heißt es auf der Homepage.
Geboren und geblieben im Pott, seit 1982 in verschiedenen Redaktionen des Medienhauses Lensing tätig. Interessiert an Menschen und allem, was sie anstellen, denken und sagen.
