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Taubenzüchter-Legende und Hervest-Original: Erinnerung an Jürgen Bülten
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Unter Taubenzüchtern in Dorsten war Jürgen Bülten eine Legende. Jetzt ist der frühere Bergmann gestorben. Seine Frau Elisabeth gibt einen Einblick in das Leben des Hervester Originals.
Wer schon einmal an einer Führung mit dem Bergbauverein durch die Hervester Zechensiedlung teilgenommen hat, ist wahrscheinlich auch Jürgen Bülten begegnet. Unmittelbar hinter seinem Garten auf der Burgsdorffstraße verlief früher die Zechenbahn, auf der Kohlewaggons zum Kanal transportiert wurden.
Heute verläuft hier ein beliebter Radweg und jede Führung macht Station. Wenn Jürgen Bülten gerade im Garten war, lud er oft die wildfremden Menschen ein, sich seine Voliere und die umfangreiche Taubenausstellung im Haus anzusehen. Ein ganzes Zimmer war von oben bis unten vollgestellt mit Tauben aus Porzellan und jeder Menge bemalter Teller, Pokale und Medaillen.

Ein ganzes Zimmer diente im Hause Bülten als Ausstellungsraum. © Foto: privat
Der Dachboden wurde zum Taubenschlag
Angefangen hatte das alles vor mehr als fünfzig Jahren. So lange bewohnt das Ehepaar Bülten mit seinen vier Kindern schon dieses denkmalgeschützte Haus. Jürgen Bülten, geboren 1941 in Hervest, lernte Bergmann. Nach der Ausbildung auf Fürst Leopold war er später Sprengmeister unter Tage.
Als die Familie das Häuschen bezog, wurde sofort der Dachboden als Taubenschlag ausgebaut. Schon sein Vater hatte Brieftauben gehalten. Jürgen Bülten gehörte zum Taubenverein „Stolz Voran“ aus dem Dorf Hervest. Diese „Taubenjockel“, wie Elisabeth Bülten die Männer nennt, waren eine eingeschworene Truppe - wie eine große Familie.
Es folgten unzählige Wettbewerbe und Preise. Eine Zeit lang war auch Sohn Frank begeistert mit bei der Sache. Manchmal nahm Jürgen Bülten Kinder mit in den Taubenschlag unters Dach. „Die kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus“, sagt Elisabeth Bülten. „Da gab es Eier und frisch geschlüpfte, nackte Küken zu sehen.“
Taubensport ist Männersache
Die Vögel waren aber allein Vaters Hobby. Nur wenn Jürgen Bülten auf Arbeit war, durfte seine Frau die Tiere nach ihrem Ausflug wieder in Empfang nehmen. Einige Jahre später gründete Bülten auf dem Hervester Hof Schulte-Tenderich mit dem Hausherrn und Herbert Westermann, eine „Schlaggemeinschaft“, die aber heute nicht mehr existiert.
Ohne Tauben im Haus ging es aber anscheinend nicht: Bei einem Kirchenfest von St. Josef gewann Jürgen Bülten eine Woche Urlaub auf Mallorca. Dort bummelten wir über einen Markt und entdeckten kunstvolle Porzellantauben in Form von Kerzen und Uhren“, erinnert sich seine Frau. „So etwas gab es zu Hause nirgendwo!“ Das waren die ersten Stücke, die nun bei vielen weiteren Reisen nach Ägypten, Tunesien oder in die Türkei jedes Mal Gesellschaft bekamen.
Die letzten anderthalb Jahre lebte Jürgen Bülten in einem Pflegeheim. Wegen Corona konnte seine Frau Elisabeth ihn lange nicht besuchen, nur telefonieren. „Corona hat viele einsam und traurig gemacht“, sagt sie. Nun ist Jürgen Bülten für immer eingeschlafen.
Arbeitet hauptsächlich im Kulturbereich oder für den Lokalteil. Dokumentarfilmstudium, singt in mehreren Chören, engagiert sich für den Erhalt der Gnadenkirche Wulfen, organisiert die „Wulfener Musikwoche“ und hat Ende 2021 ihren ersten Roman veröffentlicht.
