
Pfarrer Dr. Stephan Rüdiger macht sich Gedanken, wie die Gemeinde St. Agatha Energie sparen kann. Licht aus und Heizung runter, lauten die ersten pragmatischen Maßnahmen. © Stefan Diebäcker (Archiv)
Energiekrise in Dorstens Kirchen: Gotteshäuser drehen die Heizung runter
Energiekrise
Auch den Kirchen in Dorsten machen die steigenden Energiekosten zu schaffen. Die Pfarrgemeinden erarbeiten aktuell Pläne zum Energiesparen. Erste Konsequenzen zeichnen sich bereits ab.
Beim Blick auf die Rechnung für das Befüllen des Öltanks konnte einem schon schwindelig werden. Mehrere tausend Euro kostete es, die Kirche St. Agatha und dazugehörige Räumlichkeiten zu beheizen. Vor einigen Monaten wurde die Heizungsanlage der Dorstener Stadtkirche schließlich erneuert. Weg vom Öl, hin zu einer günstigeren Gasheizung. Wenig später überfiel Russland die Ukraine und stürzte Europa in eine schwere Energiekrise.
Nun wartet man auch in der St.-Agatha-Gemeinde auf die ersten Bescheide. „Wir alle wissen, dass es horrende Summen sein können, die da auf uns zukommen“, sagt Pfarrer Dr. Stephan Rüdiger. Vor Beginn der Heizperiode machen sich deshalb auch die Gemeinden in Dorsten Gedanken, wie künftig Energie gespart werden kann.
Außenbeleuchtung St. Agatha wird abgeschaltet
Bislang gibt es noch wenig Konkretes. Gottesdienst-Besucher können sich aber schon einmal darauf einstellen, dass es in den Kirchen kühler wird. „Wir werden das Heizniveau in den Kirchen unserer Gemeinde auf jeden Fall senken“, kündigt Pfarrer Rüdiger an. „Voraussichtlich auf eine Temperatur von 14 bis 15 Grad.“ Außerdem wird in den nächsten Tagen die Außenbeleuchtung rund um St. Agatha abgestellt. Jede Pfarrgemeinde entscheidet selbst, mit welchen Maßnahmen Energie eingespart werden soll.
Verbindliche Vorgaben gibt es für Kirchen bislang nämlich nicht. Die seit 1. September gültige Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung enthält Maßnahmen, die Bürgerinnen und Bürgern, Wirtschaft sowie die öffentliche Verwaltung betreffen. Kirchen werden darin mit keinem Wort erwähnt. Justiziare gehen davon aus, dass Kirchen beim Formulieren der Verordnung schlichtweg vergessen wurden. Das zuständige Bundeswirtschaftsministerium beantwortete eine Nachfrage dieser Redaktion dazu nicht.
Das Bistum Münster hat seinen Gemeinden dennoch die Beachtung der Verordnung dringend nahegelegt. Unverbindliche Ansätze zum Energiesparen in den Einrichtungen der Gemeinden sollen demnächst verschickt werden. Eine Arbeitsgruppe erarbeitet außerdem ein Papier zum Thema „Heizen von Kirchen in der Energiekrise“, das bis zum Beginn der Heizperiode vorliegen soll.
Evangelische Landeskirche empfiehlt Einrichtung von Winterkirchen
Die Evangelische Landeskirche empfiehlt in einer Handreichung zur Beheizung und Lüftung von Kirchen unter anderem die Einrichtung von Winterkirchen. Sollte dies nicht möglich sein, wird eine Temperaturabsenkung in den genutzten Kirchenräumen empfohlen. „Nur dauerhafte Senkung der Temperaturen sichern deutliche Einsparungen“, heißt es.
Welche Einsparungen etwa Maßnahmen wie die Abschaltung der Außenbeleuchtung konkret bringen, muss sich zeigen. Es sei aber auch ein Zeichen nach außen, sagt Pfarrer Rüdiger, „dass wir natürlich auch versuchen, auf die Situation zu reagieren“.
Einst aus Sachsen nach Westfalen rübergemacht. Dort in Münster und Bielefeld studiert und nebenbei als Sport- und Gerichtsreporter gearbeitet. Jetzt im Ruhrpott gelandet. Seit 2016 bei Lensing Media.
