In die Mercaden ist in den letzten beiden Jahren viel Geld investiert worden. Die Vermietungssituation ist, auch wegen der Coronakrise, noch immer prekär.

© Hans Blossey (Archiv)

Einzelfall Mercaden? Ein Blick in die anderen Center der Umgebung

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Die Mercaden in Dorsten tun sich schwer, neue Mieter zu finden. Das hat auch, aber nicht nur mit Corona zu tun. Wie geht es eigentlich anderen Centern in der Region? Eine Bestandsaufnahme.

Dorsten, Bottrop, Gladbeck, Marl

, 06.11.2021, 18:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Für mehrere Millionen Euro sind die Mercaden in Dorsten aufgepäppelt worden. Doch der große „Kick“ bei Neuvermietungen ist bislang ausgeblieben. Das hat natürlich mit der Coronakrise zu tun, aber Probleme gab es auch schon davor reichlich.

Sind die Mercaden ein Einzelfall? Für eine Bestandsaufnahme haben wir uns in Dorstens Nachbarschaft umgehört und umgesehen. Denn auch in Marl, Bottrop und Gladbeck gibt es Shopping-Center unterschiedlicher Größe. Das Wort „Konkurrenz“ nimmt niemand in den Mund, aber natürlich wird auch dort ganz genau hingeschaut, was in den anderen Städten passiert.

City-Center in Gladbeck

Das kleine Center in Innenstadtlage ist wahrscheinlich am ehesten mit den Mercaden zu vergleichen. Mit 11.000 Quadratmetern Verkaufsfläche ist es etwas kleiner, hat aber kaum Leerstände. „Im Erdgeschoss steht ein Ladenlokal mit 800 Quadratmetern leer, da hatten wir einen Wasserschaden“, berichtet Centermanagerin Bettina Plaßmann. Eine Apotheke hat das Center verlassen, dieses Ladenlokal hofft sie, bis Jahresende wieder zu vermieten.

Das City-Center in der Gladbecker Innenstadt hat etwas weniger Verkaufsfläche als die Mercaden, aber auch kaum Leerstände.

Das City-Center in der Gladbecker Innenstadt hat etwas weniger Verkaufsfläche als die Mercaden, aber auch kaum Leerstände. © privat

Wie die Mercaden versteht sich das dreigeschossige City-Center als Teil der Innenstadt und bedient vor allem heimische Kunden. „Die Mercaden sind deshalb für uns eigentlich keine Konkurrenz“, sagt Plaßmann. Aber natürlich hat sie sich in Dorsten umgesehen und war dann doch ein bisschen neidisch. „Das Parkhaus ist wirklich toll“, sagt sie.

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Mit Woolworth und Zeeman gibt es in Gladbeck Läden, die es einst auch in Dorsten gab. Tedi kennt man aus der Lippestraße, Deichmann aus den Mercaden. New Yorker würden jüngere Dorstener wahrscheinlich gerne dort sehen.

Marler Stern in Marl

Der Marler Stern ist so etwas wie die überdachte Innenstadt. Eine Fußgängerzone wie in Dorsten gibt es in der Nachbarstadt nicht. Bei Einheimischen ist der „Stern“ auch deshalb nicht gut gelitten, viele kommen für einen Schaufensterbummel oder einen Marktbesuch öfter ins nahe Dorsten.

„Generell haben die Pandemie und später die Auswirkungen der Lockdowns den stationären Einzelhandel mächtig getroffen. Speziell sind inhabergeführte Ladenlokale in dieser Zeit schnell an ihre Belastungsgrenzen gestoßen“, sagt Kerstin Kipper, Sprecherin der Fakt AG, die Mehrheitseigentümerin des Marler Sterns ist. Einschneidende Auswirkungen seien aber ausgeblieben.

Unten Ladenzeile, oben Mode-Outlet: Der Marler Stern ist zweigeteilt.

Unten Ladenzeile, oben Mode-Outlet: Der Marler Stern ist zweigeteilt. © Stefan Diebäcker

Bereits vor der Pandemie seien Umbauarbeiten auf beiden Ebenen des Centers von den Investoren geplant und dann während des (Teil-)Lockdowns erfolgt. „Im Erdgeschoss sind bis auf wenige Quadratmeter alle Flächen vermietet“, sagt Kerstin Kipper. Aldi und Edeka, Deichmann und Action, dm und Fielmann sowie viele kleinere Shops befinden sich hier.

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Das Obergeschoss im „Stern“ ist seit längerer Zeit ein Fashion Outlet mit zeitweise 25 Ladenlokalen und zum Teil bekannten Marken. Einige wie Puma und Tamaris sind aber schon wieder weg, neue sollen im nächsten Jahr kommen. Die Fassaden der unterschiedlich großen Ladenlokale sind schick, doch über allem schwebt ein Dach, das an eine Traglufthalle erinnert.

Zusätzliche Investitionen sind allerdings angekündigt und sollen zeitnah umgesetzt werden. Das scheint auch notwendig, denn auch für auswärtige Besucher hat das Center noch immer den Charme der 1970er-Jahre. Dennoch bewertet Kerstin Kipper die Aussichten für 2022 „positiv und dynamisch“.

Hansa Center in Bottrop

Ein langjähriger Sanierungsfall ist das Bottroper Hansacenter. Seit 2011 der letzte Mieter das Einkaufszentrum verlassen hat, steht der große Komplex an zentraler Stelle der Innenstadt als Bauruine da. Mehrere Besitzerwechsel haben allenthalben fremde Spekulanten vorangebracht, die Immobilie und ihre Nachbarschaft dagegen eher in einen negativen Sog gezogen. Der Rückzug von Karstadt hat direkt gegenüber ein weiteres „Sorgenkind“ auf dem innerstädtischen Immobilienmarkt hinterlassen.

Das Hansacenter soll im Herbst 2022 wieder öffnen. 65 Prozent der 31.000 Quadratmeter Verkaufsfläche sind nach Angaben der Fakt AG schon vermietet.

Das Hansacenter soll im Herbst 2022 wieder öffnen. 65 Prozent der 31.000 Quadratmeter Verkaufsfläche sind nach Angaben der Fakt AG schon vermietet. © Petra Berkenbusch

Das Hansacenter gehört seit 2020 der Fakt AG, die einen von der Öffentlichkeit skeptisch beäugten Nutzungsmix aus Gastronomie, Kultur, Kino und Shopping plant. Bei Fakt heißt es, dass aktuell bereits rund 65 Prozent der ca. 31.000 Quadratmeter großen Fläche vermietet seien. Ein Kino mit acht Sälen, ein Hampton by Hilton-Hotel, Praxen, Büros und Einzelhandel sind vollmundig versprochen. Größter Mieter einer Gastronomiefläche soll Uwe Subergs Noah’s Palace werden, der auch einen großen Außenbereich auf dem Berliner Platz bespielen will.

Vom Bowling-Center, für das im Februar dieses Jahres schon ein Betreiber gesucht wurde, ist in den aktuellen Plänen der Fakt AG dagegen schon nicht mehr die Rede. Das Modelabel Kult hat dagegen bereits einen Mietvertrag für 900 Quadratmeter unterschrieben. Fakt-Vorstandsvorsitzender Hubert Schulte-Kemper will im Herbst 2022 Eröffnung feiern. Viele Bottroper mögen daran nicht mehr glauben.