Einbruch durch Corona Dorstener Netzwerk sucht dringend neue Lesepaten

Einbruch durch Corona: Netzwerk sucht dringend neue Lesepaten
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Wolfgang Ittner hat fünf Enkelkinder. Ihnen liest er gerne und oft vor. Doch das reicht dem 67-jährigen Rentner aus Holsterhausen nicht. Jeden Freitag besucht er daher die Hervester Augustaschule und liest dort für Schüler und Schülerinnen. Ittner ist Lesepate im Netzwerk „Dorsten liest vor“, das in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert.

„Mir macht das sehr viel Spaß. Inzwischen jubeln die Kinder, wenn ich in die Schule komme. Man baut schon eine Bindung zu ihnen auf, kommt mit ihnen ins Gespräch und erlebt mit, wie die Kinder sich entwickeln“, erzählt der 67-Jährige. Bereits als er 2016 in den Ruhestand ging, war er auf der Suche nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit.

Durch einen Bericht in der Dorstener Zeitung wurde er dann 2019 auf das Netzwerk „Dorsten liest vor“ aufmerksam, kam zu einem ersten Info-Treffen, begleitete einen erfahrenen Lesepaten bei einer Vorlesestunde und übernahm darauf direkt eine eigene Klasse. Sieben bis neun Kindern liest er dann im Wechsel eine dreiviertel Stunde pro Woche vor.

„Jeder erarbeitet sich da so seine eigene Herangehensweise. Mir ist wichtig, dass die Kinder lernen zuzuhören, Fragen zu stellen und Lust bekommen, selber zu lesen. Wenn so nach 20 Minuten die Konzentration weg geht, dürfen sie bei mir oft ein Bild zum gelesenen Buch malen“, erzählt Wolfgang Ittner.

Ganz so viel Vorleseerfahrung konnte er in den vergangenen drei Jahren jedoch nicht sammeln, denn die Pandemie sorgte dafür, dass die Lesepaten nicht mehr in die Einrichtungen gehen konnten. Corona hatte jedoch noch weitere Folgen für das Netzwerk. „Unsere Paten sind alle Rentner und natürlich älter geworden. Einige sind nun schon über 80. Außerdem haben einige gemerkt, dass es so ohne Verpflichtungen auch ganz nett ist und sind jetzt, wo wir wieder lesen können, nicht mehr mit dabei“, erzählt Beate Mende vom Netzwerk „Dorsten liest vor“.

Seien es vor Corona noch rund 56 Paten gewesen, sei man jetzt nur noch bei 30. Das reiche nicht, um alle Schulen und Kitas, die den Wunsch nach Lesepaten äußern sowie das Seniorenheim St. Anna abzudecken. Daher sind sie und ihre Mitorganisatorin Gisela Poppek dringend auf der Suche nach neuen Lesepaten. „Wir suchen keine ausgebildeten Leseprofis, sondern einfach Menschen, die gerne vorlesen und einmal in der Woche vormittags Zeit dafür haben“, erklärt Poppek. Einige Einrichtungen würden zudem ein polizeiliches Führungszeugnis einfordern.

Kleine Gruppen

Gelesen wird in der Regel in kleinen Gruppen - in den Schulen meistens nur für die Erst- und Zweitklässler. Dabei halten die Lesepaten engen Kontakt zum Lehrpersonal bzw. den Erziehern und Erzieherinnen. Was gelesen wird, das entscheiden die Paten selbst. „Wichtig ist, dass man das Buch mag, das man vorliest und einen Bezug dazu hat“, so Poppek.

Für den Anfang können Lesepaten auf einen kleinen Fundus im Bücherschrank von Beate Mende zurückgreifen. Zudem dürfen die Ehrenamtlichen in der Dorstener Stadtbücherei kostenlos Bücher ausleihen. Wenn es dort bzw. von der VHS für das Netzwerk interessante Vorträge und Seminare gibt, können die Ehrenamtlichen dort zusätzlich kostenlos teilnehmen.

Bedarf ist da

Gisela Poppek und Beate Mende hoffen, dass sich noch mehr Ehrenamtliche wie Wolfgang Ittner zum Netzwerk gesellen. „Der Bedarf an den Schulen und Kitas ist da. Viele Eltern sind voll berufstätig und schaffen es kaum noch, ihren Kindern vorzulesen. Aber Lesen ist Bildung. Ohne Lesen lebt man nur ein halbes Leben“, so die beiden.

Mehr Informationen zum Netzwerk „Dorsten liest vor“ gibt es bei Beate Mende (Tel. 02362/62264) oder bei Gisela Poppek (Tel. 02369/2093520).

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