Die Baustelle auf der Südseite des Wesel-Datteln-Kanals nahe der ehemaligen Gaststätte „Schult im Anker“ wird seit ein paar Tagen eingerichtet: Startschuss für ein Großprojekt, das insgesamt acht Millionen Euro kosten und eine Bauzeit von ungefähr zwei Jahren haben wird.
Weil die jetzige dortige Kanalbrücke aus dem Jahr 1954 irreparable Schäden aufweist, wird ab Ende 2023/Anfang 2024 ein neues Brückenbauwerk 350 Meter weiter westlich gebaut. Dies bietet den Vorteil, dass während der Bauarbeiten - auch um die Rettungswege für Feuerwehr und Polizei zu gewährleisten - die Kanalquerung weiterhin möglich bleibt.
Auf seiner Homepage hat das zuständige Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg jetzt alle wichtigen Infos zu dem Bauvorhaben veröffentlicht und wird diese regelmäßig aktualisieren. „Zu einem späteren Zeitpunkt beabsichtigen wir noch eine Informationsveranstaltung vor Ort stattfinden zu lassen, bei der eventuell offene Fragen geklärt werden können“, so Pressesprecherin Ursula Gehrke.

Warum muss die Brücke neu gebaut werden?
Die bestehende Brücke ist mit einer Spannbetonplatte errichtet. Dafür wurden hochfeste Spannstähle verwendet, die in Sachen Spannungsrisskorrosion stark gefährdet sind. Bereits harmlose Feuchtigkeitsniederschläge können zu Korrosionsreaktion führen, in dessen Folge sich kleine Risse bilden, die mit der Zeit größer werden.
Bei den turnusmäßigen Untersuchungen wurden Schädigungen an der Baukonstruktion festgestellt. Gleichzeitig entspricht die niedrige Durchfahrtshöhe im Kanalbereich nicht mehr den aktuellen Erfordernissen der Schifffahrt. Eine Sanierung kommt daher nicht in Frage.
Wie sieht der Neubau aus?
Es wird eine 70 Meter lange stählerne Stabbogenbrücke errichtet. Aktuell können lediglich Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von 12 Tonnen die Brücke befahren. Der Neubau hat diese Einschränkungen nicht mehr. Es wird wie bisher eine fünf Meter breite Richtungsfahrbahn für den Straßenverkehr geben. Die Durchfahrtshöhe für die Binnenschifffahrt wird im Kanalbereich vergrößert und damit an die aktuell gültigen Regelungen angepasst. Deshalb wird das neue Brückenbauwerk auf 5,75 Meter über dem oberen Grenzwasserstand im Vergleich zum Bestandsbauwerk geringfügig „angehoben“.
Wie sind die Baumaßnamen aufgeteilt?
Es gibt sechs Bauphasen. Dabei werden in der Vorbereitung zunächst die Betriebswege gesperrt und der nördliche Gemeindewege (Brückenstraße) ausgebaut. Dann geht es an die neuen Überbauten auf dem Montageplatz
und an die neuen Widerlager. In Phase 3 wird der Überbau in seine endgültige Lage geschoben, dann die neue Rampe gebaut und der Verkehr auf die neue Trasse gelegt. Die alte Östricher Brücke wird dann bis auf das südliche Widerlager abgerissen und schließlich werden die beanspruchten Flächen rekultiviert.
Wird es Umleitungen geben?
Aus Sicherheitsgründen wird es notwendig, die als „Uferpromenaden“ genutzten Betriebswege im direkten Umfeld der Baustelle zu sperren und Umleitungen für Fußgänger und Radfahrer einzurichten. Des Weiteren wird es aufgrund der notwendigen Wegearbeiten zu Einschränkungen im Straßenverkehr kommen. Eine Umleitungsstrecke wurde mit allen Beteiligten erarbeitet und wird entsprechend ausgeschildert.

Warum wird das südliche Widerlager der alten Östricher Brücke erst später zurückgebaut?
In unmittelbarer Nähe verlaufen zwei überregionale Versorgungsleitungen. Gemeinsam mit dem Betreiber einer der Versorgungsleitungen wurde vereinbart, dass die Rückbauarbeiten gleichzeitig mit deren Inspektions- und Wartungsarbeiten stattfinden werden, um den Betrieb beim Abbruch der Unterbauten nicht zu gefährden. Der genaue Termin zum Rückbau des zweiten Widerlagers steht noch nicht fest.
Wie sieht das Ökologiekonzept aus?
Es gab naturschutzrechtliche Untersuchungen und weiterführende landschaftsplanerische Maßnahmen, da durch die Bauarbeiten in den Naturhaushalt eingegriffen wird. Es gibt Kompensationen und den Ersatz von Gehölzstrukturen während und nach Beendigung der Baustelle.
Sind Tiere von der Baumaßnahme betroffen?
Ja, und zwar 18 Vogel- sowie 13 Fledermausarten. Für einen Großteil lassen sich laut Wasser- und Schifffahrtsbehörde Beeinträchtigungen und artenschutzrechtliche Verbotstatbestände bereits ausschließen. Zusätzlich wurden Maßnahmen umgesetzt, wie zum Beispiel das Verschließen von Höhlen in der Nähe befindlicher Bäume.

Wie gelangt die neue Brücke an ihren vorgesehenen Platz?
Der stählerne Überbau erreicht den Montageplatz in Einzelteilen, welche vor Ort zusammengefügt werden. Vom Montageplatz südlich des Kanals wird der Überbau mit Hilfe einer Verschubbahn über den Kanal zum Bestimmungsort manövriert. Hier helfen zusätzliche Pontons auf dem Kanal, den Überbau in seine endgültige Lage zu positionieren.
Was ist mit dem Radweg Römer-Lippe-Route?
Ein durchgängiges Befahren ist auch während der Baumaßnahme gewährleistet. Allerdings ist eine Verlegung auf die Südseite des Kanals nicht ausgeschlossen. Eine entsprechende Ausschilderung der Umleitungsstrecken wird erfolgen.
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