Volker Tüshaus ist Geschäftsführer der Dorstener Drahtwerke.

Volker Tüshaus ist Geschäftsführer der Dorstener Drahtwerke. Die hohen Energiekosten könnten gravierende Folgen für das Unternehmen sowie für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben. © privat

Dorstener Drahtwerke rufen um Hilfe: Kurzarbeit droht wegen Energiekrise

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Bleiben die Gaspreise hoch, hätte das drastische Folgen für die Dorstener Drahtwerke und deren Mitarbeiter. Aus Angst wendet sich Geschäftsführer Volker Tüshaus an den Bürgermeister.

Dorsten

, 29.08.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das, was Volker Tüshaus, Geschäftsführer der Dorstener Drahtwerke, in einem offenen Brief an Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff (CDU) schreibt, liest sich dramatisch: „Auf Grundlage der aktuellen Preise für Strom und Gas wird die Existenz unserer Standorte in Dorsten und Marl ab 2023 extrem gefährdet sein.“

Kriegsfolgen bedrohen Dorstener Traditionsarbeitgeber

Damit ist klar: Die Folgen des Krieges in der Ukraine gefährden einen der größten und traditionsreichsten Arbeitgeber in Dorsten. Denn aufgrund der wirtschaftlichen Sanktionen des Westens fließt weitaus weniger russisches Gas nach Deutschland als üblich. Das lässt die Energiepreise in enorme Höhen steigen.

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Türhaus rechnet in dem etwa halbseitigen Schreiben vor: „Die Erhöhung der Stromkosten wird uns ab 2023 mit ca. 2,8 Millionen Euro, die der Gaskosten mit ca. 720.000 belasten. Umgerechnet pro Arbeitsplatz entspricht dies Mehrkosten von 30.000 Euro pro Jahr und Mitarbeiter*in.“

Im Telefonat mit dieser Redaktion fragt Tüshaus: „Können wir die Kosten an unsere Kunden weitergeben?“ Die Antwort liefert er direkt: „Das wird nicht gehen.“ Denn fast 60 Prozent der in Dorsten und Marl produzierten Waren würden ins Ausland exportiert. Zum Beispiel in die USA. Dort seien die Energiekosten geringer, eine Produktion vor Ort damit günstiger.

Energiekrise: „Das ist keine Sorge mehr, das ist Angst“

Im offenen Brief heißt es deswegen: „Sprich, Industrieprodukte ‚Made in Dorsten‘ werden in Zukunft keine Chance mehr auf dem Weltmarkt haben.“ Ob Tüshaus besorgt ist? Die Antwort ist eindeutig. Für die Dorstener Drahtwerke ist die Energiekrise eine „reale Bedrohung“. Der Geschäftsführer wird noch deutlicher: „Das ist keine Sorge mehr, das ist Angst.“

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Sorgen müssen sich auch die mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens machen. Denn Tüshaus sagt: „Ändert sich sich nichts an den Energiepreisen, müssen wir ab 1. Januar 2023 zu 100 Prozent in Kurzarbeit gehen.“ Die Mitarbeiter seien am Montag (29.8.) darüber informiert worden. Gespräche mit dem Betriebsrat stünden noch an.

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Tüshaus schreibt an Bürgermeister Stockhoff: „Es drohen Insolvenzen, Arbeitsplatzabbau und Schließung von Standorten. Herr Bürgermeister: Bitte helfen Sie uns: Sichern Sie den Standort Dorsten, nehmen Sie Einfluss auf die Energiepolitik.“

Politiker werden Drahtwerke besuchen

Zumindest ein Gespräch mit Tobias Stockhoff und auch mit Michael Gerdes, Bundestagsabgeordneter der SPD für Bottrop, Gladbeck und Dorsten, sei vereinbart worden. „Wir wünschen uns, dass die Lokalpolitik Einfluss nehmen kann. Denn die Politik ist meiner Meinung nach mitverantwortlich dafür, dass Deutschland so abhängig von russischem Gas ist“, sagt Tüshaus. Er hofft, dass die im offenen Brief geschilderten Konsequenzen noch abgewendet werden können.

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