US-Präsident Trump führt hohe Importzölle ein Dorstener Unternehmen spüren Auswirkungen

US-Präsident Trump führt Importzölle ein: Unternehmen spüren Auswirkungen
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Donald Trump, seit Januar 2025 wieder Präsident der USA, befindet sich auf Konfrontationskurs mit der europäischen Wirtschaft. Mitte März führte der 78-Jährige wie geplant Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium in Höhe von 25 Prozent ein. Auch Importe aus China, Kanada und Mexiko wurden mit Zöllen belegt.

Deutschland, so berichtet unter anderem die Tagesschau, zähle zu den Top 10 der Herkunftsländer für US-Stahlimporte. Auch auf das Metallwerk Kleinken und die Dorstener Drahtwerke wirkt sich Donald Trumps Wirtschaftspolitik auf unterschiedliche Weise aus.

Jörg Meyer, Geschäftsführer beim Metallwerk Franz Kleinken, steht mit Hub Driessen aus dem Vertrieb vor dem Hauptgebäude der Firma.
Geschäftsführer Jörg Meyer, hier mit Hub Driessen (Vertrieb), erzählt, was die US-Zölle für das Metallwerk Kleinken in Dorsten bedeuten. © Julian Preuß

Nicht direkt von den Zöllen betroffen

Das Metallwerk Kleinken sei nicht direkt von den Zöllen betroffen, erklärt Geschäftsführer Jörg Meyer auf Nachfrage dieser Redaktion. Als Eisen- und Buntmetallgießerei verarbeite das Unternehmen keinen Stahl und kein Aluminium.

Und trotzdem beobachte Jörg Meyer die Entwicklung ganz genau. „Ich gehe davon aus, dass wir indirekt davon betroffen sein werden, wenn die Produktion in diesen Branchen aufgrund der Zölle zurückgefahren werden sollte.“

Das Metallwerk Kleinken habe Kunden in diesen Branchen. Jörg Meyer hält es für möglich, dass bei diesen Kunden Investitionen zurückgestellt werden.

Der Kleinken-Geschäftsführer vermutet: „Die Produktion wird aus Gründen des wegbrechenden Absatzes in den USA zurückgehen.“ Zusätzlich geht er von einer Mengenumleitung aus - „vor allem von günstigem Stahl aus China in Richtung Deutschland“.

Zölle treffen auf angeschlagene Industrie

Jörg Meyer hat zudem das große Ganze im Blick. Der Kleinken-Geschäftsführer meint: „Die Zölle treffen dabei Deutschland zu einer Zeit, in der unsere heimische Industrie aufgrund ungünstiger politischer Rahmenbedingungen sowieso angeschlagen ist.“

Paul Tüshaus, Mitgeschäftsführer der Dorstener Drahtwerke, blickt aus zwei Perspektiven auf die von Trump eingeführten Zölle. Zum einen, sagt er: „Für uns in Dorsten, die wir des Öfteren Drahtgewebe in die USA exportieren, wirken sich die Zölle negativ aus.“

Paul Tüshaus, Mitgeschäftsführer der Dorstener Drahtwerke, gibt einem Vertreter einer mexikanischen Delegation die Hand.
Im April 2025 besuchte eine mexikanische Delegation die Dorstener Drahtwerke. Geschäftsführer Paul Tüshaus (rechts) zeigte den Besuchern den Betrieb. © Julian Preuß (Archiv)

Die Dorstener Drahtwerke würden aktuell Spezialgewebe produzieren, die amerikanische Kunden nirgendwo anders bekämen. Dementsprechend steige der Preis für diese Produkte. Das könne dazu führen, dass Kunden auf die Dorstener Drahtgewebe verzichten und nicht kaufen.

Kurzfristig positive Auswirkungen

Zum anderen, meint Paul Tüshaus: „Für unsere US-amerikanischen Töchterfirmen sind die Zölle kurz- und mittelfristig positiv.“ Diese würden zu mehr Aufträgen kommen.

Am Beispiel der Tochterfirma in York (Pennsylvania) erklärt er: „Das Unternehmen zieht Drähte, hauptsächlich für den US-amerikanischen Markt.“ Diese Firma bekomme nun mehr Anfragen von Betrieben, die vorher ihren Draht zu Dumping-Preisen aus China bezogen haben.

Durch Zölle, die auch auf chinesische Stahlimporte anfallen, lohne es sich nicht mehr, bei Chinesen zu kaufen, so Paul Tüshaus. Diese Firmen, so vermutet der Mitgeschäftsführer der Dorstener Drahtwerke, würden nun verstärkt US-amerikanische Stahlprodukte kaufen.

Zölle stören globale Handelsketten

Aber: Seiner Meinung nach würden durch die Zölle die globalen Handelsketten gestört werden. Auf lange Sicht würden sich die Zölle deshalb doch negativ auf die US-amerikanischen Verbraucher und Betriebe auswirken.

Die EU wird die von Trump eingeführten Zölle nicht auf sich sitzen lassen. Entsprechende Gegenzölle auf US-Waren im Milliardenwert sind ab Mitte April geplant. Diese betreffen unter anderem Bourbon-Whiskey, Spielekonsolen, Boote, Erdnussbutter und Motorräder.

Die Produkte beliebter und namhafter Marken fallen darunter und könnten für deutsche Verbraucher teurer werden: Beispielsweise Jack Daniel‘s, Harley Davidson, oder Levi‘s.

Levi‘s Jeans könnte teurer werden

Der Bekleidungsriese Levi‘s hat im Industriegebiet Große Heide im Dorstener Stadtteil Wulfen ein riesiges Logistikzentrum errichten lassen. Das rund 70.000 Quadratmeter große Lager dient Levi‘s als Drehscheibe für Europa, Kleidungsstücke wie die Levi‘s 501-Jeans werden von dort an die Geschäfte des Einzelhandels, an Online-Kunden sowie an Franchise-Partner verschickt.

Es wurde Ende 2023 fertig gestellt, im Juni 2024 übernahm der Kontraktlogistikanbieter GXO den Betrieb. Mehr als 600 Menschen sollen dort beschäftigt sein, wenn der Standort seine volle Kapazität 2026 erreicht hat. Ob sich die Zoll-Schlacht auf den Betrieb auswirken wird, bleibt abzuwarten.

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