Lediglich 32.000 Einwohner leben in IJmuiden, einer Gemeinde unweit von Amsterdam, im Nordwesten der Niederlande. Trotzdem ist es ein Ort der Superlative. Direkt an der Nordsee gelegen, befindet sich dort die größte Seeschleuse der Welt. Gigantische Frachtschiffe passieren sie auf dem Weg in die weite Welt.
Doch all das bedeutet, dass die Menschen eine große Gefahr bändigen müssen. Helfen werden dabei Teile, die das Metallwerk Kleinken in Dorsten gefertigt haben. Denn: Das Wasser bedroht die Menschen. Und zwar in Form von Überflutungen durch die steigenden Pegel der Flüsse und der Nordsee. Dazu kommt das Meersalz, das das Grundwasser untrinkbar macht. Schwankt außerdem der Grundwasserpegel, schadet das Amsterdam. Die Stadt wurde in Teilen auf Holzpfählen gebaut.
Pumpen drücken Wasser in die Nordsee
Deshalb werden sechs riesige Pumpen im Nordseekanal von IJmuiden eingebaut. Sie regulieren den Pegel im Kanal, drücken das Meer- und Regenwasser zurück in die Nordsee und halten das Grundwasser auf konstant hohem Niveau.

Die Dimensionen der Pumpen lassen sich nur erahnen. In Zahlen: Zwei der sechs Pumpen fördern je 60.000 Liter pro Sekunde. Bildlich dargestellt: Sie könnten je rund 400 Badewannen (150 Liter pro Wanne) in einer Sekunde füllen. Ein Eintrag ins Guinessbuch der Weltrekorde ist sicher.

Mit die wichtigsten Teile der Rekord-Anlagen stammen aus Dorsten. Für das „Herzstück“ der Pumpen haben die Metallwerke Kleinken fünf Flügel und einen Rotor gegossen. Was sich so einfach anhört, beinhaltet aber Jahre der Planung, viel Gehirnschmalz, Ingenieurskunst und starke Nerven von allen Beteiligten.
Rund 30 Mitarbeiter waren beteiligt
Rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien in den letzten Jahren und Monaten in das Projekt involviert gewesen, schätzt Hub Driessen aus dem Vertrieb des Dorstener Metallwerks. Nur mithilfe der Fachkräfte könne Planung, Erstellung der Computermodelle, Bau der Gussformen, Entwicklung des verwendeten Metalls und das finale Gießen in Dorsten durchgeführt werden.

Stolz klingt durch, wenn Geschäftsführer Jörg Meyer und Hub Driessen von dem Projekt erzählen. Schließlich habe das Metallwerk bis zur Endabnahme im November 2022 unter enormen Druck gestanden, so Meyer. Nur eine minimale Abweichung von Computermodell hätten Flügel und Rotor unbrauchbar gemacht.

„Wenn das flüssige Eisen in den Gussformen aus Quarzsand erstarrt, wirken enorme Kräfte“, erklärt Meyer. Diese zu berechnen und in die Entwicklung von Form und Flügel einzubeziehen, sei die große Herausforderung.
Zudem müsse jeder Flügel genau gleich sein, fügt Hub Driessen hinzu. Eine kleine Ungenauigkeit oder eine Unebenheit auf der Oberfläche verursacht Unwucht und durch Vibrationen könnten Rissen entstehen, die dann sogar für Schäden an der gesamten Turbine sorgen.
Fehler hätte enorm viel Zeit gekostet
Ein solcher Fehler hätte die Metallwerke unter anderem Geld, aber auch Zeit gekostet. Und gerade dieser Faktor ist für die Menschen in IJmuiden und der Region enorm wichtig, weiß der Niederländer Hub Driessen.
Verstreiche noch mehr Zeit, habe der klimatisch bedingte Anstieg des Meeresspiegels drastische Folgen: „Wenn wir die Pumpkapazitäten nicht ausbauen, sind die Niederlande nur noch halb so groß und Deutschland hat sieben Millionen Einwohner mehr.“ Das niederländische Fernsehen hatte die Arbeiten an den Pumpen aus diesem Grund intensiv begleitet und hat Kleinken in Dorsten besucht.
Mit dem Wissen, was die Rekordpumpen für die Niederlande bedeuten, sagt Geschäftsführer Jörg Meyer: „Daher war ich am Tag der Abnahme wirklich nervös.“ Gebührend gefeiert worden sei deshalb, als die Flügel und der Rotor alle Tests erfolgreich bestanden haben.
Tagesausflug als Belohnung
Nun - im Dezember 2023, ein Jahr nach der Abnahme - wird die fertige Rekordpumpe mit einem gigantischen Kran in das Pumpwerk an der Seeschleuse IJmuiden gehievt. Ein besonderer Moment, den das Kleinken-Team sogar vor Ort erlebt hat. „Wir haben das zum Anlass genommen, um für die Projektverantwortlichen einen Tagesausflug zu organisieren“, sagt Jörg Meyer. Inklusive Schleusen-Besichtigung. Auch ein gemeinsames Foto durfte nicht fehlen. Vor der Weltrekord-Pumpe. In dem 32.000-Einwohner-Ort IJmuiden.
Viele Fotos bei www.dorstenerzeitung.de zeigen, wie das Metallwerk die Teile in Dorsten gefertigt hat.
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