
Der Dorstener Restaurantinhaber Eric Jaeger (links) sieht die Erhöhung des Mindestlohns derzeit kritisch. © Michael Klein (A)
Dorsten: Mindestlohn ist für Gastronom Eric Jaeger eine „ganz heikle Sache“
Wirtschaft
Der Mindestlohn steigt ab Samstag (1.10.) von 10,45 Euro auf 12 Euro. Für die Gastronomie sei das weiterer Ballast in einer schwierigen Lage, sagt der Dorstener Restaurantbetreiber Eric Jaeger.
Einen kurzen Moment Zeit hat Eric Jaeger, Inhaber des Schlemmerecks und Glück-Auf-Grills in Dorsten, am Mittwochvormittag (28.9.) für ein Telefongespräch. Denn in wenigen Tagen steht ein Ereignis an, was den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zugute kommen soll, die Betriebe aber vor eine Herausforderung stellen wird: Der Mindestlohn wird von 10,45 Euro auf 12 Euro angehoben.
Mindestlohn hat sich stetig erhöht
Plötzlich kommt dieser Schritt nicht. Sukzessive hat sich der Mindestlohn in den letzten Jahren erhöht. Im Jahr 2015 lag dieser noch bei 8,50 Euro. Seit Anfang Juli 2022 sind Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber verpflichtet, mindestens 10,45 Euro zu überweisen. Ab Samstag (1.10.) sollen dann nochmal 1,55 Euro mehr auf die Konten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fließen, die nach dem Mindestlohn bezahlt werden.
Für Jaeger ist das „eine ganz heikle Sache“ in einer Gemengelage, die für viele Unternehmen - auch im Bereich der Gastronomie - eine große Herausforderung darstellt. Der Restaurantinhaber führt auf: „Ich muss in den nächsten vier Wochen eine fünfstellige Zahl für Strom bezahlen. Die Preise für Speisefette sind weiterhin hoch. Eine Kiste Pommes wird rund 30 Prozent teurer. Die Kosten für Hamburger haben sich fast verdoppelt. Dazu kommen mehrere tausend Euro an Personalkosten, die mit dem neuen Mindestlohn fällig werden.“
Mindestlohn als kleiner Baustein der Kostenexplosion
Dieses Gesamtpaket bezeichnet Jaeger als „dramatisch“. Der erhöhte Mindestlohn an sich sei nur ein kleiner Baustein, der zu dieser Situation beitrage. Etwa zehn Leute habe er auf geringfügiger Basis beschäftigt. Diese können sich genauso auf etwas mehr Geld im Portemonnaie freuen, wie auch einige andere seiner Beschäftigten. „Aber irgendwie auch nicht“, schränkt Jaeger ein. Denn auch sie könnten damit nur versuchen, die Löcher zu stopfen, die die Inflation aktuell aufreiße.
Denn eigentlich müsste Jaeger beispielsweise die Preise seiner Pommes weiter in die Höhe schrauben, um die Mehrkosten zu decken. Das ginge aber nicht, das sonst vermutlich weniger Kundschaft käme. Er sei in der glücklichen Situation, dass seine beiden Läden gut laufen würden. Das müsse aber auch so sein, um in der aktuellen Situation bestehen zu können. Jaeger denkt deshalb ebenfalls an andere Branchen, die von der Mindestlohnerhöhung betroffen sind: beispielsweise der Einzelhandel, der Lebensmittelhandel oder bei Dienstleistungen wie Gebäudereinigung: „Das sind immense Kosten, die da bewältigt werden müssen.“
Kurzfristig geäußert hat sich dazu am Mittwochnachmittag das Kaufhaus Woolworth, dass seit Sommer wieder eine Filiale in Dorsten betreibt. Dort seien 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Davon würden bis auf den Filialleiter, der ein Festgehalt bekäme, alle profitieren, schreibt Roland Risse, Referent in der Unternehmenskommunikation. Das Unternehmen halte die Erhöhung des Mindestlohns „gerade im Hinblick auf die zuletzt stark gestiegenen Lebenshaltungskosten für absolut gerechtfertigt.“
Geboren in der Stadt der tausend Feuer. Ruhrpott-Kind. Mag königsblauen Fußball. Und Tennis. Schreibt seit 2017 über Musik, Sport, Wirtschaft und Lokales. Sucht nach spannenden Geschichten. Interessiert sich für die Menschen und für das, was sie bewegt – egal in welchem Ort.