
© Jörn Hartwich
Messerangriff auf 18-Jährigen: Angeklagter legt Geständnis ab
Landgericht Essen
Ein Schüler aus Dorsten sticht mit einem Messer auf einen 18-Jährigen ein. Vor Gericht hat er sich nun erstmals zu der Bluttat geäußert.
Nun also doch: Im Prozess um eine beinahe tödliche Bluttat hat der angeklagte Schüler aus Dorsten am Mittwoch ein Geständnis abgelegt. Selber reden wollte er allerdings nicht. Das überließ er seinem Verteidiger Christian Simonis.
„Der Angeklagte findet sein Verhalten maximal besch …“, so Simonis am Essener Landgericht. Genau das seien die Worte des 20-Jährigen gewesen. Er übernehme die volle Verantwortung und bereue aufrichtig, was passiert sei. Auch Schmerzensgeld solle gezahlt werden. „Er würde gerne alles, was passiert ist, ungeschehen machen“, so Simonis.
Stich in die Lunge
Es war der 4. Mai, als der Angeklagte in Gladbeck mit einem Messer auf einen 18-Jährigen eingestochen hat. Dabei wurde die Lunge getroffen. Außerdem gab es Schnittverletzungen im Gesicht und am linken Arm.
Auslöser der Auseinandersetzung war ein Streit um die Freundin des späteren Opfers. „Sie hat mir erzählt, dass er sie begrapscht hat“, so der 18-Jährige bei seiner Zeugenvernehmung. „An der Brust.“ Das habe ihn wütend gemacht. Das habe er klären wollen. Am Tatabend sollte es eine Aussprache geben – auf dem Goetheplatz in Gladbeck. Dabei waren auf jeder Seite auch mehrere Freunde anwesend.
„Ich war voller Adrenalin.“
„Ich wollte mit ihm reden, habe mir aber schon gedacht, dass das in eine Schlägerei ausarten kann“, so der 18-Jährige. Und genau so ist es dann auch gekommen. Als der Angeklagte am Boden lag, schien die Situation eigentlich auch schon geklärt gewesen zu sein. „Ich hatte mich schon umgedreht und wollte weggehen“, so der 18-Jährige. Dann sei der Angeklagte jedoch aufgesprungen und habe zugestochen.
Dass er verletzt worden ist, hat das Opfer anfangs gar nicht bemerkt. Das Blut an der Hand hatte der Gladbecker nicht sich zugeordnet, sondern dem Angeklagten. „Ich war voller Adrenalin.“ Auch ein Messer hatte er nicht gesehen.
„Ich bin sogar noch mal zurück und habe noch mal auf ihn eingeschlagen“, sagte der 18-Jährige den Richtern. Und auch zugetreten. Dann sei aber auch schon der Krankenwagen gekommen.
Schlechte Ausdauer
Die Folgen seien bis heute spürbar. „Ich habe nicht mehr so viel Ausdauer“, sagte der Zeuge den Richtern. Außerdem bekomme er Paranoia, wenn er durch größere Menschenmengen laufe. Vor einigen Wochen habe er sich deshalb auch in Therapie begeben. Der Dorstener sitzt seit der Tat in Untersuchungshaft. „Ich wünsche mir, dass das alles nie passiert wäre“, sagte der Angeklagte an die Adresse des Opfers und bat um Entschuldigung. „Ich werde immer darauf warten, dass du mir vielleicht irgendwann verzeihst.“ Der Prozess wird fortgesetzt. Urteil voraussichtlich Anfang Dezember.