Die Ergebnisse der Krankenhausplanung sind da und die daraus resultierenden Folgen werden auch in Dorsten spürbar sein. Zwei Leistungsangebote sollen zukünftig wegfallen. Aber was bedeutet das für die Bürger konkret?
Bleibt die Entscheidung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) bestehen, wird es im St. Elisabeth-Krankenhaus bald keine Notfallversorgung von Herzerkrankungen (interventionelle Kardiologie) mehr geben.
Kein Linksherzkatheter-Messplatz
Der Linksherzkatheter-Messplatz wird eingestellt. Viele Jahre wurde der Messplatz geplant, Millionen seien in die Investition geflossen, erzählt Alt-Bürgermeister und neue Vorsitzende der CDU-Senioren-Union, Lambert Lütkenhorst.
Für Notfallpatienten sei das Gerät ein „Glanzpunkt im Kreis Recklinghausen, was die Versorgung anbelangt“, erklärt Lütkenhorst weiter. Im Oktober 2023 wurde der Messplatz bei einem Tag der offenen Tür präsentiert.
Keine OP im Brustzentrum
Bleibt die Entscheidung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales bestehen, findet auch die Senologie in der Krankenhausplanung für Dorsten keine Berücksichtigung mehr. Konkret bedeutet das: Operationen finden im Brustzentrum nicht mehr statt, erklärt KERN-Pressesprecher Wolfgang Heinberg. KERN steht für „Katholische Einrichtungen Ruhrgebiet Nord GmbH“.
Entbindungen und Kaiserschnitt-Operationen werden indes weiter angeboten. „Der Leistungsbereich der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe wird nicht von der Krankenhausplanung tangiert“, so Heinberg. 98 Brustoperationen wurden 2024 im Brustzentrum durchgeführt, davon waren 81 Operationen wegen bösartiger Erkrankung.

„Eine lebensbedrohliche Nachricht“
40 Mitglieder der CDU-Senioren-Union hatten sich am Dienstag (7.1.) zu einem gemütlichen Kaffee in „ihrem“ Krankenhaus getroffen, erzählt Lütkenhorst. Ein geplantes Treffen mit Krankenhaus-Geschäftsführer Guido Bunten. Bereits die Pläne zur Krankenhausreform haben die Senioren in Sorge versetzt. Das Treffen sollte beruhigend wirken.
„Dann kam der Schock.“ Bunten informierte die Mitglieder über das geplante Ende der Notfallversorgung durch den Linksherzkatheter-Messplatz. „Das war für uns eine lebensbedrohliche Nachricht“, so beschreibt es Lütkenhorst.
Die Angst ist spürbar
Einer Frau standen Tränen in den Augen. „Da lag ich schon zweimal – da hat man mir das Leben gerettet.“ Die Angst habe der ehemalige Bürgermeister und Vorsitzende beim Termin deutlich gespürt. Danach, erzählt er im Gespräch mit der Redaktion, hatte er 17 E-Mails in seinem Postfach. Die Frage ist, was jetzt? Wir müssen demonstrieren, sei der Tenor der Nachrichten.
Krankenhaus gibt nicht auf
Aber noch gibt das St. Elisabeth-Krankenhaus die Hoffnung nicht auf. Entscheidungen, wie diese, die für das Krankenhaus nicht nachvollziehbar sind, will man nicht „unwidersprochen akzeptieren“, schreibt Heinberg in einer ersten Stellungnahme. Gespräche mit der Bezirksregierung Münster und den zuständigen Stellen im MAGS hätten das Ziel, die bereits getroffenen Entscheidungen im Sinne des Krankenhauses noch abzuändern.
„Dass Krankenhausplanung kein Wunschkonzert ist und niemals sein wird“, wie Heinberg es beschreibt, sei dem Pressesprecher und auch dem Krankenhaus klar. Darum würde es auch gar nicht gehen. Sondern um das Patientenwohl, für Menschen da zu sein, die Hilfe suchen.
Zeit als entscheidender Faktor
Um das Patientenwohl sorgen sich auch die Mitglieder der CDU-Senioren-Union. „Was ist, wenn ich morgen einen Herzinfarkt bekomme?“, fragt Lütkenhorst. „Dann muss ich erstmal nach Recklinghausen? Dort sollen zukünftig drei solcher Messplätze entstehen“.
„Wenn es zum Ernstfall kommt und die Abteilung geschlossen wird, werden andere Krankenhäuser angefahren“, erklärt der KERN-Pressesprecher. Dass es im Ernstfall schnell gehen muss und Zeit ein entscheidender Faktor des Überlebens sein kann, besorgt auch Lambert Lütkenhorst. „Man sagt ja, dass ein Krankenwagen überhaupt erstmal acht Minuten braucht, um anzukommen.“ Das könne man in einer großen Flächenstadt, wie Dorsten, kaum erreichen. „Und dann soll man zukünftig dann noch nach Recklinghausen?“

50 Notfälle 2024
Fast 50 Notfälle konnten im letzten Jahr behandelt werden. Darunter Infarkte zum Teil mit notwendiger oder vom Notarzt schon begonnenen Reanimationen. „Für unsere Patienten in der Region ist die Vorhaltung der interventionellen Kardiologie in Dorsten unter Umständen lebensrettend“, berichtet Heinberg.
Auch sei die Tendenz in der kardiologischen Leistungsentwicklung nicht zuletzt auch aufgrund des demografischen Wandels stark ansteigend, was zeigen würde, dass das Angebot wertvoll und notwendig ist.
Zunächst bleibt das Krankenhaus optimistisch. Noch bestünde die Hoffnung, eine Lösung zu finden, die es erlaubt, die Leistungen der interventionellen Kardiologie dauerhaft zu gewährleisten. Minister Karl-Josef Laumann stellt in einer Pressekonferenz Freitag (10.1.) in Münster die Ergebnisse der Krankenhausplanung für den Regierungsbezirk Münster vor. Die Versorgung von Notfällen und ambulanter Patienten wird, laut Heinberg, auch über das Jahr 2025 hinaus möglich sein.

Eine Benachteiligung der Stadt
Sollte der Krankenhausplan so umgesetzt werden, wie aktuell vom MAGS geplant, würden ab 2026 keine Herzoperationen und kardiologische Notfallversorgungen stattfinden. Ein Umstand, der für die CDU Dorsten nicht akzeptabel ist.
In einem Statement an die Redaktion spricht die Partei von einer „Benachteiligung der Stadt Dorsten mit ihren fast 77.000 Einwohnerinnen und Einwohnern und einer Fläche von 171 Quadratkilometern in erheblichem Maße“. Es ginge nicht um Zahlen oder Landkarten, sondern um Lebensrealitäten der Menschen in Dorsten.
Bundes-Klinik-Atlas: Wie gut sind die Krankenhäuser in Dorsten und Haltern?
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