Laut der Deutschen Umwelthilfe liegt Dorsten im Hinblick auf Hitze im grünen Bereich. Die Zahl der versiegelten Flächen im Vergleich zum Grünanteil in der Stadt sei daher ausgeglichen.
„Das ist sicher eine positive Nachricht für die Bürgerinnen und Bürger. Allerdings sind die Ergebnisse vor dem Hintergrund des Vergleichsmaßstabs zu betrachten“, wendet Stadtsprecher Ludger Böhne ein.
Die Analyse fußt laut Deutschen Umwelthilfe nicht auf einer detaillierten Einzelerhebung, sondern auf einem KI-Modell, das Satellitendaten, Daten des Bundesamtes für Kartografie und Geodäsie und den Zensus 2022 nutzt.
Dorsten ist im Vergleich zu den anderen untersuchten Kommunen eine Flächenstadt mit weniger Siedlungsbereichen. „Daher muss unserer Ansicht nach nicht nur das Grünvolumen insgesamt berücksichtigt werden, sondern auch der Grünanteil in den stärker versiegelten Siedlungsbereichen und Innenstädten“, führt er aus.
So wurde auch die Wirkung von den zahlreich vorhandenen Frischluftschneisen in Dorsten nicht berücksichtigt, erklärt die Deutsche Umwelthilfe auf Nachfrage.
Sonnenschirme anstatt Sonnensegel
„Sonnensegel in den Innenstädten sind natürlich eine attraktive Möglichkeit der Verschattung und damit Abkühlung, die auch die Stadt Dorsten aktuell prüft“, heißt es. Problematisch stellen sich aber die vorhandenen Gegebenheiten dar. Die Sonnensegel bräuchten durch eine hohe Windlast zusätzliche Pfosten, die nicht ohne Weiteres installiert werden könnten oder die Segel müssten an privaten Hausfassaden angebracht werden.
Zudem seien Sonnensegel wartungs- und reinigungsintensiv. Daher setze die Stadt auch auf die Kommunikation mit Händlern vor Ort, die beispielsweise mehr Sonnenschirme in der Innenstadt aufstellen könnten.

Begrünung in der Innenstadt
Im Bereich der Begrünung in versiegelten Bereichen sieht die Stadt Verbesserungspotenzial. Die Verdunstung durch Begrünung spiele vor allem in den urbanen Bereichen der Stadt eine entscheidende Rolle. Hier sieht die Stadt verschiedene Möglichkeiten: neue Bäume als auch mobiles Grün im Sinne von Pflanzkübeln oder Fassaden- und Dachbegrünungen.
Neue Bäume zu pflanzen, sei jedoch nicht immer möglich. „Wer beispielsweise Bäume auf dem Marktplatz haben möchte, der sollte auch wissen, dass dann der Wochenmarkt in seiner bewährten Form und viele Stadtfeste aufgrund von vorgeschriebenen Rettungswegen und Feuerwehraufstellflächen nicht mehr möglich wären. Können wir uns eine Innenstadt ohne Wochenmarkt wirklich vorstellen?“, wendet Ludger Böhne ein.
Er ergänzt, dass viele Aspekte wie Begrünung, Markt- und Veranstaltungsflächen sowie Barrierefreiheit und Sitzmöglichkeiten zusammen betrachtet werden müssen. „Wichtig bleibt am Ende, dass die Themen Klima- und Hitzeschutz sehr umfassend als gesamtgesellschaftliche Herausforderungen begriffen werden“, führt er aus.
Kommunen müssen Maßnahmen ergreifen
Die Stadt untersützt die Initiative „Refill“. Einrichtungen können sich dort registrieren und Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, vor Ort ihre Trinkflaschen aufzufüllen. Bislang gibt es in Dorsten zwei Einrichtungen, die sich beteiligen.
Seit 1993 gibt es in Holsterhausen an der Straße Zum Aap einen Trinkwasserbrunnen von RWW, der im Moment allerdings nicht im Einsatz ist. „Wir tauschen alle Trinkwasserbrunnen in diesem Jahr schrittweise aus. In Dorsten erfolgt dies in Abstimmung mit der Stadt“, erklärt dazu Birgit Kirch von RWW.
Das Klimaanpassungsgesetz NRW gibt vor, dass auch Kommunen Maßnahmen zur Begrenzung der negativen Auswirkungen durch den Klimawandel ergreifen müssen. Aktuell stelle die Stadt diese Hinweise in Neuaufstellungen von Bebauungsplänen oder Veränderungen um.
„Wir brauchen auf vielen Ebenen ein Umdenken zu mehr Klimaresilienz. Das betrifft nicht nur uns als Stadtverwaltung, sondern alle Akteure in unserem Gemeinwesen, also auch die Bürgerschaft, Institutionen und Unternehmen“, so Stadtsprecher Ludger Böhne.
Dorsten als Schwammstadt
Dabei spiele Klimaresilienz eine große Rolle, um die Lebensqualität in der Stadt auch langfristig zu sichern. „Jede und jeder sollte sich immer auch selbst die Frage stellen: Was kann ich persönlich dafür in meinem Garten, auf meinem Balkon oder mit meinem Verhalten tun, um etwas gegen den Klimawandel beizusteuern oder gegen dessen Folgen gewappnet zu sein?“, so Böhne weiter.
Die Stadt Dorsten hat sich zudem der Initiative Klima.Werk angeschlossen. „Konkret bedeutet das, durch eine nachhaltige Stadtentwicklung Schwammstädte zu schaffen“, erklärt Böhne. Das Ziel sei es, die Region blau-grün zu gestalten und sie so an das veränderte Klima anzupassen.
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