
In voller Montur: Alexander Herbrecht aus Dorsten geht bei Wettkämpfen auf Zeitenjagd. © privat
Dorstens fittester Feuerwehrmann bereitet sich etwas anders auf Einsätze vor
Sport
Für Feuerwehrmann Alexander Herbrecht ist „FireFit“ zu einem Lebensinhalt geworden. Seit zwei Jahren betreibt der Dorstener den Feuerwehrsport auf Wettkampfniveau - und das sehr erfolgreich.
Für einen Job bei der Feuerwehr gilt es als Grundvoraussetzung, körperlich fit zu sein. Doch das, was Alexander Herbrecht aus Dorsten macht, weicht stark vom Gewichte stemmen und einfachem Joggen ab. Der 31-Jährige Oberbrandmeister bei der Dorstener Feuerwehr betreibt „FireFit“. Die Sportart ist angelehnt auf die körperlichen Anforderungen bei der Feuerwehr.
„FireFit“ ist Hochleistungssport mit 25 Kilogramm Extragewicht
In voller Montur - das heißt mit Stiefeln, Einsatzhose- und -jacke, dazu Handschuhe, Helm und Atemschutzgerät - müssen die Athletinnen und Athleten einen Parcours bewältigen. Die Ausrüstung sorge am Körper für ein Zusatzgewicht von etwa 25 Kilogramm, sagt Herbrecht.
Für die Hindernisse und Aufgaben gibt es ein international gültiges Regelwerk: Zunächst geht es über Treppen mit einem 19 Kilogramm schweren Schlauchpaket einen zwölf Meter hohen Turm hinauf. Oben angelangt, muss eine ebenfalls 19 Kilogramm schwere Schlauchrolle an einem Seil über die Brüstung gehoben werden. Danach geht es die Treppe wieder hinunter. Jede einzelne Stufe müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzen, genau wie die Handläufe.

Über Stahltreppen geht es einen zwölf Meter hohen Turm hinauf. Und das mit Atemschutzgerät. © privat / Simon Grundmann
Bei der nächsten Station müssen die Mitglieder der Feuerwehr oder des Technischen Hilfswerks (THW) mit einem Hammer ein Gewicht über knapp 25 Zentimeter nach hinten schlagen. Im Anschluss folgt ein knapp 42 Meter langer Slalomlauf um vier aufgestellte Hydranten.
80-Kilo-Puppe muss „gerettet“ werden
Des Weiteren müssen die Sportlerinnen und Sportler einen mit Wasser gefüllten und unter Druck stehenden Schlauch über 23 Meter durch einen Türrahmen ziehen, ehe mit dem Wasserstrahl ein Ziel getroffen werden muss. Ist das Strahlrohr auf der markierten Fläche abgelegt worden, nehmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine 80 Kilogramm schwere Rettungspuppe auf. Über 30 Meter ziehen die Feuerwehrleute die Puppe rückwärts bis ins Ziel.
Für all das brauchte Herbrecht im Juni bei den „FireFit European Championships“ in Hannover gerade mal 1:43,16 Minuten. Damit belegte der Notfallsanitäter in Ausbildung in seiner Altersklasse den 11. Platz und schaffte eine persönliche Bestzeit. Im Tandemlauf qualifizierte sich Herbrecht mit seinem Partner für das Finale. Dort war jedoch ein Team aus Litauen noch schneller, sie belegten den zweiten Rang.

Alexander Herbrecht zieht einen unter Druck stehenden und mit Wasser gefüllten Schlauch hinter sich her. © privat
Die guten Ergebnisse halten Herbrecht jedoch nicht davon ab, sich noch weiter verbessern zu wollen. „In vier Wochen geht es weiter“, sagt er mit Blick auf das Event am Dortmunder Phönixsee. Dieses Mal werde wohl auch weniger internationale Konkurrenz dabei sein. Die Veranstaltung werde für ihn in diesem Jahr auch nicht die letzte sein, kündigt Herbrecht an: „Ich richte teilweise meinen Urlaub nach den Wettkämpfen. Deshalb geht im Oktober zu einem Event nach Portugal.“
Herbrecht hat erst vor zwei Jahren mit „FireFit“ begonnen
Dass er mal so erfolgreich im „FireFit“ sein würde, hätte der Feuerwehrmann selbst nicht gedacht. „Ich habe damit erst vor zwei Jahren angefangen“, erzählt Herbrecht, der schon viele Jahre lang Crossfit betreibt. Sport, sagt er, sei schon immer ein wichtiger Teil seines Lebens gewesen.
Die Arbeitskollegen hätten seinen Start im „FireFit“ damals noch etwas belustigt aufgenommen, so Herbrecht. „Ich trainiere bei uns an der Wache und habe mir beispielsweise die Schlauchpakete selbst zusammengebastelt. Da haben die Kollegen schon etwas gespöttelt“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Das habe sich aber schnell gelegt, als die Zeiten besser geworden sind.

Alexander Herbrecht (rechts) zieht die 19 Kilogramm schwere Schlauchrolle über die Brüstung des Turms. © privat / Simon Grundmann
Der unschlagbare Vorteil: Der Feuerwehrsport kommt Herbrecht im Einsatz zugute. „Das merke ich schon“, sagt er, „vor allem die Ausdauer.“ Denn dann kommt es darauf an, Treppen schnell zu erklimmen, Schläuche meterweit zu schleppen oder Menschen zu retten. Mit dem reinen Hantelstämmen und Joggen hat das dann nicht mehr viel zu tun.
Geboren in der Stadt der tausend Feuer. Ruhrpott-Kind. Mag königsblauen Fußball. Und Tennis. Schreibt seit 2017 über Musik, Sport, Wirtschaft und Lokales. Sucht nach spannenden Geschichten. Interessiert sich für die Menschen und für das, was sie bewegt – egal in welchem Ort.